Regensburg, 28. September 2024
Der Predigttext für den kommenden Sonntag, den 26. im Jahreskreis, kommt aus dem Brief des Apostel Jakobus, eine Ansprache in Briefform, „Epistel“ genannt. Er steht dort im fünften Kapitel, es handelt sich um die Verse 1 bis 6. Jakobus gibt dort einen deutlichen Honweis darauf, dass die ungerechte Verteilung materiellen Reichtums auf der Erde eine schwere Sünde derer ist, die hier Abhilfe schaffen könnten. Deswegen sagt er denjenigen, die übermäßig viele Reichtuümer gehortet und dafür sogar Unshuldige umgebracht haben, große Schrecken und großes Elend voraus.
26. Sonntag im Jahreskreis B – Jakobusbrief 5, 1 – 6
„1Ihr Reichen, weint nur und klagt über das Elend, das über euch kommen wird! 2Euer Reichtum verfault und eure Kleider sind von Motten zerfressen, 3euer Gold und Silber verrostet. Ihr Rost wird als Zeuge gegen euch auftreten und euer Fleisch fressen wie Feuer. Noch in den letzten Tagen habt ihr Schätze gesammelt. 4Siehe, der Lohn der Arbeiter, die eure Felder abgemäht haben, der Lohn, den ihr ihnen vorenthalten habt, schreit zum Himmel; die Klagerufe derer, die eure Ernte eingebracht haben, sind bis zu den Ohren des Herrn Zebaoth gedrungen. 5Ihr habt auf Erden geschwelgt und geprasst und noch am Schlachttag habt ihr eure Herzen gemästet. 6Verurteilt und umgebracht habt ihr den Gerechten, er aber leistete euch keinen Widerstand.“
Die Worte des Jakobusbriefes sind hart, kaum zu ertragen. Der Autor geht schwer ins Gericht mit den Reichen: Sie sollen weinen und klagen über das Elend, das sie erwartet. Der Reichtum wird vergehen – wir dürfen an das Sprichwort denken, wonach niemand etwas mit ins Grab nehmen kann. Am Ende verrostet alles Hab und Gut. Aber mehr noch: Dieser Rost wird Zeugnis ablegen gegen die Reichen, die noch am Ende des Lebens nichts anderes im Sinne haben, als Reichtümer anzuhäufen.
Diese Worte gehen uns etwas an. Denken wir im globalen Vergleich, gehören wir alle – oder zumindest die meisten von uns – zu den „Reichen“. Ist für uns das Heil von vornherein verspielt? Können wir nur noch scheitern im Letzten Gericht? Im Neuen Testament findet sich an vielen Stellen die Kritik des Reichtums. Es beginnt schon im Magnifikat, dem Lobgesang Mariens: „Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.“ (Lk 1,53). Jesus selbst wird einmal sagen: „Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“ (Mk 10,25). Im Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus (vgl. Lk 16,19-31) berichtet Jesus von einem armen Mann, der vor der Tür eines reichen Mannes Hunger leiden muss. Der Reiche stirbt und leidet Höllenqualen, während der Arme in Abrahams Schoß geborgen wird.
Kann es denn dann für die Reichen Hoffnung geben? Bei den Stellen im Neuen Testament fällt eines auf: Den Reichen wird nie nur der Vorwurf gemacht, dass sie viel hätten; es kommt immer eine bewusste Zurücksetzung der Armen hinzu. Der reiche Mann ignoriert – offenbar über lange Zeit – den vor seiner Türe liegenden Armen. Zum Verhängnis wird ihm nicht nur sein Reichtum, sondern vor allem dessen Kehrseite: Der fehlende Blick für den Armen. So liegt es auch im heutigen Abschnitt aus dem Jakobusbrief. Die Reichen, die dort genannt werden, sind nicht nur reich: Nein, sie enthalten ihren Erntehelfern den verdienten Lohn vor, schwelgen und prassen. Jesus hat einen klaren Blick für die Gefahr des Geldes, die das Herz zu verhärten droht. Wo Reichtum ist, ist offenbar auch die Gier nie weit. Eben das wird den Reichen zum Verhängnis.
Wir müssen diese Warnung ernst nehmen. Niemand kann seinen Reichtum mit ins Grab nehmen. Es kommt darauf an, wie wir unseren Wohlstand einsetzen. Sind wir bereit, aus frohem Herzen zu teilen? Sind wir bereit, unsere Mittel zum Wohl dieser Welt einzusetzen? Oder verschanzen wir uns innerhalb der Wagenburg unseres Kontostandes? Es liegt in unserer Hand.
Text: Benedikt Bögle
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