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Durch das Kirchenjahr: Der Blog zum Sonntagsevangelium

Kultur des Lebens

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Regensburg, 29. Juni 2024

Die Lesung für morgen, den dreizehnten Sonntag im Jahreskreis, kommt aus dem Buch der Weisheit, und zwar aus dem ersten und zweiten Kapitel. Im ersten Kapitel sind es die Verse 13 bis 15. im zweten sind die Verse 23 und 24. Dort ist Gottes starke Absage an Tod und Verderben zu erfahren, denn diese hat nicht er gemacht, sondern sie entstanden durch den Neid des Teufels auf das Schöpfungswerk. Gott hingegen steht für Gerechtigkeit und Unvergänglichkeit.

Dreizehnter Sonntag im Jahreskreis B – Weisheit 1,13 15; 2,23 24

13Gott hat den Tod nicht gemacht und hat keine Freude am Untergang der Lebenden. 14Zum Dasein hat er alles geschaffen und heilbringend sind die Geschöpfe der Welt. Kein Gift des Verderbens ist in ihnen, das Reich der Unterwelt hat keine Macht auf der Erde; 15denn die Gerechtigkeit ist unsterblich. 23Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht. 24Doch durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt und ihn erfahren alle, die ihm angehören.“

„Gott hat den Tod nicht gemacht“. Dieser Satz mag uns auf den ersten Blick wie eine Selbstverständlichkeit erscheinen. Doch: Wenn wir glauben, dass Gott die Welt erschaffen hat, und dass ihm alles untertan ist – wer sollte den Tod denn erschaffen, wenn nicht Gott selbst? Wenn alles Gott gehorchen muss – wie sollte die Macht des Todes entstanden sein, wenn nicht aus der Hand Gottes?

Die Bibel und der Glaube der Christen schärfen uns immer wieder ein, dass die Schöpfung das Werk eines guten Gottes ist. Auch das ist keine Selbstverständlichkeit. In der alten Kirche entwickelte sich die Irrlehre der sogenannten „Gnosis“. Beeinflusst von verschiedenen philosophischen Strömungen glaubte diese Gruppe im Kern, den Menschen trennen zu müssen: Seine Seele sei gut, alles Leibliche, alles Irdische aber sei schlecht und verdorben. Erlösung bedeute am Ende, sich aus dem Leib zu befreien. Auf die Spitze trieb das der antike Häretiker Markion: Er ging so weit, zwei Götter zu unterscheiden. Der Gott des Alten Testaments, der die Welt erschaffen hatte, konnte unmöglich der Gott des Neuen Testamentes sein, von dem Christus Zeugnis ablegte. Die Schöpfung ist schlecht und ihr Gott muss böse sein – das war seine Botschaft.

Das hat die Kirche von Anfang an verworfen. Mit dem Buch der Weisheit kann sie sprechen: „Gott hat den Tod nicht gemacht und hat keine Freude am Untergang der Lebenden. Zum Dasein hat er alles geschaffen“. Gott hat diese Welt erschaffen und dabei immer wieder auf seine Schöpfung geblickt: „Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut.“ (Gen 1,31). Aus Liebe hat Gott den Menschen ins Dasein gerufen – wie könnte dieses Leben schlecht sein? Wie könnte Gott den Tod dieser Menschheit wollen? Umgekehrt ist es: Gerade wegen Gottes großer Liebe hat er den Menschen als freies Wesen erschaffen. Der Preis dieser Freiheit ist die Möglichkeit, sich von Gott abzuwenden. Der Preis dieser Freiheit ist die Sünde – und damit der Tod. „Doch durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt“, stellt das Buch der Weisheit fest.

Gott ist ein Freund des Lebens – jeden Lebens. Er will nicht den Tod für seine Geschöpfe, sondern ihr Leben und ihre Erlösung. Das ist eine Kernbotschaft der Kirche: Gott meint es gut mit uns; bei allen Schwierigkeiten und in allen Nöten des Lebens dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott unser Freund ist. Als Christen müssen wir daher an einer Kultur des Lebens arbeiten, die diese Botschaft begreift und verwirklicht. Wenn Gott ein Freund des Lebens ist, ist jedes Leben schützenswert, achtenswert und heilig – von der Empfängnis bis zum Tod. Wenn Gott ein Freund des Lebens ist, müssen wir wo immer nötig gegen das Leid ankämpfen und für eine gerechte Gesellschaft arbeiten. „Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen“ – jeden Menschen. Das zu verkünden ist unsere Aufgabe.

Text: Benedikt Bögle

(sig)



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