Regensburg, 20. Mai 2023
Am Sonntag steht im Evangelium das „ewige Leben“ im Mittelpunkt. Warum es dabei nicht nur um das Leben nach dem Tod geht, erfahren Sie in unserem heutigen Blog zum Sonntagsevangelium.
Siebter Sonntag der Osterzeit A – Johannes 17,1-11a
„In jener Zeit 1erhob Jesus seine Augen zum Himmel und sagte: Vater, die Stunde ist gekommen. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht! 2Denn du hast ihm die Macht über alle Menschen gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt. 3Das aber ist das ewige Leben: dass sie dich, den einzigen wahren Gott, erkennen und den du gesandt hast, Jesus Christus. 4Ich habe dich auf der Erde verherrlicht und das Werk zu Ende geführt, das du mir aufgetragen hast. 5Jetzt verherrliche du mich, Vater, bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war. 6Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie gehören dir und du hast sie mir gegeben und sie haben dein Wort bewahrt. 7Sie haben jetzt erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist. 8Denn die Worte, die du mir gabst, habe ich ihnen gegeben und sie haben sie angenommen. Sie haben wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie sind zum Glauben gekommen, dass du mich gesandt hast. 9Für sie bitte ich: nicht für die Welt bitte ich, sondern für alle, die du mir gegeben hast; denn sie gehören dir. 10Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein; in ihnen bin ich verherrlicht. 11aIch bin nicht mehr in der Welt, aber sie sind in der Welt und ich komme zu dir.“
Diese Worte Jesu sind der erste Teil des sogenannten „hohepriesterlichen Gebetes“. Jesus bittet in diesem Gebet für die ihm Anvertrauten – für uns. Schon die ersten Verse bieten eine ganz kurze Zusammenfassung dessen, was man als den christlichen Glauben bezeichnen kann: „Denn du hast ihm die Macht über alle Menschen gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt. Das aber ist das ewige Leben: dass sie dich, den einzig wahren Gott erkennen und den du gesandt hast, Jesus Christus.“ Es geht um das ewige Leben. Benedikt XVI. hat dazu in seinem Jesus-Buch festgestellt, dass der Begriff des „ewigen Lebens“ hier nicht das Leben nach dem Tod bezeichnet. Ewiges Leben sei vielmehr „das Leben selbst, das eigentliche Leben, das auch in dieser Zeit gelebt werden kann und dann durch den Tod nicht mehr angefochten wird.“
Jesus hat Kunde vom „ewigen“, vom wahren Leben gebracht. Und er schiebt noch eine Definition nach, was dieses ewige Leben denn nun sei: Gott und Jesus als seinen Sohn zu erkennen. Für dieses ewige Leben ist der Mensch geschaffen, für dieses ewige Leben wurde Gottes Wort Mensch, stirbt Jesus am Kreuz. Benedikt XVI. stellt weiter fest, dass auf diese Weise das ewige Leben ein Beziehungsbegriff wird: Es geht um die menschliche Erkenntnis von Gott; es geht darum, im gekreuzigten und auferstandenen Herrn den Vater zu sehen und zu erkennen.
Die Beziehung mit Gott eröffnet uns das „ewige Leben“ – sozusagen schon im Hier und im Jetzt. Dieses ewige Leben ist die eigentliche Zielbestimmung des Menschen. Nicht Tod und Verderben sollen sein Los sein, sondern die Gemeinschaft mit Gott, dem Vater.
Das Zitat stammt aus: Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI., Jesus von Nazareth. Band II, Herder 2011, S. 101.
Text: Benedikt Bögle
(mk)