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Durch das Kirchenjahr: Blog zum Sonntagsevangelium

Gesetz der Freiheit

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Regensburg, 12. Mai 2023

Am Sonntag hören wir im Evangelium weiter aus den „Abschiedsreden Jesu“: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“ Welche Gebote? Und was haben diese mit Freiheit zu tun?  Gedanken von Benedikt Bögle.

Sechster Sonntag der Osterzeit A – Johannes 14,15-21

„In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: 15Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. 16Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, 17den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird. 18Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch. 19Nur noch kurze Zeit und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und auch ihr leben werdet. 20An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch. 21Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“

Den Jünger muss die Rede Jesu in vielen Punkten unverständlich gewesen sein. Das Johannesevangelium bringt das selbst immer wieder zum Ausdruck, wenn die Reaktion auf das Wort Jesu entweder Missverständnis oder auf Seiten der Pharisäer und Schriftgelehrten bewusste Ablehnung ist. Als Jesus nach seinem letzten Abendmahl die Abschiedsreden hält, kann den Jüngern kaum klargewesen sein, was dies denn bedeuten solle: Dass die Welt Jesus bald nicht mehr sehen werde, dass er dafür seinen Beistand schicken wolle. Wir als heutige Leser wissen natürlich, dass nur Stunden nach dieser Rede der Tod Jesu, schließlich aber auch seine Auferstehung, Himmelfahrt und das Pfingstereignis folgen sollten.

Jesus knüpft an die Worte aus dem Evangelium der vergangenen Woche an: Dort hatte er daran erinnert, dass die Jünger in Jesus den Vater sehen und durch Jesus als dem Weg zum Vater gelangen können. An diesem Sonntag vertieft Jesus seine Anweisungen an die Jünger und die künftige Kirche, die sich als Gemeinschaft der Glaubenden verstehen darf, auch wenn Jesus nicht mehr körperlich unter ihnen weilt. Der Schlüssel für diese Kirche sind die Gebote, die Jesus seinen Jüngern aufgetragen hat. Man möchte fragen: Welche Gebote? Jesus hält diese Rede nur kurz, nachdem er im Abendmahlssaal den Jüngern die Füße gewaschen und damit einen Sklavendienst übernommen hat. Jesus hatte das erklärt: „Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13,14-15). Das ist Jesu neues Gebot, das sollen die Jünger halten.

Wenn Jesus nun dieses neue Gebot zum Ausdruck der Gemeinschaft mit ihm macht, möchten wir vielleicht erschrecken: Fehlt dann nicht jeder, der einmal die Gebote nicht hält, in dieser Liebe? Steht er dann nicht mehr in der Gemeinschaft mit Jesus und dem Vater? Man wird diese Rede in einem engen Zusammenhang mit dem Alten Testament lesen dürfen. Auf die Befreiung des Volkes Israel aus der Sklaverei in Ägypten folgt die Gabe der Gesetze. Die Gebote sind nicht Voraussetzung der Befreiung, sondern ihre Folge. Die jüdische Theologie sieht in den Geboten nie etwas Einschränkendes – sondern immer die Freiheit. Das Vorbild und das Gebot Jesu befreien uns zur Gemeinschaft mit ihm. Durch Jesus dürfen wir in Gemeinschaft mit dem Vater leben. Wer Jesus liebt, liebt den Vater. Und mehr noch: Das gilt auch umgekehrt.

 

Text: Benedikt Bögle

(mk)



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