Regensburg, 2. März 2024
In der Lesung des morgigen Sonntags wird deutlich: Der Glaube ist eine Herausforderung, früher wie heute. Der Blog zum Sonntagsevangelium:
3. Fastensonntag B – Erster Korintherbrief 1,22-25
„Schwestern und Brüder! 22Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. 23Wir dagegen verkünden Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit, 24für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. 25Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen.“
Der Apostel Paulus gilt als der „Apostel der Völker“. Zunächst verfolgte er die Kirche Jesu Christi, um dann – nach seiner Begegnung mit dem Auferstandenen vor den Toren von Damaskus – zum Verkünder des Evangeliums zu werden, der gerade in den griechischen, heidnischen Städten die Botschaft von Christus verkündete. Paulus, der Jude, brachte das Evangelium zu den Heiden. Im ersten Kapitel des ersten Korintherbriefes fasst der Apostel den Glauben der Kirche zusammen – einen Glauben, der als Torheit erscheinen muss.
„Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit“, schreibt Paulus und greift damit zwei grundsätzliche menschliche Geisteshaltungen auf. Wir wollen nicht leichtgläubig sein, sondern suchen nach Sicherheit und Bestätigung, fordern Beweise und Zeichen für das, was wir glauben. Der Weg Jesu durch Israel wird immer wieder von einer Spannung begleitet: Jesus heilt Menschen, tut Wunder. „Zeichen“ nennt der Evangelist Johannes diese Taten, die ein Ausweis der Macht und Sendung Jesu sind. Die Menschen suchen nach diesen Zeichen, kommen teilweise aufgrund der Zeichen zum Glauben an Jesus – und doch kritisiert Jesus diese Geisteshaltung immer wieder, wenn Menschen nur aufgrund der Zeichen an Jesus glauben. Noch am Kreuz bringen einige Menschen dieses Bedürfnis nach Zeichen zum Ausdruck, verpackt in Spott: „Er soll jetzt vom Kreuz herabsteigen, damit wir sehen und glauben.“ (Mk 15,3).
Auch die Griechen verkörpern eine menschliche Grundhaltung: Sie suchen Weisheit. Sie wollen eine rationale Begründung finden, wollen mit den Mitteln der Vernunft die Welt begreifen. Beides kann der christliche Glaube nicht bieten. Die Juden fordern Zeichen, die Griechen Weisheit – „wir aber“, betont Paulus, „verkünden Christus als den Gekreuzigten“. Das ist, was das Christentum der nach Zeichen und Weisheit strebenden Welt zu bieten hat: Den Glauben daran, dass Gottes Sohn am Kreuz gestorben ist. Diese Verkündigung ist weder ein „Zeichen“, noch ist es „weise“. Im Gegenteil: Den Juden muss das als „Ärgernis“ gelten – mit „Skandal“ ließe sich das griechische Wort ebenfalls übersetzen. Dass Gottes Sohn wie ein Verbrecher am Kreuz sterben soll, ist eine Provokation. „Ein Gehenkter ist ein von Gott Verfluchter“, sagt die Schrift (Dtn 21,23). Ein solcher Gehenkter soll der Sohn Gottes sein?
Den Griechen wiederum muss es als Torheit erscheinen: Gott ist unsterblich, ewig, vollkommen. Dass gerade Gottes Sohn am Kreuz sterben muss, spottet jeder vernünftigen Beschreibung. Ihnen muss die christliche Botschaft als „Torheit“ erscheinen. Aber gerade in diesem Paradox, in diesem scheinbar unauflösbaren Selbstwiederspruch des christlichen Glaubens liegt seine Stärke: Dass Gott Mensch wird und am Kreuz sterben will. Gerade in dieser aus Liebe gewählten Schwäche liegt die wahre Stärke Gottes.
Dieses Paradox des christlichen Glaubens ist nicht verhandelbar. Paulus bemühte sich, den christlichen Glauben in einer auch den Heiden verständlichen Sprache zu verkünden. Seine Worte sind keine Absage an jede vernünftige Durchdringung des Glaubens. Trotzdem: Der Glaube an den Gekreuzigten ist Stein des Anstoßes, Skandal, Herausforderung. Und er bleibt eine Herausforderung, auch zweitausend Jahre später: Gottes Sohn leidet und stirbt – und gerade darin zeigt sich die letzte Größe Gottes.
Text: Benedikt Bögle
(SSC)