Regensburg, 5. August 2023
Am kommenden Sonntag hören wir im Gottesdienst von der Verklärung des Herrn und von der Stimme des Vaters: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ Ist das alles wirklich geschehen oder folgen wir nur einer klug ausgedachten Geschichte? Der Blog zum Sonntagsevangelium.
Verklärung des Herrn A – 2. Petrusbrief 1,16-19
„Schwestern und Brüder! 16Wir sind nicht klug ausgedachten Geschichten gefolgt, als wir euch die machtvolle Ankunft unseres Herrn Jesus Christus kundtaten, sondern wir waren Augenzeugen seiner Macht und Größe. 17Denn er hat von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit empfangen, als eine Stimme von erhabener Herrlichkeit an ihn erging: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe. 18Diese Stimme, die vom Himmel kam, haben wir gehört, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren. 19Dadurch ist das Wort der Propheten für uns noch sicherer geworden und ihr tut gut daran, es zu beachten, wie ein Licht, das an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in eurem Herzen.“
Ein Sprichwort sagt: „Glauben heißt, nicht zu wissen.“ Wer etwas weiß, tätigt eine Aussage, die wahr ist; er ist sich dieser Wahrheit bewusst. Man kann aus dem Fenster schauen und sehen, dass es regnet. Wer nun sagt: „Es regnet“, „weiß“ das: Er sagt etwas Wahres und ist sich dessen sicher. Anders liegt es beim „Glauben“: Wir können uns noch so sicher sein, dass Jesus wirklich von den Toten auferstanden ist, dass er wirklich in der Eucharistie wahrhaft gegenwärtig ist, dass nach dem Tod wirklich das ewige Leben auf uns wartet – im eigentlichen Sinne „wissen“ wir das nicht. So einfach wir überprüfen können, ob es draußen regnet, so unmöglich ist es uns, gleiches mit der Auferstehung Jesu zu machen. Wir können Gott nicht beweisen. Wir bleiben auf den Glauben angewiesen. Wir müssen denen vertrauen, die uns von Jesus Christus erzählen. Aber da dürfen wir nicht stehen bleiben: Die Botschaft, die wir empfangen, ist die Basis für unsere eigene Gotteserfahrung. Auf dem Boden der Tradition dürfen wir selbst dem verklärten Herrn begegnen.
Das greift der Zweite Petrusbrief auf: „Wir sind nicht klug ausgedachten Geschichten gefolgt“. Der Gedanke könnte uns doch kommen: Was, wenn alles, was wir glauben, letztlich eine klug ausgedachte Erzählung ist? Dem Vorwurf sahen sich schon die ersten Jünger ausgesetzt, wenn ihnen vorgeworfen wurde, sie hätten den Leib Jesu einfach aus dem Grab gestohlen und seine Auferstehung nur erfunden. Was, wenn wir in unserem Glauben nur klug erfundenen Märchen folgen würden? Der zweite Petrusbrief stammt aller Wahrscheinlichkeit nach nicht vom Apostel Petrus selbst, wohl aber von Menschen, die ihrerseits von anderen den Glauben an Jesus empfangen haben: Unser aller Glaube geht am Ende auf die Erfahrungen der Jünger zurück, die nicht geschwiegen haben, sondern Zeugnis ablegten.
Unser eigener Glaube geht auf diese Zeugen zurück – und damit auf Erfahrungen wie der Verklärung Jesu. Das Zeugnis dieser Männer und Frauen trägt die Botschaft Jesu weiter. Das ist natürlich eine Herausforderung für uns: Wir müssen dem Zeugnis vertrauen. Wir können nicht naturwissenschaftlich oder philosophisch beweisen, dass unser Glaube wahr ist. Aber wir können den zahlreichen Zeugen vertrauen, die den Herrn selbst gesehen haben. Wir können den Blick fest richten auf jene, die uns im Glauben vorangegangen sind. Sie führen uns zum Berg der Verklärung; sie ermöglichen unsere eigene Begegnung mit dem Auferstandenen. So dürfen wir auf Christus als den „wahren Morgenstern“ hoffen, der am Ende auch uns in der Auferstehung aufleuchten wird.
Text: Benedikt Bögle
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