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Durch das Kirchenjahr: Blog zum Sonntagsevangelium

Nichts für die Klugen?

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Regensburg, 8. Juli 2023

Den Weisen verborgen, den Unmündigen offenbart: Das Evangelium des Sonntags beschäftigt sich mit dem Kennen und Erkennen von Jesus Christus.Der Blog zum Sonntagsevangelium.

14. Sonntag im Jahreskreis A – Matthäus 11,25-30

25In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast. 26Ja, Vater, so hat es dir gefallen. 27Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. 28Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. 29Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele. 30Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“

Dieses Gebet Jesu an den Vater irritiert: „Ich preise dich, (…) weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast.“ Die Schwierigkeit dieses Satzes beginnt schon mit der Frage, was „das“ denn eigentlich ist? Was genau hat der Vater vor den Weisen verborgen, den Unmündigen aber offenbart? Gerade die offene Formulierung darf Anlass zu der Vermutung geben, dass es sich nicht um einen ganz konkreten Glaubenssatz handelt, sondern vielmehr das Gesamt der Sendung Jesu gemeint ist: Sein ganzes Wesen, seine ganze Lehre vom anbrechenden Gottesreich, seine ganze Predigt. All das bleibt den Weisen verborgen, offenbart sich nur den Unmündigen.

Man kann nun in diesen Sätzen ein Lob der Einfachheit hören: Den großen Gelehrten bleibt die Botschaft Jesu verschlossen. Man kann vielleicht ebenso an die großen Opponenten Jesu denken, an die Schriftgelehrten und die Pharisäer. Sie zeichnen sich im Evangelium vor allem dadurch aus, gelehrte Glaubenssätze aufzustellen, aber keinen Blick für den Mitmenschen zu haben. Der Verstand hat bei ihnen das Herz offenbar verdrängt. Doch auch diese Deutung ist schwierig: So umfassend Jesus sagt, „das“ habe Gott vor den Weisen verborgen, so weit ist die Formulierung der „Weisen und Klugen“, die sich gerade nicht auf eine bestimmte Gruppe bezieht.

Verurteilt damit Jesus die Wissenschaft an sich, die verständige Beschäftigung mit dem Gotteswort? Das Judentum achtet die Beschäftigung mit der Tora hoch: Jesus selbst kritisiert die Pharisäer in erster Linie nicht wegen ihrer Lehre, die sie entwickeln, sondern wegen ihrer Handlungen. Die Kirche selbst fördert seit den ersten Jahrhunderten die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem christlichen Glauben – die heiligen Augustinus oder Thomas von Aquin sind nur Beispiele. Soll ihnen etwa – den „Weisen und Klugen“ – das Evangelium verborgen geblieben sein?

Sicherlich ist mit diesem Wort Jesu vielmehr ein anderer Aspekt angesprochen. Christ wird man nicht durch die wissenschaftliche Auseinandersetzung, sondern durch die persönliche Begegnung mit dem Auferstandenen. Am Anfang des Christseins steht der Ruf Jesu: „Folge mir nach!“ Es geht eben darum, Jesus zu kennen und zu erkennen – und in ihm den Vater. Diese Erkenntnis, das Hören dieses Rufes ereignet sich völlig unabhängig von irgendwelchen akademischen Ehren. Die gläubige Antwort auf diesen Ruf ist eine des Herzens.

Text: Benedikt Bögle

(kw)



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