News Bild Die Tradition des Bischofsstabes von Abt Placidus Fleming

Die Tradition des Bischofsstabes von Abt Placidus Fleming

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(pdr) Nach knapp drei Monaten geht die Ausstellung „Scoti Peregrini in St. Jakob. 800 Jahre irische und schottische Kultur in Regensburg“ im Regensburger Priesterseminar zu Ende. Als Bischofsstab führt Bischof Gerhard Ludwig den restaurierten Stab des Abtes Placidus Fleming (1642 bis 1720) des Regensburger Schottenklosters St. Jakob. Erfolgreich suchte Abt Placidus Fleming im 17. und 18. Jahrhundert nach Antworten auf die Herausforderungen seiner Zeit.

Der Stab ist Zeichen für das Hirtenamt. Maximilian Heimler von den Werkstätten für kirchliche Kunst der Regensburger Firma Haber und Brandner erklärte, nachdem der Stab längere Zeit nicht genutzt worden war, galt es, die gelockerten Verschraubungen zu stabilisieren. Um der Größe Bischof Gerhard Ludwigs zu entsprechen, wurde der Pontifikalstab außerdem nach unten hin „deutlich verlängert“.

Der Stab von Abt Placidus, ein typischer Bischofsstab des Barock, zeigt die Buchstaben „HMS“. Wahrscheinlich fertigte der Regensburger Silberschmied Hans Matthias Schober den in Silber gehaltenen Stab mit der Krümmung in Gold an. Per Gravur ist seine Entstehung auf das Jahr 1682 datiert. Auf der einen Seite der Krümmung ziert ihn ein Bild Christi als guter Hirt, auf der anderen Seite eine Darstellung des heiligen Pilgerpatrons Jakobus. Wie ein Pilger zog auch Abt Placidus Fleming immer wieder quer durch Europa, wie ein guter Hirte sorgte er sich um die Schottenmönche. So reiste er in Zivilkleidern einem entlaufenen Mitbruder bis nach Nürnberg nach und bewegte ihn zur Umkehr.

Placidus Fleming gilt als der „zweite Gründer“ des Schottenklosters in Regensburg. In der Tradition der schottischen Benediktiner auf dem Festland dachte und handelte der Konvertit global-katholisch. Die Entstehung der Klöster geht auf die mittelalterliche Irenmission zurück. Seit der Reformation in Schottland fungierten sie als Schutz und, soweit möglich, als Missionsschule für die katholische Tradition in der Heimat. Nach langem Ringen gelang es Abt Placidus im 18. Jahrhundert, ein Missionsseminar in Regensburg einzurichten. Abt Fleming wirkte auf einer ausschließlich Rom unterstellten Position des schottischen Katholizismus im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Seine Aktivitäten in Regensburg vernetzte er regelmäßig mit Kontaktpersonen in London, Paris, Wien und Rom.

Bei allem europaweiten Einsatz verlor er seine primäre Aufgabe, das Regensburger Schottenkloster vor dem Ruin zu retten, nicht aus den Augen. Placidus war Manager und Stratege. Treue und Beständigkeit im kleinen zeichneten ihn aus, ohne dass er sich im Dickicht der Detailarbeit verloren hätte. Geduldig ertrug er, dass konkrete Umstände immer wieder die Weitergabe des Evangeliums verhinderten. Bei all seinem Wirken war er weitsichtig und kühn, gleichzeitig wirklichkeitsnah und nüchtern. In den Kämpfen zwischen den katholischen Stuarts und den protestantischen Oraniern auf den britischen Inseln sahen Gegner in Abt Fleming den Mittelpunkt verschwörerischen Treibens. In Wirklichkeit ging sein Erfolg darauf zurück, dass er keine Karriere in der Politik verfolgte, sondern allein seinen Einfluss auf dem Ständigen Reichstag in Regensburg geltend machte. Placidus fiel es leicht, nicht erreichte Positionen anderen zu überlassen. Er führte ein wahrhaft geistliches Leben, lebte maßvoll und betete ausdauernd, wenn ihm die Verhältnisse dafür die Zeit ließen. Von einer solchen Frömmigkeit getragen, gab er Antworten auf die Herausforderungen der neuen Zeit.



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