News Bild "Die Menschen müssen entdecken, dass sie von Gott geliebt sind!": Beitrag von Erzbischof Jan Grabner, ČR,  zur Familiensynode

"Die Menschen müssen entdecken, dass sie von Gott geliebt sind!": Beitrag von Erzbischof Jan Grabner, ČR, zur Familiensynode

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Wir veröffentlichen einen Beitrag, den der tschechische Erzbischof Jan Grabner im Rahmen der Familiensynode im Vatikan verfasst hat, im Wortlaut:

Ich möchte mich gern zu den Artikeln 49 und 58 äußern. [Gemeint ist hier das vorbereitende <link http: www.vatican.va roman_curia synod documents rc_synod_doc_20140626_instrumentum-laboris-familia_ge.html _blank external-link-new-window laboris zur>instrumentum laboris zur Familiensynode, Anm. Red.]

Mir scheint, dass die Kirche die mystagogische Katechese nicht genügend entwickelt hat. Wir bereiten mehr oder weniger erfolgreich die Gläubigen auf den Empfang der Sakramente vor, aber selten lehren wir sie weiter, aus den Sakramenten zu leben. Viele Menschen treten in die Ehe ein, ohne dass sich das praktische Leben mit Gott entwickelt hätte – weder im persönlichen Maßstab noch im gemeinsamen Leben der Eheleute. Wenn sich die Eheleute nicht für das Ideal begeistern, werden wir mit den Folgen des ehelichen Scheiterns zu tun haben. Sie sind wie Flugzeuge, die sich auf der Erde halten und nur deswegen havarieren, weil sie nicht genügend Höhe erreicht haben.

Die Menschen müssen entdecken, dass sie von Gott geliebt sind, dann werden sie fähig sein, die Liebe weiter zu geben. Wer sich nicht geliebt fühlt, der liebt auch meist nicht, er bettelt nur um Liebe oder raubt sie sich. Wer die Entdeckung der göttlichen Liebe macht, muss lernen darauf zu antworten und zu üben, sie weiterzugeben und alles zu unterlassen, was die Liebe zerstört. Die Kunst zu lieben ist eine große Kunst, dabei versuchen es die meisten Menschen wirklich amateurhaft. Nur einige haben den Vorteil einer Gemeinschaft und einer starken Spiritualität und dauerhaften Begleitung. Wie die Erfahrung zeigt, genügt die menschliche Kraft zum Aufbau einer glücklichen Familie nicht. Notwendig ist es, die Kraft Gottes nutzen zu können, die sich im Sakrament anbietet.

Ehekurse und Schulungen über menschliche, bürgerliche und christliche Pflichten (Art. 51) genügen nicht. Wenn die Familie lernt, mit Gott zu leben, mit ihm im Gebet zu reden, auf sein Wort zu hören und es ins Leben zu lassen, wird sie Zeuge von bewundernswerten Taten Gottes. Wenn die Eheleute versuchen, gemeinsam im Namen Christi zu sein, erfahren sie seine Gegenwart, die die Familie verwandelt. Wenn in der Familie der eine im anderen Christus zu sehen lernt, wenn man gemeinsam Gott zu gefallen sucht, können sie sich gemeinsam sagen: Ich will mit dir so eins sein, dass Christus in unserer Mitte sein kann. Wenn sie Fehler zugeben können, Gott und sich gegenseitig um Vergebung bitten und Reue zeigen, werden die gegenseitigen Beziehungen wieder gesund. Wenn sie vor der Messe die Opfergabe vorbereiten und sich selbst ganz großzügig Gott geben wollen, haben sie ein Problem, denn bei der Hochzeit haben sie sich unwiderruflich dem Ehegatten geschenkt.  Dieses Schenken können sie nicht zerstören. Sie können jedoch den Ehegatten bitten: Ich gehöre dir, aber ich wäre glücklich, wenn du mich heute bei der Opferung Gott schenken würdest. Ich wiederum werde ihm dich schenken. Welche Vertiefung der Beziehung!

Ein gemeinsames, geistiges Leben geht nicht ohne das Kreuz, aber es hilft, den Preis der Liebe zu entdecken, die auch das Opfer nicht scheut. Wenn sie in sich Gott lieben lassen, schaffen sie auch Krisen und zeigen der nachfolgenden Generation ein Modell einer rechten Nachfolge. Die Jugendlichen sehnen sich nach einer schönen Ehe, aber viele haben eine so große Angst, dass sie es nicht mal versuchen oder es sich wirklich verderben, weil es ihnen niemand den Weg gezeigt hat. Wenn wir die Jugend lehren, ein geistiges Leben gemeinsam zu gestalten, werden sie Partner suchen, mit denen sie in einer noch größeren Tiefe in die Ehe gehen können.

Eine große Aufgabe sehe ich in der Änderung der Ausbildung für die künftigen Priester und Katecheten. Wenn sie Bauleute der kirchlichen Gemeinschaft sein sollen, können sie nicht in einem bisher verbreiteten Individualismus erzogen werden. Sie brauchen selbst die Erfahrung einer tiefen Glaubensempfindung in einer lebendigen Gemeinschaft der Kirche.



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