Die Jakobsmuschel im päpstlichen Wappen erinnert an das Regensburger Schottenkloster
(pdr) Mit Spannung wurde die Bekanntgabe des neuen päpstlichen Wappens erwartet, das der Vatikan vorerst nur in einer skizzenhaften grafischen Darstellung veröffentlichte. Es zeigt jedoch klar, dass Papst Benedikt XVI seine altbayerische Heimat voll in das päpstliche Wappen aufgenommen hat. Bereits als Präfekt der Römischen Glaubenskongregation führte er den „Freisinger Mohr“, den „Korbiniansbär“ und die „Jakobsmuschel“ in seinem Wappen. Diese Elemente finden sich nun auch im päpstlichen Wappen gemeinsam mit den zwei Petrusschlüsseln, einer Mitra mit drei Streifen und dem Pallium wieder.
Die Mitte des dreigeteilten Wappens nimmt die Muschel ein. Sie hat einen reichhaltigen Symbolwert und dient gerne der Darstellung von Altem und Neuem Testament. Des weiteren zählt sie als Sinnbild für die göttliche Empfängnis Mariä, dem Reinheitszeichen der Mutter Gottes. „Der Heilige Vater als Pilger auf Erden“ vermutet Dr. Hermann Reidel, der Leiter des Diözesanmuseum Regensburg. „Die Muschel wird seit Jahrhunderten als Pilgersymbol verstanden. Damit steht auch die Verbindung zu Regensburg. Im Jahr 1090 gründeten irische Mönche das Schottenkloster der Benediktiner. Sie waren ursprünglich auf dem Pilgerweg des Heiligen Jakobus auf dem Weg nach Rom und sind in Regensburg hängen geblieben“, so Dr. Reidel. Das Attribut des Klosterpatrons, des Heiligen Jakobus, sei eben diese Muschel. Bereits als Erzbischof hatte Ratzinger das Symbol bewusst als Jakobsmuschel in sein Wappen aufgenommen, „und zwar genau die Darstellung, die sich am Portal des Schottenklosters befindet, in dem jetzt das Priesterseminar der Diözese untergebracht ist“.
Bezeichnenderweise deutet die Muschel auch auf den Heiligen Bischof und Kirchenlehrer Augustinus (354 bis 430) hin. In einer Vision erschien dem Heiligen Augustinus ein Knabe, der mit einer Muschel das Meer ausschöpfen wollte. Als Augustinus in Frage stellte, ob ihm das je gelingen würde, antwortete das Kind: „Gewiss, eher als du das Wesen Gottes erfassen wirst“. Wie Dr. Hermann Reidel betont, sei Papst Benedikt XVI als hervorragender Theologe und Dogmatiker der Neuzeit ein großer Verehrer des Kirchenvaters und Kirchenlehrers Augustinus. 1953 promovierte er mit einer Dissertation „Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von der Kirche“ zum Doktor der Theologie. Die Muschel könne als Hinweis auf die Lebensstation von Papst Benedikt XVI und sein Wirken als Theologielehrer angesehen werden. Von 1969 bis zu seiner Ernennung als Erzbischof von München und Freising im Jahre 1977 lehrte er an der Universität Regensburg Dogmatik und Dogmengeschichte.
Als weiteres Element auf dem päpstlichen Wappenschild ist der „Freisinger Mohr“ zu sehen. „Der nach links blickende charakteristische gekrönte Mohrenkopf taucht 1284 erstmals im Wappen des Bischof Emicho auf,“ erzählt Dr. Hermann Reidel. In zahlreichen Bischofswappen der Bischöfe von München und Freising ist „Caput Aethiopum“, das Haupt eines Äthiopiers verewigt. Es finde sich auch im Wappen von Friedrich Kardinal Wetter und sei in das neue Logo des Erzbischöflichen Ordinariates München aufgenommen worden. Ein weiteres charakteristisches Element ist der Bär mit einem Packsattel, der sogenannte „Korbiniansbär“. Von Bischof Korbinian, der im 8. Jahrhundert in Altbayern den christlichen Glauben verkündete, gibt es eine schöne Bärenlegende. Sie erzählt, dass ein Bär dem Heiligen Korbinian auf einer Reise nach Rom das Saumtier gerissen habe. Korbinian habe dann dem Tier befohlen, ihm die Lasten nach Rom zu tragen. In Rom angekommen, habe er den Bären jedoch entlassen, der sich dann wieder in die heimatlichen Wälder trollte. Die Deutung des Bären ist einleuchtend: Das Christentum zähmte und domestizierte die Wildheit des Heidentums und schuf so gerade in Altbayern Grundlagen zu einer großen Kultur. Der Korbiniansbär symbolisiert zugleich als „Lastträger Gottes“ auch die Bürde des Amtes. Im Wappen Benedikt XVI. wird der Korbiniansbär nun in Rom heimisch.