News Bild Durch das Kirchenjahr: Der Blog zum Sonntagsevangelium

Durch das Kirchenjahr: Der Blog zum Sonntagsevangelium

Unsere Heimat


Regensburg, 15. März 2025

Das Evangelium für den kommenden Sonntag, den zweiten in der Fastenzeit, steht im Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philippi. Für die christlichen Brüder in Syrien müssen sich die Worte des Apostels wie ein Stück aus ihrer unmittelbaren Gegenwart anfühlen, denn Paulus prophezeit, dass das Ende der Feinde Christ kommen wird, und dass es Verderben sein wird. Der Gliedern der Gemeinde aber stellt er die wahre, die kommende Heimat in Aussicht. Unsere Bildcollage aus zwei Miniaturen des Codex Cambrai aus dem 9. Jahrhundert, es handelt sich um feinste karlingische Buchmalerei, zeigt dieses Jerusalem – vom Berg Zion aus auf der linken Darstellung, gedeutet durch einen großartig gestalteten Engel auf der rechten Tafel.

Zweiter Fastensonntag C – Philipperbrief 3,17 – 20 und 4,1

3,17Ahmt auch ihr mich nach, Brüder und Schwestern, und achtet auf jene, die nach dem Vorbild leben, das ihr an uns habt! 18Denn viele – von denen ich oft zu euch gesprochen habe, doch jetzt unter Tränen spreche – leben als Feinde des Kreuzes Christi. 19Ihr Ende ist Verderben, ihr Gott der Bauch und ihre Ehre besteht in ihrer Schande; Irdisches haben sie im Sinn. 20Denn unsere Heimat ist im Himmel. Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter, 21der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich auch alles unterwerfen kann. 4,1Darum, meine geliebten Brüder und Schwestern, nach denen ich mich sehne, meine Freude und mein Ehrenkranz, steht fest im Herrn, Geliebte!“

Der Apostel Paulus ruft der Gemeinde von Philippi einen geradezu unglaublichen Satz zu: „Unsere Heimat ist im Himmel“. Heimat ist der Ort, an den man hingehört. Paulus hätte also ebenso gut schreiben können: „Wir gehören in den Himmel.“ Und doch leben wir auf dieser Erde, auf der es so oft alles andere als himmlisch zugeht. Wir gehören in den Himmel und leben doch auf einer Erde, auf der so viele Menschen leiden. Es ist, als würden wir in der Fremde leben; an einem Ort, an den wir gerade nicht gehören. 

Ganz ähnlich scheint es Jesus zu gehen: Im Evangelium dieses Sonntags hören wir von der Verklärung Christi (vgl. Lk 9,28b-36). Jesus steigt mit drei seiner Jünger auf einen Berg. Während Jesus betete, „veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wurde leuchtend weiß.“ (Lk 9,29). Die drei Jünger sehen den strahlenden Christus, umgeben von den Propheten Mose und Elija. Petrus sagt: „Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.“ (Lk 9,33). 

Diese Verklärung Jesu gehört zu den vielleicht geheimnisvollsten Augenblicken der Reise Jesu von Galiläa nach Jerusalem: Christus begegnet den beiden großen Propheten des Volkes Israel. Die Herrlichkeit der Auferstehung strahlt schon auf. Wir sehen die Herrlichkeit, die Jesus gebührt. Petrus will diesen Augenblick verständlicherweise festhalten: „Wir wollen Hütten bauen“, sagt er zu Jesus. Hütten, in denen sie verweilen könnten, um den Augenblick der Herrlichkeit möglichst lange auszukosten. 

Doch Jesus und seine Jünger müssen wieder vom Berg herabsteigen. Noch steht dem Herrn der steinige Weg zum Kreuz in Jerusalem bevor. Sein Ziel ist die Hingabe auf dem Berg von Golgotha, in der sich sie wahre Herrlichkeit des menschenfreundlichen Gottes zeigt. Auf diesem Weg teilt Christus unser Schicksal: Er wird von einem seiner Apostel verraten und von den anderen verlassen; er leidet, wird verhöhnt und stirbt schließlich den grauenhaften Tod am Kreuz. Jesus wurde „in allem uns gleich außer der Sünde“ (Gaudium et Spes 22). In der Verklärung sehen wir, wo Jesus wirklich hingehört: In die himmlische Herrlichkeit des Vaters. Und wir sehen gleichzeitig, dass Jesus sich dieser Herrlichkeit begibt und unseren Weg teilt.

Wir gehören in den Himmel. Jesus ist unser Wegbegleiter auf dem Weg zum Vater. Er wird in allem uns gleich, um uns ihm gleich zu machen. Er teilt unser Leid, damit wird seine Herrlichkeit erben. Er teilt unseren Tod, damit wir sein Leben erhalten: Christus ist unsere „Hoffnung auf Herrlichkeit“ (Kol 1,27).

Text: Bendikt Bögle

(sig)



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