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Die Hostienwallfahrt von Bettbrunn

Wo die älteste Votivkerze Europas steht

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Regensburg, 6. Oktober 2023

In der kleinen Pfarrei Bettbrunn gibt es nicht nur die älteste Hostienwallfahrt Bayerns, in ihrer Wallfahrtskirche steht auch die älteste Votivkerze Europas. Sie wurde im Jahr 1378 von Wallfahrern aus Ingolstadt geopfert. Man findet sie im Chorraum der Kirche neben unzähligen anderen Votivkerzen, die von der jahrhundertelangen Wallfahrtstradition in Bettbrunn zeugen.

Älteste Hostienwallfahrt Bayerns

Auf 898 Jahre Wallfahrtsgeschichte kann die kleine Pfarrei zurückblicken. Der Ort Bettbrunn liegt am Rand der Diözese Regensburg, nahe dem Köschinger Forst im Landkreis Eichstätt. Die Wallfahrt geht ursprünglich auf einen legendären Hostienfrevel im 12. Jahrhundert zurück.

Der Legende nach soll im Jahr 1125 ein gottesfürchtiger Hirte zur Osterkommunion in die Pfarrkirche nach Oberdolling gegangen sein. Doch anstatt die Hostie zu schlucken, nahm er sie mit nach Hause. Damals war es ein weitverbreiteter Aberglaube, dass jemand, der jeden Tag eine Hostie anschaue, nicht erblinden würde. Daheim angekommen, schnitzte sich der Hirte einen Stab mit einer kleinen Aushöhlung, in der er die Hostie aufbewahrte. Manchmal nahm er ihn mitsamt dem Allerheiligsten auf die Viehweide mit.

Der Hostienfrevel

Als eines Tages die Tiere bei einem Gewitter aufschreckten und wild auseinanderliefen, soll der Hirte den Stab mit der Hostie nach dem Vieh geworfen haben. Das heilige Brot fiel zu Boden, und der Wind wehte es auf einen Felsen. Weder dem Hirten, noch dem eilig herbeigerufenen Pfarrer gelang es, die Hostie wieder aufzuheben. So musste die frevelhafte Tat dem Bischof von Regensburg gemeldet werden. Doch erst nachdem dieser der Legende nach das Gelübde abgelegt hatte, an dieser Stelle eine hölzerne Kapelle errichten zu lassen, gelang es dem Bischof, die Hostie aufzuheben.

Die Sühnekapelle wurde erbaut und der Bischof stiftete eine geschnitzte Figur des heiligen Salvator für das kleine Gotteshaus. In Bettbrunn ist damit die älteste bezeugte Hostienwallfahrt in Bayern.

Salvatorwallfahrt

1329 brannte das erste hölzerne Kirchlein ab – und mit ihm die wundersame Hostie von 1125, die auf dem Hochaltar verwahrt worden war. Nur eine hölzerne Salvatorfigur blieb vom Brand verschont. Seither wird der das Bildnis als Gnadenbild verehrt.

Anstelle einer hölzernen Kapelle entstand eine gotische Kirche, von der noch der um 1330 erbaute und um 1460 unter Leitung des Regensburger Dombaumeisters Konrad Roritzer veränderte Chor erhalten ist.

Ihre große Blüte erlebte die Wallfahrt im späten 16. Jahrhundert. Fast drei Jahrhunderte dauerte der Ansturm der Pilger an. In einem Wallfahrtsbüchlein aus dem Jahr 1754 werden Wallfahrten aus neun Städten, 21 Märkten und 114 Dorfpfarreien aufgeführt. Drei Jahre später wurden 37 000 Wallfahrtskommunionen gezählt. Während der Säkularisation wurde die Wallfahrt verboten. Es dauerte fast 60 Jahre, bis wieder Wallfahrer nach Bettbrunn pilgerten.

Noch heute kommen jährlich etwa 60 Pfarr- und Wallfahrergruppen zur Salvatorkirche. Höhepunkte im Wallfahrtsjahr sind die Bitttage, der Pfingstmontag, der Dreifaltigkeitssonntag und die große Männerwallfahrt am zweiten Sonntag im Oktober.

Text: Judith Kumpfmüller

Votivkerzen

Eine Reihe sehr alter Votivkerzen sind in der Kirche St. Salvator erhalten. © Agnes Wimmer

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