Der Schönheit der Kirche Ausdruck verleihen – Künstlerin Isabel Velandia übergibt Portrait von Benedikt XVI. an Dr. Christian Schaller, stellvertretender Direktor des Instituts Papst Benedikt XVI.
Ein erster Blick durch die Zugangstür und der Besucher weiß sofort: Hier beginnt das Territorium des Instituts Papst Benedikt XVI. Der emeritierte Papst blickt den Eintretenden in Gestalt eines Portraits von Michael Triegel an. Es ist das bemerkenswerteste einer ganzen Reihe von Kunstwerken, die im langgestreckten Gang des Instituts Papst Benedikt ausgestellt sind. Was die Gemälde, Drucke und Büsten vereint – Sie stehen alle in einem Bezug zur Person Joseph Ratzingers/Benedikts XVI. Seit vergangenem Donnerstag werden diese durch eine Gouachemalerei aus der Hand der Kölner Künstlerin Isabelle Velandia ergänzt. Es ist ein ganz besonderes und persönliches Portrait Benedikts XVI.. Die Künstlerin hat sich intensiv mit Person und Werk des Portraitierten auseinandergesetzt. Ihr Ziel: Die Schönheit der Kirche in der Person des emeritierten Papsts darzustellen. Wir haben mit der Künstlerin und Dr. Christian Schaller, stellvertretender Direktor des Instituts Papst Benedikt XVI., über das Kunstwerk gesprochen.
Die Haltung der Demut, der Menschlichkeit und Einfachheit ausdrücken
Frau Velandia, warum haben Sie sich dafür entschieden, den emeritierten Papst Benedikt XVI. zu portraitieren?
„Das Portrait von Papst Benedikt XVI. ist ein Teil einer Werkreihe über die Schönheit der Kirche, besonders in der Person des Bischofs. Es geht mir um die Hirten der Kirche. Denn mir ist aufgefallen, dass viele nicht so schöne Nachrichten über die Kirche gesendet werden. Kritik ist wichtig, aber es gibt auch etwas, was schön ist, die Menschen bewegt und in der Kirche hält. Mich und viele andere, die ich kenne. ‚Was ist das?‘, habe ich mich gefragt. So bin ich auf die Schönheit gekommen. Ich habe es auch aus einer persönlichen Zuneigung gemacht. Wenn Sie mich fragen ‚Wer ist Ihnen wichtig?‘, lautet meine Antwort: Der Papst und der Bischof. Ich habe zuerst Kardinal Woelki gemalt. Da ich in Köln lebe, war es naheliegend. Jetzt also Papst Benedikt. Er ist meines Erachtens eine Persönlichkeit, die so viele Facetten hat, dass man gar nicht genug über ihn sagen kann. Er ist für mich jemand, der einen Raum schafft, um auf einen anderen hinzuweisen, auf Gott. Das erklärt er so wunderbar, vor allem auch mit seinem Leben. Mit seinem Leben und seiner Lebenshaltung, die in seinen Schriften deutlich wird. Ich wollte diese Haltung der Demut, der Menschlichkeit und Einfachheit ausdrücken.“
Ihr großes Thema ist die Schönheit. Wie sind Sie dazu gekommen?
„Es gibt ja verschiedene Kunstrichtungen. Es gibt zum Beispiel den kritischen Ansatz. Ich würde mich dagegen eher in einen beschreibenden, kontemplativen Ansatz einordnen. Deswegen ist Schönheit auch in meinen anderen Arbeiten ein wichtiges Thema. Also die Schönheit des Lebens. Es gibt eine Schönheit im Leben, auch wenn das Leben schwer ist, auch wenn es Leiden gibt, auch wenn es Dinge gibt, die wir überhaupt nicht verstehen. Ich möchte auf diese Schönheit hinweisen. Das sind die kleinen Dinge, auch im Alltag. Mein Anliegen als Künstlerin ist es, den Menschen damit Freude zu bereiten.“
Auffällig an Ihren Portraits ist, dass Sie jeweils nur einen Teil des Kopfes abbilden, nie den Kopf ganz, geschweige denn die ganze Person. Welche Absicht steht dahinter?
„Ich nehme immer gerne einen Ausschnitt. Ich arbeite ja mit Photos. Ein Photo ist ganz eindeutig ein Ausschnitt aus einer großen Landschaft, aus einem Leben, aus einem Moment. Das ist genau das, worauf ich hinweisen will. Es handelt sich um einen Moment, der in einem größeren Zusammenhang steht. Es gibt da eine Geschichte. Ich möchte die Person nicht aus diesem Zusammenhang herausnehmen. Ich nehme eine gewisse Distanz auf, um ihn so zu beobachten, aber mit einer gewissen Ehrfurcht und einem Respekt für das Leben dieser Person. Nicht nur beim Bischof oder beim Papst, sondern auch bei anderen. Ich habe zum Beispiel auch Kinderportraits gemacht. Ich möchte nicht in die Intimität der Personen und ihrer Geschichte eindringen, sondern sie erzählen und trotzdem nah dabei sein, sodass es eine geschlossene Einheit bleibt.“
Was ist die Geschichte, die Sie von Benedikt XVI. zeichnen?
„Es geht mir darum, ihn als Menschen zu zeigen. Mir selbst liegt seine Theologie sehr am Herzen. Mich bewegt, was er sagt. Ich habe nicht so viel von ihm gelesen, wie ich lesen wollte. Ich hoffe, ich komme noch mehr dazu. Aber egal was ich von ihm lese, seine Worte, seine Wortwahl sind für mich sehr zeitlos und immer aktuell. Für mich weist er einfach auf das Wesentliche hin. Da fühle ich mich als Mensch, natürlich auch als gläubiger Mensch, sehr angesprochen. Ich wollte so gerne darauf antworten und das habe ich in dem Bild versucht. Es ist ein Dank an seine Arbeit, an sein Leben, an seine Hingabe. Er schenkt sein Leben und ich versuche das auch zu tun, indem ich als Künstlerin antworte und das mit Anderen teile.“
Eine wunderbare Ergänzung der bestehenden Sammlung
Herr Dr. Schaller, hier im Vorraum des Instituts Papst Benedikt befinden sich zahlreiche Kunstwerke. Welche Bedeutung haben sie?
„Es ist ein Arbeitsbereich des Instituts, sich auch mit der Kunst zu beschäftigen, die sich wiederum mit Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. beschäftigt hat. In verschiedenen Ausführungen, ob es auf der Leinwand, eine Büste oder Schnitzarbeit ist, es repräsentiert letztlich auch den Zugang verschiedener Menschen, verschiedener Künstler zur Person Joseph Ratzinger/Benedikt XVI.. Das ist doch sehr interessant, wie unterschiedlich auch hier die Person, die Gestalt, gesehen wird.“
Welche Rolle wird das Portrait von Frau Velandia in diesen Ensemble einnehmen?
„Es ist zunächst eine wunderbare Ergänzung der bestehenden Sammlung an Kunstgegenständen. Ich weiß vor allem von ihrem letzten Besuch im Sommer letztes Jahr, wie intensiv sie sich beschäftigt hat, nicht nur mit der Person, sondern eben auch mit den Inhalten seiner Theologie. Man kann wirklich sagen, dass es ein Werk ist, das aus der Theologie heraus, aus den Gedanken, aus den schönen Worten Joseph Ratzingers/Benedikts XVI. entstanden ist. Seine wunderbare Sprache hat wie eine Muse auf sie gewirkt. Insofern ist es etwas ganz Persönliches, was die Künstlerin preisgibt. Das Kunstwerk sagt aber auch sehr viel über die Person Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. aus.“
Welche Rolle spielt die Schönheit im Denken Joseph Ratzingers/Benedikts XVI.?
„Die Schönheit ist natürlich ein ganz elementares theologisches Axiom. Gott hat die Welt geschaffen. Und jeder, der auf dem Berg steht, der am Meer steht, der die wunderbare Landschaft sieht, die aus dem Schöpfungshandeln Gottes entstanden ist, kann nur sagen: Ja, es ist schön! Insofern ist auch die künstlerische Ausfertigung, sei es in Musik, sei es in allen Formen der Kunst, etwas, das sich mit dem Gleichklang, der Harmonie, mit der Schönheit eben beschäftigt. Ich glaube, das ist etwas, was wir alle benötigen. Wir können nicht immer nur im Hässlichen verankert bleiben, sondern wir brauchen das Schöne, das uns auch die Freude am Leben schenkt. Das alte schöne Wort, dass alles, was wahr ist, ist gut und auch schön. Das ist dieser Dreiklang, der in der Scholastik und früher schon herausgearbeitet worden ist, der sehr weiterführend ist für unsere persönliche Lebensgestaltung. Das Schöne ist wahr, und es ist gut.“