News Bild Der Hausaltar: Ein Ort für das tägliche Gebet daheim

Der Hausaltar: Ein Ort für das tägliche Gebet daheim

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Früher waren sie in fast allen Häusern zu finden, heute sind sie oftmals nur noch in Heimatmuseen zu bewundern: die Hausaltäre. Doch gerade in einer Zeit, in der die Gläubigen in ihren Kirchen wegen der Corona-Krise keine gemeinsamen Gottesdienste feiern können, ist die Errichtung eines privaten Orts des Gebetes  für viele hilfreich und ermutigend. Der gewohnte sonntägliche Kirchgang darf nicht stattfinden. Aber es braucht nur ein Kreuz und eine Kerze - schon ist ein Hausaltar aufgebaut.

 

Noch bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts hatte fast jede Familie in der Stube einen kleinen Hausaltar aufgebaut. Die Altäre waren besonders ab der Barockzeit verbreitet. Wohlhabende Bürger ließen sich aufwendig geschnitzte Kreuze und Heiligendarstellungen anfertigen oder stellten kleine, kunstvolle Flügelaltäre mit Motiven aus dem Leben Jesu auf. Auch Nachbildungen von Gnadenbildern aus Wallfahrtsorten waren als kleine Altäre beliebt. Oft war solch ein wertvoller Hausaltar das Schmuckstück der häuslichen Einrichtung. Bei den einfachen Menschen waren es meist Marien- und Heiligenfiguren oder -bilder, Rosenkränze und anderen religiösen Devotionalien, die neben das Kreuz im Herrgottswinkel gestellt wurden.  So manche Hausfrau schmückte den Hausaltar auch mit Tüchern, auf die sie Sprüche wie "O Maria hilf" oder "Hochgelobt sei Jesus im allerheiligsten Sakrament" gestickt hatte.

 

Ein Kruzifix, eine Altartuch, zwei Kerzenständer

Eine besondere Form des Hausaltars stellt auch die Versehgarnitur dar, die früher in keinem Haushalt fehlte und ein fester Bestandteil der Aussteuer war. Zur Garnitur gehörte ein Kruzifix, eine Altartuch, zwei Kerzenständer und kleinen Schalen für Weihwasser sowie für Salz und Watte, mit denen sich der Priester nach der Krankensalbung die Hände reinigte. Wenn der Pfarrer zum Versehgang in das Haus kam, wurde dann neben dem Sterbebett der Hausaltar hergerichtet. Abends traf sich die ganze Familie vor dem Hausaltar betete gemeinsam ein Nachtgebet oder den Rosenkranz. Auf entlegenen Bauernhöfen, wo im Winter der Schnee oft so hoch lag, dass für Kinder und alte Menschen ein Kirchgang unmöglich war, las an Sonntagen und in der Adventzeit meist der Hausvater für die Hausleute vor dem Hausaltar aus der Bibel.

 

Der Hausaltar im Kirchenjahr

Eine besondere - bis heute noch gepflegte Form - ist der Maialtar. Früher hatte fast jede Familie in der Stube, meist unter dem Herrgottswinkel, einen kleinen Maialtar aufgebaut. Den Mittelpunkt bildete eine mit Maiglöckchen, Flieder oder Birkenzweiglein und Kerzen geschmückte Marienstatue. So manche der  Älteren erinnern sich noch heute, wie sie als Kinder voller Begeisterung den Maialtar herrichten durften. Hier kam die Familie dann zum gemeinsamen Gebet zusammen, das im Marienmonat besonders lang ausfiel. An das Morgen- Mittag- und Abendgebet wurde ein zusätzliches Ave-Maria angehängt und um 12 Uhr versammelte man sich zum "Engel des Herrn". Ebenfalls noch im Bewusstsein ist bei vielen der "Allerseelenaltar", auf den um den Allerseelentag die Sterbebilder der Angehörigen gestellt und zur Erinnerung Grablichter angezündet werden.

 

 

Palmbuschen und Osterkerze – Basteln mit den Kindern

Hausaltäre haben auf Kinder zu allen Zeiten eine besondere Faszination ausgeübt. Und gerade jetzt, wo es keine öffentlichen Gottesdienste, keine Palmprozessionen oder festliche Ostergottesdienste geben kann, bietet sich die Gelegenheit, die Kinder mit der biblischen Geschichte vertraut zu machen und vielleicht alte Traditionen wieder aufleben zu lassen. Auch wenn keine Palmprozessionen stattfinden, ein Palmzweigerln oder einen Palmstecken zu basteln, macht bestimmt nicht nur den Kleinen Spaß. Dazu braucht es nur einen Strauß aus Buchsbaum und Weidenkätzchen und ein paar bunte Papierstreifen oder Krepppapier. Am Palmsonntag bekommen die Palmzweige dann ihren Platz am Hausaltar. Und an Ostern wird dann die – vielleicht selbst gebastelte Osterkerze – am Hausaltar entzündet.

 

 Text: Judith Kumpfmüller



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