News Bild Dekanatsversammlung in Mintraching zum Abschluss des Pastoralbesuchs
Dekanatsversammlung in Mintraching zum Abschluss des Pastoralbesuchs

Viele Anliegen und ein Bischof, der da war um zu hören

Home / News

Mintraching, 30. Juni 2023

„Zukunft Kirche – Rückzug oder Aufbruch – aber wie?“ hieß das Thema für die Dekanatsversammlung Donaustauf-Schierling im Pfarrheim Mintraching, die zum Abschluss des Pastoralbesuchs von Bischof Rudolf Voderholzer stattfand. Neben Priestern und pastoralen Mitarbeitern waren vor allem auch die Pfarrgemeinderäte und Kirchenverwaltungsmitglieder der einzelnen Pfarreien aus dem Dekanat gekommen.

Es gab ein Pro und Contra zu den verschiedensten Anliegen. Schön war, dass der Saal bis auf den letzten Platz besetzt war, als Dekan Josef Weindl begrüßte und sagte, dass die „pastorale Zukunft“ allen unter den Nägeln brenne. Bischof Rudolf Voderholzer betonte, dass er nun gerne hier sei, um zu hören. Bei seinem zweitägigen Besuch habe er viel Engagement, Wohlwollen und Freundlichkeit erlebt. Und dies sei auch sein Eindruck in der Berichterstattung über die Kirche: In den Lokalteilen der einzelnen Tageszeitungen werde gut, wohlwollend und positiv über Erstkommunionen, Firmungen, Jubilare im Priesterkreis und dergleichen berichtet. Weiter vorne, in den überörtlichen Seiten der Zeitungen würden dann dunkle Wolken aufziehen. Je höher hinauf, dort wo man sich nicht mehr kennt, da wo es politisch wird, da werde es schwieriger, kritischer, teils auch uninformierter und parteiischer. Bischof Rudolf war es wichtig, aus der Dekanatskonferenz am Nachmittag weiterzugeben, dass die Freude am Glauben wichtig sei, ein herzliches Miteinander, das Vorbild sein. Man müsse junge Familien neu gewinnen können, denn die „Eventisierung“ funktioniere. Aber das Bedürfnis, dass der Sonntagsgottesdienst zur wöchentlichen Kraftquelle wird, sei sehr schwierig zu vermitteln.

Glaubwürdigkeit wurde in Frage gestellt

Sofort begannen die Wortmeldungen, etwa ein starkes Plädoyer eines Ministrantenbetreuers für die wertvolle Ministrantenarbeit, die als „Zierde und Nachwuchs in der Kirche“ genannt wurde. Dann ging es darum, dass der Dienst der Ehrenamtlichen von so manchen Priestern geringgeschätzt wird, dass die Kirche ihre Glaubwürdigkeit verspielt hat, dass es unchristlich sei, wie von der Kirche mit Geschiedenen-Wiederverheirateten umgegangen wird. Ärger wurde auch kundgetan über Kirchensteuernachzahlungen bei persönlich großem kirchlichen Engagement. „Ich erwarte von der Kirche in nächster Zeit deutliche Zeichen“, so die fordernden Worte.

„Die katholische Kirche steckt in der Krise“, betonte ein Mann, der 15 Jahre lang PGR-Sprecher war. Auch bei Jesus selbst habe es öfter Krisen gegeben, er habe mit dem Unglauben der Leute gehadert. „Jesus kämpfte buchstäblich mit seinem Leben für die Kirche, für die Botschaft Gottes“. Nun sei es schwierig geworden, zu glauben. „Welches Bild geben die hochrangigen Kirchenführer heute ab?“, so die Frage des Mannes. „Wie halten es die Kirchenoberen mit der Wahrheit? Wenn es um die Glaubwürdigkeit geht, wer versteht so manche Kirchenführer wirklich?“ Des Weiteren wurden Entschuldigen, Demut und „Herabsteigen vom hohen Ross“ gefordert und festgestellt: die Gläubigen haben die Heucheleien satt. Seiner Meinung nach sehnen sich die Menschen nach dem lebendigen Wasser. Es müsse einen Aufbruch geben. „Spiritualität und der Geist Gottes sollen spürbar werden, Offenheit und Toleranz sollen kommen.“ Des Weiteren forderte er die Diakonats- und Priesterweihe der Frauen und die Abschaffung des Zölibats. Auch der synodale Weg in Deutschland und die Haltung des Bischofs hierzu bzw. zum synodalen Ausschuss wurden angesprochen.

Bischof Rudolf Voderholzer dankte für den offenen Austausch und betonte, dass er für die kirchliche Lehre steht. Er stellte in Frage, wie sich die Vorredner sicher sein können, dass die eingeforderten Forderungen eine Rolle spielen, um die Probleme der Kirche lösen. Hier erfordere es detaillierte Gespräche und Argumentationen, die mehr Zeit beanspruchen, als heute zur Verfügung stehe. „Ich stelle mich jeder Glaubwürdigkeitsprüfung“, betonte der Bischof und bot einen eigenen Diskussionstermin an. Er sei für Kritik, aber auch für Selbstkritik. So sei er zu jeder Debatte bereit, die aber auch geführt werden müsse.

Sein eigenes Christsein bekennen

„Es wird viel zu wenig betont, was von Priestern oder kirchlichen Organisationen, was von der katholischen Kirche Tag für Tag weltweit Gutes geleistet wird“, sagte eine Frau im nächsten Redebeitrag. Ihre Sorge betraf die Familien, in denen so viel Gleichgültigkeit herrsche und keine Glaubensbasis mehr gelegt werde. Das könnten weder Lehrer noch Pfarrer bei der Sakramentenvorbereitung aufholen. Die Kinder würden sich nach Spiritualität sehnen, aber die Eltern erkennen es nicht. „Viele sind zu faul zum Kirchenbesuch und sind gesättigt mit so vielen anderen Angeboten. Uns geht es zu gut“, war ihre Schlussargumentation. Ein weiterer Zuhörer nannte es ein hohes Gut, dass weltweit die gleiche katholische Liturgie gefeiert wird. Es sei nicht immer richtig, „was Deutschland denkt und fordert“. Seiner Meinung nach habe jeder einzelne Katholik den Auftrag, neu zu evangelisieren. „Jeder von uns ist gefragt“, betonte er.

Ein anderer Mann dankte dem Bischof für die Firmung in Hagelstadt, bei der das Wirken des Heiligen Geistes spürbar war. „Ich bin dankbar, dass Sie unser Bischof sind. Es ist wichtig, dass wir in der römisch-katholischen Kirche daheim sind. Wir können Ihnen nur den Rücken stärken“, betonte er mit Blick auf die Angriffe in den Medien.                                        

Frauen haben auch in der Kirche gewichtige Ämter

Bischof Rudolf betonte, er sei nicht dafür gewesen, dass der Synodale Weg aus Deutschland weltweit via Livestream in alle Welt übertragen wurde. Der Druck der Öffentlichkeit sei hier von Anfang an eingebaut gewesen. Papst Franziskus sehe Synodalität anders und er als Bischof von Regensburg finde diese Entscheidung gut und stehe dazu. Außerdem glaube er, dass er mit der Mehrheit der Bischöfe auf der ganzen Welt einer Meinung ist. Der Synodale Weg in Deutschland sei nach der fünften Vollversammlung abgeschlossen, alles liege nun an Rom. Und diese Entscheidungen gehörten abgewartet und dann könne man weitermachen. „Ich sehe mich in der Verantwortung der Einheit der Kirche“, so Bischof Voderholzer und gab Bischof Stefan Oster recht, der die Evangelisierung als wahre Aufgabe in dieser kritischen Zeit ansieht.

Den Zusammenhang von Zölibat und Missbrauch wies der Bischof zurück. Natürlich seien leider furchtbare Dinge passiert, aber die Hausaufgaben in der Diözese Regensburg seien jetzt gemacht worden. Die Einrichtungen der Katholischen Kirche seien sehr sicher. „Ich wehre mich gegen einen Totalbeschuss der Katholischen Kirche. Das ist unfair.“ Bezugnehmend auf die Forderungen nach Diakonats- und Priesterweihen der Frauen erinnerte Bischof Rudolf an hochrangige Ämter, die nur Frauen ausüben können: Äbtissinnen oder Generalobere in Klöstern. Diese haben viel und hohe Verantwortung. „Wo sind jetzt die Frauen, die jungen Frauen, die dort weitermachen, was jahrhundertelang aufgebaut wurde?“, fragte Bischof Rudolf.

Intensivere Ehevorbereitung im Auge

Eine weitere Wortmeldung kam von einer in ihrer Pfarrei engagierten Mutter, die sich Gedanken machte über Frauen, die den falschen Mann gewählt haben, etwa einen, der Frau und Kinder schlägt. Wenn sich diese Frauen trennten seien sie quasi „von der Kirche verstoßen“. Hier meinte Bischof Rudolf, dass die Unauflöslichkeit der Ehe ein Gebot von Jesus sei, nicht von der Kirche. Er verstehe die Sorge und könne nur raten, solche Ehen auch „anschauen zu lassen“, ob eventuell eine kirchliche Annullierung möglich sei. „Die Nichteinhaltung des Eheversprechens ist eine große Herausforderung“, sagte der Bischof und riet zu einem guten, seelsorgerlichen Weg mit einem Priester. Des Weiteren plädierte er für ein „Mehr und Intensiver“ in der Ehevorbereitung. Ehekatechumenat, aber auch Ehebegleitung in den Pfarreien sehe er als sinnvoll an. „Über so etwas wurde beim Synodalen Weg null und nichtig gesprochen“, so der Bischof.

Eine Frau wiederum lobte die Authentizität und Geradlinigkeit des Bischofs. Sie würde sich wünschen, dass Eltern noch mehr in die Erstkommunion- und Firmvorbereitung, aber auch in die Ehevorbereitung miteinbezogen werden. „Eltern sind die ersten Glaubensvermittler. Gebt Zeugnis durch Euer Beispiel, durch Euer Gebet“, forderte sie die Zuhörer auf. Bei einer abschließenden Wortmeldung dankte ein Mann dem Bischof für sein stetes Mitgehen beim Marsch für das Leben in Berlin. Er selbst sei auch schon zweimal dabei gewesen und sehe es als Riesenaufgabe der Katholischen Kirche, in allen Bereichen des Lebensschutzes tätig zu sein. Das Schlusswort hatte Dekan Josef Weindl, der betonte, dass die Kernsache in den Vordergrund gestellt werden soll. „Wir sollten den Kopf nicht einstecken. Nach wie vor tut die Kirche viel!“                                                  

Text: Irmgard Hilmer

(kw)



Nachrichten