Das Ordensleben ist ein Edelstein in der Krone der Kirche
Am Tag des gottgeweihten Lebens zelebrierte Bischof Gerhard Ludwig Müller im Hohen Dom St. Peter eine Pontifikalvesper. Einige hundert Gläubige, darunter viele Ordensangehörige und Geistliche waren in die Kathedrale gekommen, um mit dem Regensburger Oberhirten diesen Tag mit einer geistlichen Einkehr zu ehren. In seiner Predigt stellte Bischof Gerhard Ludwig den Begriff des "Gehorsams" in den Mittelpunkt. Der Ungehorsam sei eine Macht, die vom Unheil in die Welt gebracht worden sei. Durch Ungehorsam verliere man die Gemeinschaft mit Gott, meinte der Bischof. "
Gehorsam ist das Tor zum Leben und die Grundlage für ein Gott gerechtes Leben. Religiöser Gehorsam ist wesentlich mehr als äußere Loyalität". Der religiöse Gehorsam nehme teil am Gehorsam, den Jesus Christus dem Vater entgegengebracht habe. Es sei ein Gehorsam, mit dem das Heil in die Welt kam. Bischof Gerhard Ludwig Müller erwähnte eine Initiative, die sich sogar „Pfarrerinitiative“ nenne, bei denen einige "Besserwisser" diesen Gehorsam in Zweifel zögen. Deren Verhalten stelle Ungehorsam gegenüber Gott und der legitimen kirchlichen Leitung dar, sagte der Bischof. Solche Initiativen brächten eine Spaltung in die Kirche und verfälschten das Grundverhältnis, das die Christen zu Gott hätten. "Der Mensch ist nicht autonom. Er verdankt sich ganz Gott. Wenn sich der Mensch in die Hände Gottes begibt, dann erst ist er frei. Gott zu dienen, bedeutet über die ungeordneten Triebe und die falschen Gedanken zu herrschen. Dann ist unser Herz ganz bei Gott". Gott gehorsam zu sein, bedeute letztendlich, Gott zu lieben. In den Gelübden, die die Ordensmitglieder abgelegt hätten, sei der Gehorsam ein wesentliches Element, durch das die Kirche Gottes aufgebaut werde. Nur der Mensch, der sich dem Willen Gottes anheim gebe, gehe den guten Weg, der zum Ziel führe. Er appellierte an die Ordensangehörigen, sich am Tag des geweihten Lebens neu auf die Berufung zu besinnen, die sie der Gnade Gottes verdankten. Er forderte sie auch auf, sich innerlich zu erneuern und den Weg zur Seele wieder ganz frei für Gott zu machen. "Was haben wir vor Gottes Angesicht versprochen? Ein Versprechen, das uns erhebt, erfüllt, frei und glücklich macht," stellte der Bischof fest. Die innerliche Dienstbereitschaft gegenüber Gott müsse man sich immer wieder neu aneignen.
Diejenigen, die von einem Reformstau in der Kirche sprächen und auch den Gehorsam infrage stellten, hätten nicht begriffen, dass die Kirche keine äußerliche Institution sei, sondern die jungfräuliche Braut Christi. Wenn es einen Reformstau gäbe, dann vor allem den, der vor der eigenen Herzenstüre entstanden sei. Jeder Christ müsse den Glauben wieder erneuern und sich täglich Gott im Gebet ganz hingeben. "Das Ordensleben muss wieder neu erblühen. Die Krise der Kirche kommt aus einer inneren Krise des Ungehorsams, der Lauheit der Hingabe und der erloschenen Liebe zu Jesus Christus", sagte der Bischof. Er stellte die Mutter Gottes als großes Vorbild für eine christliche Existenz hin. Sie sei die erste gewesen, die den Weg des christlichen Gehorsams ohne Wenn und Aber gegangen sei. Zum Abschluss seiner Predigt bezeichnete Bischof Gerhard Ludwig Müller das Ordensleben als einen „Edelstein in der Krone der Kirche". Gemeinsam mit Vertretern religiöser Gemeinschaften (Barmherzige Brüder, Brüder und Dienerinnen vom Heiligen Blut, Dienerinnen Mariens von Boma, Mallersdorfer Schwestern, Passionisten, Prämonstratenser, Schwestern des Heiligen Josef, Apostolatskreis, Familien mit Christus, Fokularbewegung und Regnum Christi) trug Bischof Gerhard Ludwig Müller das Allerheiligste in der Monstranz in einer sakramentalen Prozession durch den Dom. Die Pontifikalvesper endete mit dem eucharistischen Segen. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von der Männerschola der Regensburger Domspatzen unter der Leitung von Domkapellmeister Professor Roland Büchner. An der Orgel spielte Professor Franz-Josef Stoiber. Nach der Pontifikalvesper trafen sich Mitglieder der Ordensgemeinschaften und Geistliche im Diözesanzentrum zum gemeinsamen Plausch und Erfahrungsaustausch.
Predigt des Bischofs im Wortlaut