Das Bayerische Fernsehen überträgt an Mariä Himmelfahrt den Gottesdienst aus St. Elisabeth Straubing
Das Bayerische Fernsehen überträgt an Mariä Himmelfahrt den Gottesdienst aus St. Elisabeth Straubing. Bereits am 9. Dezember 2018 und am 6. Januar 2019 hatten Übertragungen stattgefunden. Am 15. August sendet der BR bereits zum dritten Mal aus der Pfarrkirche einen Gottesdienst, diesmal zu Maria Himmelfahrt von 10.00 bis 11.00 Uhr. Dem Gottesdienst vorstehen wird Dekan Johannes Plank. Dazu hat Dr. Veit Neumann Dekan Plank befragt, der Pfarrer von St. Elisabeth ist.
Sehr geehrter Herr Dekan, zum wiederholten Male wird aus Ihrer Kirche St. Elisabeth Straubing die Feier des Gottesdienstes übertragen. Ist die Kirche dafür besonders geeignet?
Ob unser Kirchenraum dafür den Ausschlag gegeben hat, weiß ich nicht zu sagen. Es ist ein schlichter Bau, Anfang der 1960er-Jahre erbaut, und seit der Innenrenovierung 2017 meiner Meinung nach noch klarer strukturiert als ohnehin schon. Wesentlich für die Übertragung eines Gottesdienstes, so wurde mir vor der ersten Ausstrahlung im Dezember 2018 von Msgr. Erwin Albrecht gesagt, ist, dass die Feier der Liturgie ohne besondere „Schnörkel“ gefeiert wird, sondern so, wie es eine Gemeinde vor Ort auch ohne Fernsehen an einem Festtag tun würde. Ich denke, das ist bei uns der Fall. Klar gibt man sich besonders Mühe, was die musikalische Gestaltung, den Blumenschmuck und die Ästhetik allgemein betrifft, aber das versuchen wir auch bei einer „normalen Messe“.
Ich glaube, entscheidend ist, dass Menschen, die über Medien mit einer Pfarrei verbunden sind, sich angenommen und wohl fühlen und den Akteuren auch die Freude am Glauben ansehen und spüren, der oder die sind „echt“. Eine lebendige Gemeinde erleben, zu der ich heute als „Mitfeiernder oder Mitfeiernde vor dem Bildschirm“ dazugehören darf, das ist es, was eine Kirche geeignet macht, und zwar im doppelten Sinne: als Gebäude und als Gemeinschaft.
Welchen Schwerpunkt werden Sie in diesem Jahr setzen, was Ihre Predigt zur Himmelfahrt Mariens betrifft?
Mein Hauptaugenmerk richte ich auf ein modernes Maria-Himmelfahrtsbild, das eng mit meiner Lebensgeschichte verbunden ist. Als Stickerei auf dem Messkleid trage ich es an diesem Tag (siehe Bild nebenan). Ich habe dieses Bild vor fünf Jahren auf das Sterbebild für meine Mutter drucken lassen, die damals an Maria Himmelfahrt gestorben ist. Seitdem feiere ich das Fest anders als vorher, was wohl jeder verstehen wird. Genau darin liegt für mich der Schlüssel zum Verständnis dieses marianischen Hochfestes. In der Sprache der Kirche heißt es ja nicht „Maria Himmelfahrt“, sondern „Aufnahme Marias in den Himmel“. Nicht aus eigener Macht und Kraft erfährt Maria ihre Vollendung im Himmel, sondern sie wird ihr zuteil. Wesentlich dafür sind aber ihr eigener Glaube und ihre Gotteserfahrung. Das Magnificat ist der „singende Beweis“ dafür, dass Gott in ihrem Leben spürbar geworden ist.
Wenn die gegenwärtige Situation angesichts von Covid19 Menschen auch ängstigt und existenzielle Fragen aufwirft, wenn unsere Kirche im Wandel, ja im Umbruch ist und die eine Seite Neuevangelisierung in den Blick nimmt, die andere eher strukturelle Reformen anstrebt, geht es mir in meinem Predigtschwerpunkt darum, Menschen Mut zu machen, von ihrem eigenen Glauben zu erzählen, Gott wieder ins Gespräch zu bringen, einander zu sagen, was meinem Alltag eine andere Qualität verleiht. Festgeheimnisse, wie das von der Aufnahme Marias in den Himmel, bleiben letztendlich leer, wenn ich nicht entdecke, dass mir diese „Zukunft bei Gott“ versprochen ist. Der heilige Papst Johannes XXIII. (1958-1963) soll sinngemäß auf seinem Sterbebett gesagt haben, dass unser Leben eine (Pilger)Reise ist, von der wir eines Tages zurückkehren, denn wir gehören dem Himmel. Diese Perspektive, die unser Glaube anbietet, will ich zur Sprache bringen.
Wie viele Menschen sind durch die Übertragung dabei bzw. folgen dem Gottesdienst?
Es ist schwer, im Vorhinein abzuschätzen, wie viele Menschen heuer an Mariä Himmelfahrt den Gottesdienst aus Straubing im BR-Fernsehen mitfeiern werden. Ich habe erfahren, dass die Quoten in Zeiten von Corona stark zugenommen haben. Msgr. Erwin Albrecht erklärte, dass sowohl die Zuschauer-Zahlen als auch die Rückmeldungen um ein Vielfaches höher lagen bzw. liegen als unter normalen Umständen. Im vergangenen Jahr an Mariä Himmelfahrt waren es demnach etwas mehr als 100.000 Zuschauer im Bayerischen Fernsehen.
Hat das Bewusstsein, dass in diesem Moment übertragen wird, auch eine Auswirkung auf Ihr Gebet und Ihr Feiern?
Im Vergleich zu den ersten beiden Gottesdiensten, besonders zum allerersten, gehe ich es jetzt schon entspannter an, weil ich weiß, was auf mich zukommt und was erwartet wird. Allerdings überlegt man sich bei einem Laufplan anders als bei gewöhnlichen Gottesdiensten schon die Worte genauer. Schließlich habe ich nicht nur die Gesichter und Geschichten der Personen aus meiner Pfarrei vor mir, sondern auch Menschen im Auge, die ich nicht kenne und sehe, die aber mich sehen. Unsere Liturgie gibt uns in Gebeten und Schrifttexten schon vieles wunderbar vor, aber manchmal frage ich mich: Verstehen alle Mitfeiernden auch unsere Kirchensprache? Dann versuche ich noch bewusster zu betonen und Akzente zu setzen. Auch der Blick in die Kamera – das wurde mir immer wieder gesagt – ist entscheidend, um die Menschen vor dem Bildschirm „abzuholen“, „mitzunehmen“, „einzubeziehen“. Jeder, der mitfeiert, soll das Gefühl haben: „Ich bin gemeint!“
Es soll ja kein „heiliges Theater“ werden, sondern eine Messfeier, bei der jeder seinen Platz hat, auch und vor allem diejenigen, die keine andere Möglichkeit haben, um einen Gottesdienst mitzufeiern. Menschen, die krank, einsam oder gehandicapt sind, hören meines Erachtens manchmal noch anders und genauer hin.
Welche Rückmeldungen erfahren Sie nach dem Gottesdienst?
Wir – das heißt – jemand aus dem Pfarrgemeinderat und ich selbst – sitzen nach dem Gottesdienst an den Telefonen unseres Pfarrbüros. Bei den letzten Malen war bis 13.00 Uhr die Möglichkeit anzurufen. Zum einen haben Menschen auch danach noch angerufen, was kein Problem darstellt. Zum anderen gab es Tage darauf auch noch einige Mails, die es zu beantworten galt.
Positive Rückmeldungen, weil „die Feier schön“ war oder „der Pfarrer gut gesprochen hat“, sind wohl die häufigsten. Diese telefonischen Rückmeldungen freuen einen natürlich, sind auch die kürzesten Rückmeldungen.
Ein einziger Anrufer hatte sich einmal die Mühe gemacht, all das aufzuschreiben, was ihm nicht gefallen hat, und er hat uns dann diese Liste am Telefon vorgetragen. Ob er mit dem Herzen mitgefeiert hat, weiß nur er allein.
Prägender sind für mich aber die Gespräche, bei denen ich ein Stück Wegbeleiter und Seelsorger sein darf, weil mich jemand an seinem Leben, an seinen Ängsten und Sorgen teilhaben lässt, mir seine Nöte anvertraut oder sich einfach mal was von der Seele reden will. Da hängt man dann schon mal etwas länger am Hörer und muss oft auch nicht so viel sagen, weil ich spüre: Es tut dem Gegenüber gut zu wissen, da hört mir jetzt einer zu. Auch in Emails und Briefen ist das zu erleben. Im Grunde geht man selbst als Beschenkter hervor.
Im konkreten Fall am 15. August hoffe ich, angesichts von Corona, ehrlicherweise darauf, dass nicht jemand darauf aus ist, nach Fehlern im Hygienekonzept zu suchen, denn davon darf man ausgehen, dass wir von Seiten der Pfarrei und des BR alles tun, um Vorgaben zu erfüllen und alle Beteiligten bestmöglich zu schützen, ohne die Liturgie in ihrer Gesamtheit zu schmälern.
Und schließlich: Welche Bedeutung kommt beim Gottesdienst der Tatsache zu, dass wir die Corona-Krise durchleben, die für viele Menschen große Schwierigkeiten bringt?
Die Pandemie hat weltweit und auch in unserem Land vieles verändert. Das unbeschwerte Sich-Begegnen ist derzeit nicht möglich und das erfahren wir auch in unseren Gottesdiensten.
Auch innerhalb der Kirche versuchen wir, uns auf die neue Normalität einzulassen, mit mehr oder minderem Erfolg. Manchmal erschreckt es mich, was für kuriose Blüten und liturgische Eigenkreationen die Corona-Krise unter den Klerikern hervorgebracht hat und bringt.
Neuen Wegen gegenüber aufgeschlossen zu sind, ist das eine; das bin ich auch. Aber andererseits sind unsere Gottesdienstformen – über Jahrhunderte gewachsen – auch etwas, was angesichts der um sich greifenden Unsicherheit Halt und Heimat bieten kann und will.
Darum ist für mich ein Gottesdienst, der „frei Haus geliefert wird“, eine große Chance, Gott in die eigenen vier Wände zu bringen, unaufdringlich mit vertrautem Ritual, aber doch neu, weil ich mit meiner Person und auf meine Weise Zeugnis gebe, von der „Hoffnung, die uns erfüllt“, wie der Apostel Petrus (1 Petr 3,15) sagt und die wir an Maria Himmelfahrt in besonderer Weise feiern.