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Oberpfälzer Herbergssuche: Die Weihnachtsgeschichte modern interpretiert

Theater auf offener Straße

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Regensburg, 18. Dezember 2024

Was den Oberammergauern alle zehn Jahre das Passionsspiel ist, ist für die Poppenrichter alle fünf die „Oberpfälzer Herbergssuche“, organisiert von der Pfarrgemeinde St. Michael Poppenricht. Pfarrgemeinderatsmitglied Martin Gerstacker steckte mit seinem Team, Sabine Ederer und Alexandra März, viel Herzblut in die Vorbereitung des Schauspiels. Bereits im Sommer wurde überlegt, wer welche Rolle übernehmen könnte und entsprechende Anfragen getätigt. Seit November fanden wöchentliche Proben statt, professionell begleitet vom Regisseur der Haagerthaler Bauernbühne, Hubert Schuster.

Zwölf Laiendarsteller – allesamt aus Poppenricht stammend – schlüpften in die verschiedenen Rollen. So fungierten Helga und Günther Steindl als Unterwirtsehepaar, Fabian Meier als Bräuwirt Hannes, Sieglinde Bauer und Johannes Ambros bewirtschafteten als Neuwirte das Gasthaus „Drei Mohren“, Christoph Ederer stellte den jungen Gast dar, Laura Singerer spielte die „Fremde“, während Sophia Lang und Kathrin Ederer als Engel verzauberten. Eine Paraderolle hatte Robert Flierl als Teufel inne. In die Rollen von Maria und Josef schlüpften Martin Gerstacker und Astrid Koller.

Die Oberpfälzer Herbergssuche, nach der Vorlage von Eichenseer, führte die Besucher mit Maria und Josef, begleitet von kleinen Engelchen, durch das Poppenrichter Dorf. Start war am Kirchplatz der katholischen Pfarrkirche. Über das Anwesen Rost, den Dorfplatz, sowie das Rathaus gelangte die Herbergssuche zum Pfarrheim (umfunktioniert zum Wirtshaus Drei Mohren) um den Schlusspunkt im eigens aufgestellten Stall am Dorfplatz zu finden.

Die Handlung bezog sich auf die klassische Herbergssuche, die dennoch modern interpretiert war. So bekamen die Besucher einen Spiegel vor Augen gehalten, was Mitmenschlichkeit und Barmherzigkeit betrifft. Mit Maria und Josef waren „Ausländer“ unterwegs, Menschen auf der Flucht, die aufgrund von gängigen Vorurteilen keine Herberge fanden. Der Unterwirt jagte Maria und Josef gnadenlos davon, während seine Frau einen Anflug von Mitleid hatte und ihnen eine Decke zusteckte.

Der Teufel versuchte alles, um die Geburt des Gotteskindes zu verhindern. Sein Ziel, die Menschheit zu vernichten, gelang ihm jedoch nicht. Die Engel ließen sich vom Teufel nicht beirren und hielten ihre segnenden Hände über das Heilige Paar. Im - zum Wirtshaus umfunktionierten - Rathaus versuchtem Maria und Josef erneut ihr Glück und klopften beim Bräuwirt Hannes an. Doch dieser war vorher vom Teufel in Angst versetzt worden, so dass er den beiden keine Herberge gab, aber den Weg zum Stall wies. Der Weg führte Maria und Josef am „Gasthaus“ vorbei. Im Garten spielte zünftige Blasmusik zum Tanz und die Wirtshausbesucher wurden von den Neuwirten bedient. Auch Pfarrer Mitterer ließ es sich nicht nehmen und nahm an einem Biertisch Platz. In all dem Trubel ging ein junger, verzweifelter Mann unter, der von den Wirtsleuten rausgeworfen wurde.  Maria und Josef, die selbst nur Ablehnung erfuhren, nahmen sich ihm an und luden ihn ein, sie auf ihrem Weg zu belgeiten.  Mit ihm gelangten sie schließlich zum Stall von Betlehem, wo die Wirte nun doch umgedacht hatten und die Krippe aus Heu und Stroh für die Geburt des Gotteskindes herrichteten. Der Teufel, großartig gespielt von Robert Flierl, erkannte seine Niederlage und löste sich in „Schall und Rauch“ auf.

Die einzelnen Stationen wurden von verschiedenen Musikgruppen eingerahmt. Mitgewirkt haben der Kinder- und Jugendchor der Pfarrei St. Michael Poppenricht mit zahlreichen kleinen Engelchen, die Ammerthaler Blaskapelle, der Projektchor der Pfarrei St. Michael Poppenricht, der evangelische Posaunenchor Rosenberg-Poppenricht, sowie die Flötengruppe der Musikschule Englhardt aus Poppenricht.

Pfarrer Dominik Mitterer lobte den großartigen Einsatz des gesamten Ensembles, allen Voran den Initiator Martin Gerstacker. Bei ihm liefen alle Fäden zusammen. Er sorgte - obwohl er auch den Josef spielte – für einen reibungslosen Ablauf der Herbergssuch. Seiner Meinung nach sei „Die Dorfgemeinschaft durch dieses Projekt wieder ein Stück zusammengewachsen.“ So viele Ehrenamtliche beteiligten sich, dass sie namentlich nicht aufzählbar sind: Die Technik setzte mit Lichtern und Nebel die einzelnen Stationen gekonnt in Szene, die Tontechnik sorgte dafür, dass die Schauspieler mit Headsets ausgestattet wurden, so dass man sie gut verstehen konnte, Ordner und Freiwilligen Feuerwehr Poppenricht kümmerten sich um Absperrung und die Ordnung auf dem Weg, der in die „Poppenrichter Dorfweihnacht“ mündete. Tom Müller zeigte sich für die Durchführung des Marktes verantwortlich und sagte der Herbergssuche seine volle Unterstützung nicht nur zu, er setzte sie auch um. Auch Bürgermeister Hermann Böhm und der Gemeinderat trugen das Projekt mit. Den Schlusspunkt des großartigen Schauspiels setzte das gemeinsam gesungene Lied: Macht hoch die Tür!

Text: Regina Probst

(mw)



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