Gruppenfoto der Preisträgerinnen und Preisträger der Brückenbauer-Preise mit den Rednern und den Verantwortlichen des Centrums Bavaria Bohemia.

Centrum Bavaria Bohemia vergibt Brückenbauer-Preise

Brückenbauer – für die Zukunft!


Regensburg, 15. April 2025

Die Bedeutung von Pfeilern bei Brücken und beim Brückenbau betonte Senator Pavel Fischer, Vorsitzender des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten, Verteidigung und Sicherheit, in seiner Festrede anlässlich der Verleihung der Brückenbauer-Preise des Centrums Bavaria Bohemia in Schönsee. Sechs neue Preisträger konnte er zusammen mit dem Schwandorfer Landrat Thomas Ebeling – dieser auch in seiner Funktion als 1. Vorsitzender von Bavaria Bohemia e.V. – auszeichnen.

Auf die seit 2007 bestehende Tradition dieser Preisverleihung wies Andreas Hopfner, der 2. Bürgermeister der Stadt Schönsee, in seiner Begrüßung hin. Der Brückenbauer-Preis werde „für vorbildliches, beispielhaftes und wegweisendes Engagement zur Vertiefung der guten Nachbarschaft in den bayerischen und tschechischen Nachbarregionen“ vergeben. Vorab gratulierte er allen diesjährigen Preisträgern.

„Die Zukunft liegt im Miteinander und nicht im Gegeneinander“

Die vielen Gäste aus beiden Ländern bzw. aus den unterschiedlichen politischen Ebenen hieß Landrat Ebeling willkommen, besonders aber die anwesenden Preisträger früherer Jahre, denen er für ihre Leistungen dankte. Angesichts der aktuellen weltpolitischen Entwicklungen gewinne die grenzüberschreitende Arbeit stark an Bedeutung. Für Ebeling ist die „demokratische Zusammenarbeit und das Zusammenhalten über Grenzen hinweg“ ein wichtiger Aspekt, um dem Erstarken der politischen Ränder entgegenzuwirken. Es gehe darum, mit Menschen und Politikern, die im Dialog sind, zusammenzuarbeiten. „Alle nationalistischen Tendenzen müssen wir ablehnen. Die Zukunft liegt im Miteinander und nicht im Gegeneinander“, lautete Ebelings Appell.

An der guten Nachbarschaft arbeiten

In seiner Festrede ging der aus einer Brückenbauer-Familie stammende Senator Pavel Fischer zunächst auf Aspekte des (technischen) Brückenbauens ein: grundlegend seien stabile Pfeiler – in den deutsch-tschechischen Beziehungen seien dies nach der Wende vor allem die Präsidenten Richard von Weizsäcker und Václav Havel gewesen. Wichtig sei zudem der Bau der Brücke von beiden Seiten, die Methode des Ineinanderverschiebens, die regelmäßige Wartung und das Standhalten bei ungünstigem Wetter. All diese Belange träfen übertragen auch auf das zwischenstaatliche Brückenbauen zu, das jedoch in der aktuell „unsicheren Zeit“ umso mehr gefördert werden müsse. In diesem Kontext verwies er auf die vor etlichen Jahren von Deutschland ausgearbeitete Sicherheitsstrategie – im Gegensatz zu Tschechien, wo dies erst später geschah. Ebenso blickte er auf die schon ab 2008/09 sichtbare erhöhte Aggression Russlands zurück und dankte für die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Tschechien zuletzt auch in militärischen Dingen vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine. Auch angesichts der momentanen Entwicklungen votierte Fischer für den Aufbau einer gemeinsamen, autonomen Verteidigungsstrategie in der Europäischen Union. Kritik übte er am Agieren Russlands und Chinas als ständige Mitglieder im UN-Sicherheitsrat, da diese zwei Staaten immer wieder durch „Verletzung der Regeln“ auffallen würden. Daher zollte er Anerkennung an das Centrum Bavaria Bohemia bzw. die Preisträger als eine „Werkstatt, wo Sie so fokussiert an der guten Nachbarschaft arbeiten. Dies gilt es weiterzuentwickeln“, schloss Fischer seine Ansprache.
 

Vertrauen als grundlegende Basis

Den Gedanken des Festredners zur Bedeutung des Dialogs demokratischer Kräfte nahm Moderatorin Bára Procházková auf, um zur Vorstellung der ersten vier Preisträger – in der Kategorie „Organisationen“ – überzuleiten. Denn dies waren heuer die Koordinatorin und die Koordinatoren der parlamentarischen Zusammenarbeit zwischen dem Bayerischen Landtag und der Tschechischen Abgeordnetenkammer. Überparteilich sind dies auf bayerischer Seite die Landtagsabgeordneten Dr. Gerhard Hopp (CSU) aus Cham und Jürgen Mistol (Grüne) aus Regensburg sowie auf tschechischer Seite die Abgeordneten Olga Richterová (Piraten) aus Prag und Jan Bartošek (KDU-ČSL) aus Südböhmen. Wie aus dem Video, in dem die vier Preisträger mit ihren Aktivitäten vorgestellt wurden, deutlich wurde, hat die frühere bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm diese Form der Zusammenarbeit initiiert. Heute ist für die vier Politiker auch das jetzt verbindende Grüne Band, der einstige Eiserne Vorhang, für die grenzüberschreitende Kooperation für den „Brückenbau“ wichtig.

In einem kurzen Podiumsgespräch stellten sich die vier Preisträger den Fragen der Moderatorin und von Jan Šícha, Beisitzer im Verein Bavaria Bohemia. Den zusammen mit dem Europaabgeordneten Christian Doleschal während der Pandemie erarbeiteten Zwölf-Punkte Plan würde Gerhard Hopp heute mit einigen weitere Faktoren ergänzen: vor allem mit dem Aspekt „Sprache“, konkret Ausbau bilingualer Einrichtungen (Kindergärten, Schulen) und der Fremdsprache als Wahlpflichtfach. Weiter die Verstärkung der Sicherheit, auch um unsere Freiheit und Demokratie zu verteidigen. „Nur noch wenige definieren sich mit ihrer Region, viele Jugendliche sehen die Grenzen nicht mehr, viele Menschen betrachten sich als Bürger Europas“, stellte Olga Richterová fest. Trotzdem hält sie eine lokale Verortung für wichtig, doch es dürfe keine Grenzschließung mehr geben. Für Jürgen Mistol, der regelmäßig in der Grenzregion wandert, ist das Grüne Band – auch wegen des Umweltaspekts – ein wichtiges verbindendes Element. „Ich verstehe mich fast als Botschafter Tschechiens in Bayern und appelliere zu vielen Besuchen und Gesprächen, damit das gegenseitige Vertrauen gestärkt wird. Dann können wir den Gegnern der Demokratie entgegenstehen“, erklärte der Landtagsabgeordnete. Auf die ganz aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland (Koalitionsvertrag, neue Werte der AfD) wurde Jan Bartošek angesprochen. Für ihn sind „stabile Partner und Nachbarn“ mit stabilen Regierungen die Basis, um der Herausforderung durch extremistische Parteien und Gruppen zu begegnen. Aber auch die gemeinsame Sicherheitskonferenz in Prag, das Engagement für Sicherheit insgesamt könne dazu beitragen, zumal sich die radikalen Parteien auf europäischer Ebene verbinden. Und als Christdemokrat habe er die „Hoffnung, dass die Brücken nicht für die Geschichte, sondern für die Zukunft gebaut werden.“

Kommunikation und persönliche Bindungen wichtig

Als „Multiplikatorin und Wegweiserin“ charakterisierte Moderatorin Procházková die Preisträgerin in der Kategorie „Persönlichkeit“ Radka Bonacková, Geschäftsführerin der Bayerisch-Tschechischen Hochschulagentur am Bayerischen Hochschulzentrum für Mittel-, Ost- und Südosteuropa an der Universität Regensburg. Ebenso erhielt der seit 2014 als Bürgermeister der Gemeinde Všeruby (Neumark) wirkende Václav Bernard die Ehrung. Er ist zudem seit Februar 2022 stellvertretender Verkehrsminister der Tschechischen Republik. Er habe, so die Moderatorin, während der Corona-Pandemie eine „große bürgerliche Zivilisationsinitiative“ gestartet und sich für die zahlreichen Pendler eingesetzt.

Diese Zeit thematisierte beim Podiumsgespräch auch Radka Bonacková. „Die junge Generation hat die schwersten Tage in der Pandemie erlebt“, deutete sie die damaligen Grenzschließungen an – und damit den Kontrast zum Lebensgefühl der Jugendlichen, für die Reisen ins Nachbar- bzw. Ausland zum Alltag gehören. Für Bonacková gilt daher das Leitmotiv: „Man kann kaum Projekte ohne die anderen umsetzen.“ Daher brauche es Brücken. Für künftige „Brückenbauer“ gab sie drei Tipps: „Wenn man nur mit dem Strom schwimmt, kann man keine Brücken bauen.“ Außerdem müsse man von beiden Ufern her denken, und man brauche Pfeiler – Teams bzw. Menschen, welche die Ideen und Projekte mittragen. Für Bürgermeister Bernard ist immer wieder wichtig, „die Bedürfnisse in der Grenzregion noch besser an die Politik heranzutragen“. Beim geplanten Ausbau der Bahnstrecke zwischen München und Prag sieht er auf beiden Seiten erste Fortschritte, insgesamt sei die Verknüpfung der Regionen über Straßen und Schiene zu verbessern. Aber auch auf kommunaler Ebene sollten gemeinsame Projekte intensiviert werden. „Die Grundlage jeder festen Brücke ist ein Pfeiler. Jeder Einzelne von Ihnen ist ein Pfeiler, der die Brücke der Zusammenarbeit stützt“, fasste Bernard zusammen. Basis dafür seien vor allem Vertrauen und Respekt unter den Partnern sowie eine ehrliche und häufig betriebene Kommunikation und persönliche Bindungen.

Das Schlusswort oblag den Geschäftsführern des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds Petra Ernstberger und Tomáš Jelínek. „Die Politik und der zivilgesellschaftliche Bereich brauchen sich gegenseitig. Die Brückenbauer dazwischen werden ebenfalls gebraucht“, verdeutlichte Ernstberger. Drei Wünsche hatte sie: die jeweils andere Sprache langfristig als Wahlpflichtfach in den Schulen, die Einbeziehung eines Schul- bzw. Schüleraustausches in die Curricula der beiden Länder und Brücken zwischen Zivilgesellschaft und Politik als „Bollwerk gegen Nationalismus und für die Demokratie“. Für all dies sei aber eine finanziell ausreichende Ausstattung nötig. Den Aspekt des Vertrauens bei jeder Art des Brückenbaus betonte nochmals Jelínek. „Lassen wir uns das Vertrauen nicht nehmen!“ lautete sein Schlussappell.

Für die musikalische Umrahmung des Festakts sorgte mit ihrer Ziehharmonika Věra Blašková.

Text und Fotos: Markus Bauer 

(lg)



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