Caritas Sonnenzug erstmals per Schiff auf der Donau
380 Sonnenzügler in Weltenburg
Regensburg, 8. Juli 2024.
„Leinen los!“ – langsam legten die MS Renate und die MS Kelheim am Samstag kurz vor 10 Uhr vom Regensburger Dultplatz in Richtung Westen mit Ziel Weltenburg ab. An Bord waren die „Sonnenzügler“, rund 300 Seniorinnen und Senioren sowie behinderte Menschen, begleitet von 80 Helferinnen und Helfern der Malteser und der Caritas. Der 53. Caritas Sonnenzug pflegte die lange Tradition, alten und behinderten Menschen einen außergewöhnlichen Urlaubstag zu ermöglichen. In diesem Jahr gab es eine Premiere: erstmals ging es per Schiff über die Donau.
Zum Start des Ausflugstages hatten Domkapitular Michael Dreßel, Vorsitzender des Caritasverbandes für die Diözese Regensburg, Domkapitular em. Prälat Hermann Hierold und Caritasdirektor Michael Weißmann die Teilnehmenden und die Helferteams zur gemeinsamen Heiligen Messe in die Pfarrkirche St. Andreas nach Stadtamhof eingeladen. In seiner Predigt erzählte Domkapitular Michael Dreßel die Geschichte der „Anonyma Heselberger“, die während des Bombenangriffes im Oktober 1944 auf Regensburg in einem Luftschutzbunker am Gries, also in Stadtamhof nahe von St. Andreas, auf die Welt gekommen und zusammen mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern – ohne auf einen Vornamen getauft worden zu sein – im Bombenhagel gestorben war.
Eine Gedenktafel im Seiteneingang der spätbarocken Kirche erinnert an das Schicksal der „Anonyma Heselberger“. „Die Helfenden der Caritas und der Malteser, die hier sitzen, haben an sich den Anspruch, dass die Menschen, die zu uns kommen, keine anonymen Nummern sind“, holte Dreßel die Zeitgeschichte in die Gegenwart, „sondern dass sie einen Wert haben, eine Würde und einen Namen.“ Denn bei Gott hätten alle einen Wert und einen Namen, unterstrich der Caritas-Vorsitzende.
Und dann ging’s auf die Reise. Zur Verabschiedung der beiden Schiffe waren dann Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und Landrätin Tanja Schweiger zur Ablegestelle gekommen. Wochenlang hatte das bewährte Organisationsteam der Caritas um Brigitte Weißmann, Ilona Fink, Theresa Hilz, Claudia Schiller und Arthur Lingelbach am Programm für den diesjährigen Sonnenzug gefeilt und sich mit der Malteser-Mannschaft um Urgestein Herbert Scheuerer und Dieter Berndt abgestimmt.
„Unser Abfahrtsort ist die Anlegestelle Dultplatz, der Lokführer ein Kapitän und die Donau unser Gleis“, hatte Caritasdirektor Michael Weißmann in seinem Grußwort zum diesjährigen Sonnenzug geschrieben. So bewegten sich zwei Schiffe mit je rund 1.600 Pferdestärken und acht Knoten die Donau hinauf. „Das Schiff ist das Erlebnis“, stellte Renate Schweiger fest, Chefin der gleichnamigen Kelheimer Schifffahrtsgesellschaft, die zusammen mit den Kollegen der Personenschifffahrt Stadler den Transfer und die Verpflegung der bunt gemischten Reisegruppe übernommen hatte. Dabei sei es nicht nur die Naturkulisse zwischen Regensburg und Weltenburg mit der weltbekannten Weltenburger Enge, die die Menschen fasziniere, es sei auch die Gleichmäßigkeit und die Langsamkeit der Fortbewegung.
Ziel war die Benediktinerabtei Weltenburg, um das Jahr 600 von den iroschottischen-columbianischen Wandermönchen Eustasius und Agilus von Luxeuil gegründet und somit das älteste Kloster in Bayern. Dort erwartete die Gäste hausgemachter Apfelstrudel mit Vanilleeis und Sahne aus der Konditorei der Klosterschenke. Die „Sonnenzügler“ nutzen die Zeit vor Ort zu einem Besuch der von den Gebrüdern Asam kunstvoll gestalteten Klosterkirche, zu einem kurzen Marsch auf den Frauenberg, einen Blick ins Begegnungszentrum im Felsenkeller, einen kleinen Einkauf im Klosterladen oder einfach nur für eine Rast am Kiesstrand der Donau. Denn die Kulisse, bestehend aus dem strudelnden Wasser, überaus traditionsreichen Kloster und den steilen Felsen am gegenüberliegenden Ufer ist überaus beeindruckend.
Ein Wolkenbruch und eine Jubilarin
Dass besondere Reisen auch unter dem Schutz des Herrn stehen, durfte die Reisegesellschaft kurz vor dem Wiederablegen in Weltenburg erleben. Kaum waren alle an Bord, öffnete der Himmel seine Schleusen für einen Wolkenbruch – doch unter dem sicheren Schiffsdach wurde niemand nass. Eine „personelle“ Besonderheit konnte dann an Bord gefeiert werden: der 75. Geburtstag von Erna Kazmierzak, einer ehemaligen Caritas-Mitarbeiterin, die seit Jahren als Helferin beim Sonnenzug „an Bord“ ist. Ein Ständchen, Blumen und ein Geschenk gab´s für sie – auch stellvertretend für alle Unterstützerinnen und Unterstützer.
Text und Bilder: H. C. Wagner
(sig)