Bürgerkrieg in Myanmar eskaliert
Ostern im Zeichen von Luftangriffen und Artilleriebeschuss
Yangoon, 12. April 2024
In Myanmar spitzt sich die Lage weiter zu: Der bewaffnete Widerstand gegen die Junta erobert immer mehr Regionen. Mehr als 18 Millionen Menschen brauchen Hilfe. Humanitäre Hilfe kommt auch aus dem Bistum Regensburg.
"Die Situation ist immer angespannter", sagt Bischof Raymond Sumlut Gam vom katholischen Bistum Banmaw in Kachin. In der Nähe von Banmaw City komme es derzeit zu schweren Kämpfen und Luftangriffen. "Wir können den Beschuss von Artillerie und Drohnen sowie die Explosionen der Bomben hören", berichtet er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in der Karwoche. Wir gehen davon aus, dass es in den nächsten Tagen noch schlimmer wird."
Kirchen von der Junta besetzt
Kirchen und buddhistische Klöster seien noch nicht zerstört oder beschädigt worden; bislang seien Priester und Ordensleute in Sicherheit. Doch immer mehr Menschen aus Banmaw flüchteten nach Mandalay oder in abgelegene Bergregionen, so der Bischof, der auch Vorsitzender der Caritas Myanmar ist. Bereits im November musste Bischof Celso Ba Shwe aus seinem Bistum Loikaw im Teilstaat Kayah vor den Kämpfen in die abgelegene Gemeinde Soudu fliehen, nachdem Juntatruppen die Kathedrale besetzt hatten. An eine Osterfeier in seiner Kathedrale ist nicht zu denken. "Die Soldaten sind immer noch dort und im Pastoralzentrum stationiert. Weitere zwei Pfarrkirchen wurden diesen Monat durch Luftangriffe und Mörserbeschuss zerstört", berichtet er. "Man ist nirgendwo mehr sicher. Wir müssen jederzeit mit Luftangriffen rechnen." Während der Fastenzeit habe er in Flüchtlingslagern mit den Menschen gebetet und "das wenige Essen, das es gibt, geteilt".
UN ruft zum Schutz der Zivilbevölkerung auf
Mitte März rief der UN-Sonderbeauftragte für Myanmar, Tom Andrews, bei der Vorstellung seines Berichts über die Lage in dem Land die internationale Gemeinschaft zu einem "entschiedenen und koordinierten Handeln zum Schutz der Zivilbevölkerung vor den andauernden Gräueltaten" durch das Militär auf. Seinen Angaben zufolge importierte die Junta 2023 für mehr als eine Milliarde US-Dollar Waffen. An der Spitze der Lieferanten stehen Russland und China.
Weil immer mehr Stellungen der Armee von Truppen des Widerstands erobert werden, setzen die Junta- Generäle zunehmend auf die Luftwaffe. Die Zahl der Luftangriffe auf Dörfer und Widerstandsmilizen hat sich den vergangenen fünf Monaten nach UN-Angaben verfünffacht. Zur Verstärkung der demoralisierten sowie durch Niederlagen und Desertationen geschwächten Bodentruppen hat das Regime jetzt die Zwangsrekrutierung von Männern und Frauen im wehrfähigen Alter angeordnet. Am schockierendsten sei es, so Andrews, dass auch die vom Militär seit Jahrzehnten verfolgten und unterdrückten Rohingya zum Wehrdienst eingezogen würden.
Kreuzverehrung im Flüchtlingscamp. © Bistum Loikaw
Lage für Hilfsorganisationen wird schwieriger
In ganz Myanmar leben nach UN-Angaben mehr als 2,7 Millionen Flüchtlinge in provisorischen Lagern. Insgesamt seien mindestens 18,6 Millionen Menschen, darunter sechs Millionen Kinder, auf humanitäre Hilfe angewiesen. Für Hilfsorganisationen wird die Arbeit zunehmend schwieriger. Durch den Bürgerkrieg können Lager oft nicht erreicht werden. Zudem nehmen angesichts der weltweiten Inflation und des Hilfsbedarfs in den anderen Krisenregionen die Spenden ab.
Bistum Regensburg bringt Geld aus Katastrophenfonds auf
Aus Deutschland leisten Organisationen wie Misereor und Kirche in Not, aber etwa auch das Bistum Regensburg humanitäre Hilfe für Vertriebene in Myanmar und Flüchtlinge aus Myanmar in Thailand. "In den letzten beiden Jahren es ist es gelungen, 180.000 Euro speziell für Loikaw aus dem Katastrophenfonds des Bistums und anderen Quellen aufzubringen", sagt Gregor Tautz, Myanmarbeauftragter des Bistums, und fügt hinzu: "Von Bischof Celso weiß ich, wie wichtig es für die Menschen ist, zu erfahren, dass ihre Not trotz Ukraine, Gaza und anderen Konflikte nicht vergessen ist."
Bischof Raymond Sumlut Gam hat die Gemeinden seines Bistums Banmaw in Kachin angewiesen, die Karwoche und Ostern nur in kleinem Rahmen zu begehen. Er selbst hat sich auf die gefährliche Reise zu einer abgelegenen Gemeinde an der Grenze zu China begeben, um mit den Menschen dort Ostern zu feiern. Eindringlich bittet er: "Betet für uns."
Text: KNA
(kw)
Weitere Infos
Bischof Celsa Ba Shwe aus der Diözese Loikaw in Myanmar besuchte im Oktober 2023 Bischof Rudolf Voderholzer in Regensburg. Zwischen beiden Bistümern besteht seit langem eine enge Verbindung, unterstützt das Bistum Regensburg doch seit 22 Jahren Weltchristen aus Myanmar mit einem Stipendienprogramm.
Den Bericht über die Begegnung mit Bischof Celsa Ba Shwe in Regensburg lesen
Mehr erfahren über das Myanmar/Birma-Stipendienprogramm des Bistums Regenburg
