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Myanmar: Bischof Celsa Ba Shwe besucht Bischof Rudolf Voderholzer in Regensburg

Bürgerkrieg: Wir bleiben bei den Menschen!

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Regensburg, 2. Oktober 2023

Bischof Celsa Ba Shwe aus der Diözese Loikaw in Myanmar besuchte Anfang der Woche Bischof Rudolf Voderholzer in Regensburg. Zwischen beiden Bistümern besteht seit langem eine enge Verbindung, unterstützt das Bistum Regensburg doch seit 22 Jahren Weltchristen aus Myanmar mit einem Stipendienprogramm. Myanmar wird derzeit von den großen Unruhen eines Bürgerkriegs erschüttert. Darüber berichtete Bischof Celsa Ba Shwe Bischof Rudolf Voderholzer. Mit dabei: Father Philip Aung Nge und Gregor Tautz, Myanmarbeauftragter im Bistum Regensburg.

Wie die Medien berichten, ist bekannt, dass seit dem Militärcoup von 2021 die Situation für die Zivilbevölkerung in Myanmar sehr schwierig geworden ist, insbesondere in Kayah State, der deckungsgleich ist mit der Diözese Loikaw. Von den 350.000 Bewohnern dieses Landesteils sind etwa 170.000 Flüchtlinge, die ihre Dörfer verlassen haben und nun in provisorischen Lagern leben. Das besondere an Kayah State ist, dass dort viele Christen leben. Im übrigen Myanmar sind die Buddhisten mit weit über 90 % Bevölkerungsanteil in einer deutlichen Mehrheit:

„Das fordert uns besonders heraus, von den 41 katholischen Pfarreien sind 25 komplett verlassen. Man kann auch dorthin nicht zurückkehren, weil alles niedergebrannt oder militärisch besetzt ist. Es wäre lebensgefährlich wieder dort hinzugehen. Das ist die dramatische seelsorgliche Situation“, erläutert Bischof Celsa Ba Shwe.

Seelsorge für alle in den Flüchtlingslagern

Von den 90.000 Katholiken sind etwa 60.000 nicht mehr in ihren Pfarrgemeinden, wo sie gelebt haben, sondern sind in Lagern verstreut. Es gibt 160 Lager, die von der katholischen Kirche betreut und unterstützt werden. Diese Situation hat das kirchliche Leben und die kirchliche Arbeit komplett verändert, berichtet der Bischof: „Man muss sich vorstellen, es sind 42 Kirchen und kirchliche Gebäude, wie Konvente oder Waisenhäuser zerstört. Und 25 Pfarreien verwaist. Deshalb sind die Priester, die Ordensschwestern, die Laienmitarbeiter mit in die Lager umgezogen und versuchen nun dort die Seelsorge weiter zu betreiben und weiter nah an den Menschen zu sein und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie nicht verlassen sind – auch in dieser schwierigen Situation. Es werden Gottesdienste gefeiert, es findet Katechismus statt, sie versuchen Schulunterricht und die Beschaffung von Lebensmitteln zu organisieren“, so der Bischof aus Myanmar.

v.l.n.r.: Gregor Tautz, diözesaner Beauftragte für Myanmar, Bischof Celsa Ba Shwe, Bischof Rudolf Voderholzer, Father Philip Aung Nge  und Dr. Thomas Rigl, Arbeitsstelle Weltkirche.

Psychosoziale Unterstützung durch die Ordensschwestern

Auch ist es so, berichtet Bischof Shwe, dass beim Verlassen einer Pfarrei, die Menschen in verschiedene Lager unterkommen. So müssen die Seelsorger einer Pfarrei auch in verschiedene Unterkünfte, um ihre Gläubigen betreuen zu können. Ähnlich geht es auch den Ordensschwestern, die im sozialen Dienst tätig sind. Auch sie befinden sich jetzt in den Lagern. Die Menschen dort haben viel Grausames miterleben und mitansehen müssen: Folter, Vergewaltigungen, der persönliche Verlust von geliebten Menschen, ständige Luftangriffe, etc. Um diese psychischen Belastungen aufzufangen, hat die Diözese Loikaw ein Schulungsprogramm speziell für Ordensschwestern und Laien entwickelt, damit sie auch psychosoziale Unterstützung neben der Seelsorge und den materiellen Diensten leisten können.

Wir bleiben bei den Menschen!

„Es ist vielleicht der wichtigste Dienst, den wir leisten können. Auch wenn wir manchmal nichts haben, was wir an Materiellem mitbringen können: Dass wir den Menschen zeigen, wir sind bei euch, wir verlassen euch nicht, wir beten mit euch, wir beten für euch und wir weichen nicht von eurer Seite, so wie viele andere Organisationen, die im Kriegsfall das Land aus Sicherheitsgründen verlassen haben. Wir als Kirche, als Diözese Loikaw, bleiben bei den Menschen, dort wo sie leiden, dort wo sie auch in Lebensgefahr sind“, betont der Diözesanbischof von Loikaw: „Unseren Dienst leisten wir nicht nur für die katholischen Schwestern und Brüder, sondern für alle. Wenn die Menschen in den Lagern ein Ordensgewand sehen, sagen sie nicht ‚Schwester‘ oder ‚father‘, sondern ‚teacher‘ (Lehrer). Aber sie wissen, dass da jemand ist, der bei ihnen bleibt und ihnen Sicherheit gibt. Sie sagen auch ‚Lehrer, bleib bei uns. Wir fühlen uns sicherer, wenn ihr da seid‘. Das ist ganz wichtig für unsere Arbeit: die Botschaft, bei den Menschen zu sein und das auch vorzuleben“, so der Bischof.

Um ein Beispiel geben zu können, wie die materielle Unterstützung umgesetzt wird, berichtet Father Philip Aung Nge, der den Bischof aus Myanmar auf seinen Reisen begleitet und auch vor Ort Hilfe leistet: „Für 100 Euro können wir 100 Liter Öl zum Braten und Kochen kaufen. Die Leute sind sehr sparsam: Eine Familie kann einen Monat lang mit 1 Liter Öl die Basisversorgung sicherstellen. Ein anderes Beispiel: die Menschen müssen sich vor dem Regen, vor dem Monsun, vor der Sonne schützen. Aus Bambus bauen sie sich in den Lagern Hütten und Unterstände, die mit Planen abgedeckt werden. Solche Planen halten ungefähr ein halbes Jahr. Pro Familie und Hütte kann man für 10 Euro ein trockenes Zuhause für ein halbes Jahr schaffen.“

Text und Fotos: Jakob Schötz

Bischof Celsa Ba Shwe aus der Diözese Loikaw ist zurzeit Gast in Regensburg.



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