News Bild Buchtipp:

Buchtipp:

Die Erfindung von Gut und Böse

Home / News

Regensburg, 05. Juli 2023

Aktuell müssen wir eine ganz neue Form des Kommunizierens lernen, meint der Philosoph Hanno Sauer. In seinem neuen Buch „Moral – Die Erfindung von Gut und Böse“ geht er auf die Entwicklung des Moralverständnisses ein. Der an der Uni Utrecht dozierende Professor betont: „Tatsächlich gibt es universelle Werte, die alle Menschen miteinander teilen“.

Der deutsche Philosoph zeichnet in seinem Buch, das im Piper-Verlag erschienen ist, die Geschichte unserer Moral nach. Dabei geht er von der Entstehung menschlicher Kooperationsfähigkeit vor 5 Millionen Jahren aus, bis hin zu den jüngsten Krisen moralischer Polarisierung. Und er beschreibt, welche Prozesse biologischer, kultureller und historischer Evolution die moralische Grammatik formten, die unsere Gegenwart bestimmt.

Gleich am Anfang seines Buchs stellt der Autor klar: „Eine Geschichte der Moral ist keine Geschichte der Moralphilosophie. Die Bergpredigt, Kants Kategorischer Imperativ spielen in meiner Geschichte eine Rolle, aber sie ist vergleichsweise gering.“

Und noch eines vorweg: Wer Moral klassischerweise als Sitten und Gebräuche einer ihr übergeordneten Ethik ansieht – sei diese religiös oder philosophisch ausgerichtet –, der wird mit Hanno Sauers Darstellung keine Freude haben. Vielmehr beschreibt der Autor die Moral als ein Normsystem, das sich in menschlichen Gesellschaften ausbildet. Und noch mehr gilt bei Sauer, dass Moral als eine „Revolution in der Evolution“ des Menschen zu verstehen ist. Seine These lautet somit, dass es ohne evolutionsbedingte Moral keine „geselligen Menschen“ geben würde, sondern nur gewalttätige Egomanen. Hier merkt man, wie Hanno Sauer von einer anderen deutschen Philosophin inspiriert wird, und zwar von Hannah Arendts Lehrsatz von der „Banalität des Bösen“.

Zum Inhalt

Hanno Sauer geht zwar nicht auf konkrete schreckliche historische Ereignisse ein, um die Entwicklung von Moral zu erläutern. Denn für ihn sind sie eher fatale Leiden auf dem langen Weg der Menschheit zu einer moralisch überlegenen Spezies. Vielmehr geht es ihm um ein „Loblied auf die Evolution“. Der Philosoph ist zweifelsohne ein Optimist. Und das macht die Lektüre angenehm, zumal es einfacher wäre, dazu zu neigen, pessimistisch zu sein. Abschließend lässt sich sagen, dass es von der „moralischen Stimmung“ der Leserin und des Lesers abhängt, ob sie oder er mit Hanno Sauer einen hoffnungsvollen Weg der „moralischen Evolution“ einschlagen möchte.

Text: Mario Galgano / vatican news

Foto: piper.de

(SSC)

Weitere Infos

Zum Nachhören - eine Buchrezension von Mario Galgano



Nachrichten