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Brauchtum und Geschichte in Ostbayern: Marienmonat Mai

Geschmückte Altäre und altvertraute Marienlieder

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Regensburg, 9. Mai 2023

Der Wonnemonat Mai ist angefüllt mit zahlreichen weltlichen und kirchlichen Festen. Vor allem bei uns in Bayern ist der Mai auch der Marienmonat.

Die Maiandacht – eine bayerische Tradition

 „Milde Königin gedenke, wie’s auf Erden unerhört, dass zu dir ein Pilger lenke, der verlassen wiederkehrt“ – noch heute singen die Gläubigen aus voller Kehle, wenn in der Maiandacht die altvertrauten Marienlieder erklingen. Die Maiandachten, die in der katholischen Kirche zu Ehren der Mutter Gottes gefeiert werden, sind vom bayerischen Brauchtum nicht wegzudenken.

Maiglöckchen und Flieder

Während heute vielerorts nur noch an einigen Tagen der Woche eine Maiandacht gefeiert wird, traf man sich früher jeden Abend in der Kirche vor dem geschmückten Marienaltar zur Verehrung der Mutter Gottes. Auch zu Hause hatte fast jede Familie in der Stube im Herrgottswinkel einen kleinen Maialtar aufgebaut. Den Mittelpunkt bildete eine mit Maiglöckchen oder Flieder geschmückte Marienstatue. Hier kam die Familie dann zum gemeinsamen Gebet zusammen, das im Marienmonat besonders lang ausfiel. Denn da wurde dann an das Morgen-, Mittags- und Abendgebet noch ein zusätzliches Ave-Maria angehängt, und um 12 Uhr versammelten sich alle zum „Engel des Herrn“. Oft hatten die Kinder ihren eigenen kleinen Maialtar, auf dem sie stolz ihre Andachtsbildchen aufstellten und den sie mit Blumen schmückten.

Maikäfer und Liebeleien

Auch in abgelegen Kapellen oder an Marterl, die der Gottesmutter geweiht waren, wurden die abendlichen Maiandachten abgehalten. Viele der älteren Menschen verbinden noch heute mit den Andachten Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend: Der Duft des Flieders auf dem Weg in die Kirche, die Maikäfer, die es noch so zahlreich gab, dass sie sich in Kleidern und Haaren verfangen haben, oder die erste Liebe, mit der man sich kurz nach der Andacht noch schnell heimlich getroffen hat.

Die erste Maiandacht in Regensburg

Die Maiandacht entstand aus der barocken Volksfrömmigkeit; in ihrer heutigen Form wurde sie erstmals 1748 in Ferrara abgehalten. Von Italien aus kam die Andacht über Frankreich und die Schweiz schließlich nach Bayern. In Deutschland gab es die erste Maiandacht im Jahr 1841 im Kloster der Guten Hirtinnen in München-Haidhausen. 1844 folgte die Diözese Regensburg und erst elf Jahre später wurden die Maiandachten in Eichstätt und Passau eingeführt. Das Aufblühen des Marienkults ließ den schönsten Monat im Jahr zum Marienmonat werden. Und noch heute kommen die Gläubigen in den Abendstunden zusammen, beten zur Muttergottes und singen die altbekannten Marienlieder. Höhepunkt der von Region zu Region unterschiedlich gestalteten Andachten ist oft eine feierliche Lichterprozession durch den Ort.

Patrona Bavariae

Die Gottesmutter Maria wird in Bayern als Landespatronin „Patrona Bavariae“ hoch verehrt. Maria war in früherer Zeit auch eine beliebte Namenspatronin und es gab fast kein Haus, in dem nicht eine Maria, Marie oder Marei zu finden war. Das Haus Wittelsbach war dem Volk bei der Marienverehrung ein leuchtendes Vorbild. Schon Kurfürst Maximilian I. hatte das Land unter den besonderen Schutz der Mutter Gottes gestellt. Im Jahr 1916 erwirkte der bayerische König Ludwig II. bei Papst Benedikt XV. die Einrichtung eines eigenen Festes für die Schutzfrau Bayerns, die Patrona Bavariae.

 

Text: Judith Kumpfmüller



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