Jungfrau Maria: Patrona, Herzogin, Königin
Warum der Wonnemonat Mai unser Marienmonat ist
Regensburg, 28. April 2023
Der Mai ist der Marienmonat des Kirchenjahres. Wir verehren die Gottesmutter und Jungfrau Maria im Marienmonat Mai und auch im Rosenkranzmonat Oktober. Wir verehren sie durch alle Zeiten hindurch, besonders jedoch in den genannten Monaten. Im Juni steht die Verehrung des Herzens Jesu im Vordergrund, im August feiert man den Frauen-Dreißiger, der September ist der Schutzengelmonat. Und im November gedenken wir der Toten.
Zwar wird die Gottesmutter Maria mit dem Wunder des Frühlings in Verbindung gebracht. Sie wird als die schönste Blume besungen. An allererster Stelle jedoch wird die Jungfrau Maria als erste und schönste Blüte der Erlösung verehrt. Sie verweist auf den Frühling des Heils. Und vor allem ist Maria offen für Gott gewesen. Sie hat Jesus Christus, das Heil der Welt, geboren, das wir Menschen ersehnen. Maria ist die wichtigste unter den Heiligen. Marias gläubiges Vertrauen und ihr Ja zu Gottes Ruf macht sie zur Mutter aller Gläubigen und zum Urbild der Kirche.
Sehr viele Gotteshäuser vom 8. Jahrhundert an
Bereits seit dem frühen Mittelalter entwickelte sich eine besondere Marienverehrung im Monat Mai. Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert entwickelte sich der Monat Mai immer mehr zum Marienmonat. In Deutschland etwa fand die erste Maiandacht 1841 im Kloster der Guten Hirtinnen in München-Haidhausen statt. Vor allem aber in Bayern ist Maria von sehr großer Bedeutung. Für 1917 hat Benedikt XV. (1914-1922) den Festtag der Muttergottes, der Patrona Bavariae, in Bayern eingeführt. Bereits 1916 hatte sich der bayerische König Ludwig III. an Benedikt gewandt und gebeten, Maria zur Schutzpatronin Bayerns zu erklären und ein eigenes Marienfest zuzulassen. Im Zusammenhang der Einführung des Festes war darauf hingewiesen worden, dass „sehr viele Gotteshäuser, die vom 8. und 9. Jahrhundert an zu Ehren der Gottesgebärerin in Städten und Ortschaften Bayerns errichtet wurden und vielfach durch ihren mächtigen Bau und künstlerischen Schmuck hervorragen“, von einem Eifer zeugten, mit dem seit alten Zeiten die Gottesmutter verehrt werde. So heißt es in dem Dekret „Conspicua erga“, das die Ritenkongregation damals in Rom erließ und das der Apostolische Nuntius am 12. Mai 1916 den bayerischen Bischöfen übersandte. Bis 1926 lag das Fest Patrona Bavariae auf dem 14. Mai. Bereits 1927 wurde das Hochfest Patrona Bavariae auf den jeweils ersten Samstag im Monat Mai verlegt. Prälat Dr. Josef Ammer schreibt (in Kreiml, Josef, Neumann, Veit (Hg.), 100 Jahre Patrona Bavariae, Regensburg 2017, S. 21ff.): „Es fiel somit wechselnd auf die Tage vom 1. bis 7. Mai.“. Außerdem war es, schreibt Dr. Ammer weiter, verbunden mit der Möglichkeit, die äußere Feier des Festes am unmittelbar folgenden Sonntag zu begehen. In Bayern entschied man sich (schreibt Dr. Ammer sodann), „den Marienmonat Mai mit dem Fest der Patrona Bavariae zu eröffnen“. Seit 1970 wird das Hochfest der Patrona Bavariae mit Beschluss der Freisinger Bischofskonferenz also am 1. Mai begangen und mit diesem Fest wird in Bayern der Marienmonat eröffnet. 1955 führte Pius XII. im Nachgang zum Marianischen Jahr 1954 auch das Fest Maria Königin ein. Es beschließt den Marienmonat am 31. Mai.
Die Jungfrau Maria beschützt ja die Kirche und damit uns
Papst Paul VI. (1963-1978) empfahl in seiner Enzyklika „Mense maio“ („Im Monat Mai“) vom 1. Mai 1965 die besondere Verehrung Marias in diesem Monat. Er schreibt, es sei „eine teure Gewohnheit Unserer Vorgänger, diesen Marienmonat zu wählen, um das christliche Volk zu öffentlichem Gebet einzuladen, sooft die Nöte der Kirche oder eine drohende Weltgefahr dies verlangten.“ Damit liegen wir mit unserer besonderen marianischen Gestaltung des anstehenden Wonnemonats, der diese Bezeichnung übrigens aus dem Althochdeutschen („winni“ als „Weide“) haben soll, sehr gut; immerhin hat Russland das übernächste Land zu uns am 24. Februar 2022 brutal überfallen und tut dies auch weiter. Weide oder Wonne, so oder so: Wir dürfen mit Fug und Recht eine Wonne empfinden, wenn wir uns unter den schützenden Mantel der Patrona Bavariae begeben, und das mit großer Hingabe im anstehenden Monat Mai. Denn die verehrte Gottesmutter und Jungfrau Maria beschützt ja die Kirche und damit auch uns. Übrigens singen die Katholiken in Franken, schwerpunktmäßig in der Diözese Würzburg, zu Maria, die sie als die Herzogin von Franken verehren: „Darum, o Mutter, deine Hand – halt über uns im Frankenland.“ Und im Heiligen Land verehren Christinnen und Christen die Mutter Jesu als die Königin Palästinas.
Lust an innerer Reinheit gegen die zuverlässige Unlust
Nehmen wir uns vor, jeden Tag im Mai die Allerseligste Jungfrau Maria zu verehren: mit dem Rosenkranz oder in Maiandachten (z.B. recht schön im Gotteslob; die Erzdiözese Köln erleichtert dies sehr). Zwar ist es nicht leicht, an vielen Tagen eines Monats den Rosenkranz zuverlässig zu beten. Aber mit Übung und der Lust an der Erfahrung der inneren Reinheit lässt sich der sich in der Regel nach einiger Zeit „zuverlässig“ einstellenden Unlust doch recht effektiv begegnen.
Text: Prof. Dr. Veit Neumann, Bild: Nino Barbieri:
upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/75/Munich_-_Maria_column_04.jpg