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Brauchtum und Geschichte in Ostbayern: „Dominica in albis“

Der „Weiße Sonntag“

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Regensburg, 14. April 2023

Die Woche nach Ostern, die Osteroktav, war früher eine Festwoche – und damit arbeitsfrei. Allerdings nicht unbedingt zur Freude der Bauern, da die Osteroktav meist in die Zeit der Aussaat fiel und somit auf den Feldern die Arbeit wartete. Der Sonntag nach Ostern schließt die Osteroktav ab. Er trägt den liturgischen Namen „Dominica in albis – Herrentag in weißen Gewändern“ oder „Weißer Sonntag“.  Diese Bezeichnung hat ursprünglich nichts mit der Erstkommunion zu tun, obwohl diese lange Zeit nur an diesem Tag gefeiert wurde.

Traditioneller Tag der Erstkommunion

In der frühen Kirche hatten alle, die in der Osternacht getauft worden waren, acht Tage lang ihre festlichen weißen Gewänder getragen. Erst am Abend des darauffolgenden Sonntags wurden sie wieder abgelegt. Daher stammt vermutlich auch die Bezeichnung „Weißer Sonntag“.
Im 13. Jahrhundert war das Alter für den Empfang der Kommunion nicht genau festgelegt. Je nach Region schwankte es zwischen dem siebten und 14. Lebensjahr. Nach dem Konzil von Trient (1545 – 1563) nahmen sich vor allem die Jesuiten der Erstkommunion an, und 1661 wurde sie in München erstmals am Sonntag nach Ostern, am „Weißen Sonntag“, abgehalten. Erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts hatte der Weiße Sonntag seine Bedeutung als Tag der feierlichen Erstkommunion.

Erinnerungsbild und Geschenke

Das Fest der Erstkommunion war und ist einer der ersten Höhepunkte im Leben der Kinder. In festlicher Erwartung versammelte man sich früher im Pfarrhof oder in der Schule. Dann folgte der feierliche Einzug in die Kirche. Nach der Messe gab es ein Erinnerungsbild vom Pfarrer und Geschenke von Verwandten und Bekannten. Besonders beliebt als Kommuniongeschenk waren früher kunstvoll gefertigte Wachsstöckl.

Weiße Kleider und weiße Speisen

Die Kleider der Mädchen an diesem Tag, die Schleifen und Blumen, in allem war Weiß die vorherrschende Farbe. Und viele Mütter ließen es sich nicht nehmen, sogar ein weißes Festmahl zu servieren. Den Anfang machte dabei eine weiße Suppe, eine Hirn- oder Blumenkohlsuppe, oft auch eine Champignon- oder eine legierte Geflügelsuppe. Danach gab es Kalbfleisch oder Kalbsvögerl mit Reis und Spargel, manchmal auch einen Nierenbraten. Und damit nicht genug. Als weiße Nachspeise wurden Schneeballen mit Vanillesoße oder Zitroneneis mit Schlagrahm serviert.

Fest der Barmherzigkeit

Der Brauch, den Tag der Erstkommunion auf den Sonntag nach Ostern zu legen, hat sich inzwischen gelockert. Heute werden oft andere Sonntage oder Festtage gewählt – ein beliebter Kommuniontag ist auch der Christi-Himmelfahrtstag. Und auch weißes Essen wird man heute am Weißen Sonntag wohl nicht mehr servieren. Der früheste Termin für den Weißen Sonntag ist übrigens der 29. März, der späteste am 2. Mai.
Im Jahr 2000 führte Papst Johannes Paul II. mit der Heiligsprechung der Schwester Faustina das Fest der Barmherzigkeit am Sonntag nach Ostern ein. Er erfüllte damit eine Vision der polnischen Ordensschwester.
 

Text: Judith Kumpfmüller

(mk)

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