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Brauchtum in Ostbayern: Fasching in früherer Zeit

Die „sechs fetten Tage“


Regensburg, 26. Februar 2025

In früherer Zeit, als die Fastenzeit noch streng eingehalten wurde, ließ man es sich in den letzten Tagen des Faschings noch einmal so richtig gut gehen, was vor allen Dingen eins bedeutete: sich schön satt zu essen. Da gönnte man sich vor dem Aschermittwoch „sechs fette Tage“ mit Schlachtschüssel, Würsten und Bergen von Küchel und Krapfen.

Vom naschen Pfinsta bis zum Schnitzeldienstag

Die fetten Tage begannen am Donnerstag vor dem Faschingssamstag, also am Unsinnigen Donnerstag, Gumperten Donnerstag, oder wie er in der Oberpfalz heißt, am Naschen Pfinsta. Da gab es viel fettes Fleisch, viel Speck und in Fett ausgebackene Süßspeisen. Der Freitag war der „Ruaßige Freitag“ – an diesem Tag zogen die Narren umher und versuchten, den Leuten Ruß ins Gesicht zu schmieren. Am „Schmalzigen Samstag“ ging es in den Küchen heiß her. Da wurden dann Unmengen von Schmalznudeln in verschiedensten Formen gebacken. Ohne sie war der Fasching nicht denkbar: „Lustig ist die Fasenacht, wenn mei Muata Kiachl bacht, wenn sie aber koane bacht, pfeif i auf die Fasenacht“, heißt es in einem bekannten Kinderlied.

Krapfen gegen das „Zerfälteln“

Am beliebtesten waren „Auszogne“, Kiachl oder Fensternudeln, weil sie außen einen dicken gebräunten Rand und innen ein helles dünnes „Fenster“ haben. Daneben gab es Krapfen, Strauben, Zipfel, Ringerl oder Hauberlinge. Und wenn die Bäuerin mit dem Backen fertig war, durften in einigen Gegenden die Dorfburschen Heu- und Mistgabeln ins Küchenfenster halten, und alle drei Zinken mussten bis zu den Spitzen mit Krapfen vollgesteckt werden. Bis zum Faschingsende standen dann in den Häusern für alle Besucher Schüsseln mit Schmalzgebäck, und jeder konnte essen, solange der Vorrat reichte. Vor allem die jungen Mädchen langten kräftig zu, war man doch davon überzeugt, dass fleißiges Krapfenessen die Jungfernschaft erhalte. Auch ein „Zerfälteln“ der Schönheit sollten die Krapfen verhindern.

Schlemmen vor der Fastenzeit

In diesen Tagen durfte zum letzten Mal vor der Fastenzeit Fleisch gegessen werden. Und so gab es Blut- und Leberwürste, Kesselfleisch und Speck, dazu trank man Bier und zur Verdauung brauchten alle dann einen Schnaps. Höhepunkt des Faschings war der Faschingssonntag mit Maskeraden, Umzügen, üppigen Speisen und reichlich „flüssiger Nahrung“. Das unmäßige Trinken war quasi Pflicht im Fasching. Denn wer zur Fasnacht Wasser trinkt und Suppe isst, der werde das ganze Jahr über Durst haben, sagte man. Wer aber Würstl und Brezen isst und viel Schnaps trinkt, dem würde das ganze Jahr über Essen und Trinken nicht ausgehen.

Die Herrenfastnacht

Am Faschingssonntag, dem Sonntag Quinquagesima, durfte die Pfarrersköchin das letzte Mal vor der 40 Tage dauernden Fastenzeit groß auftragen; deshalb hieß der Tag auch Herrenfastnacht oder Pfaffenfastnacht. Denn für die Geistlichkeit begann bereits am Montag die kirchliche Fastenzeit. Die Altäre wurden mit blauen Tüchern verhängt, die Gläubigen mussten die erste Fastenmesse besuchen. Und danach sind viele, weil sie noch so in Feierstimmung waren, dann ins Wirtshaus statt zur Arbeit gegangen und haben damit, so sagt man, den „blauen Montag“ erfunden. Diese Unsitte hat angeblich so um sich gegriffen, dass der arbeitsfreie Faschingsmontag schließlich allgemein üblich wurde.

Das Ende des Faschings bildete der Faschingsdienstag, der auf dem Land auch der Schnitzeldienstag hieß, allerdings nicht nach dem Wiener Schnitzel, sondern weil das traditionelle Essen an diesem Tag aus getrockneten Äpfel- und Birnenschnitzeln und dem übrig gebliebenen Speck vom Unsinnigen Donnerstag bestand. Pünktlich um Mitternacht war der Fasching dann vorbei – die große Fastenzeit begann.

Text: Judith Kumpfmüller

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