News Bild Brauchtum in Ostbayern: Die Wallfahrt zum Seligen Bauern

Brauchtum in Ostbayern: Die Wallfahrt zum Seligen Bauern

Die Kapelle auf dem Galgenberg

Home / News

Regensburg/Vohburg, 13. September 2024

Das kleine Pfarrdorf Menning ist heute ein Ortsteil der Stadt Vohburg. Gleich in der Nähe, auf dem Galgenberg, stand einst der Galgen des Gerichts Vohburg. Hier fanden bis ins Jahr 1771 die Hinrichtungen der Verurteilten statt. Heute ist der Galgenberg Ziel vieler Wallfahrer, die zur Kapelle des Seligen Bauern pilgern.

Die Legende vom Seligen Bauern

Der „Selige Bauer“ soll Mitte des 15. Jahrhunderts nahe bei Vohburg gelebt haben. Er war ein stiller, gottesfürchtiger Landmann. Als ihm Frau und Kinder gestorben waren, verschenkte er sein Hab und Gut an die Armen, seinen Hof vermachte er dem Kloster, er selbst zog in eine armselige Hütte mitten im Wald. Hier lebte er von nun an als Einsiedler und betete. An den Sonn- und Feiertagen besuchte er in Vohburg die Messe. Eines Nachts kamen zwei finstere Räuber zu seiner Klause und forderten Geld von dem frommen Bauern. Als der trotz schwerer Misshandlungen immer wieder seine Armut beteuerte, schlugen ihn die Räuber tot. Um es wie einen Selbstmord aussehen zu lassen, hängten sie den Leichnam mit einem Strick am Firstbalken auf.

Als nun der fromme Mann am Sonntag nicht zur Kirche kam, brachen ein paar Vohburger auf, um nach ihm zu sehen. Der Plan der Räuber ging auf: Da hing der Tote an seinem Galgen und alle waren entsetzt, dass der fromme Bauer sich selbst das Leben genommen hatte. Für Selbstmörder war kein Platz in geweihter Erde, und so wurde die Leiche am Vohburger Galgenberg verscharrt.

Die Wunder am Galgenberg

Doch schon bald geschahen wundersame Dinge am Galgenberg. Ein Blinder erhielt am Fleck sein Augenlicht wieder, erzählt die Legende, ein Lahmer konnte wieder gehen und ein Aussätziger wurde an der Richtstätte wieder rein. Immer mehr Menschen sahen die Wunderheilungen als göttliches Zeichen, das die Unschuld und Frömmigkeit des Bauern zeigen sollte. Auch die Räuber, die inzwischen wegen anderer Untaten gefasst waren, hörten von den Wundern und gestanden die frevelhafte Tat. 

Die Leiche wurde nun erhoben und in der Spitalkirche beigesetzt. 1694 wurden die Reliquien in die St. Andreaskirche (heute Rathaus) übertragen und kamen schließlich 1880 in die Antoniuskirche, wo der Schrein heute noch zu sehen ist. Dort, wo einst die Klause des frommen Bauern stand, ließ der damalige Vohburger Pfarrer Xaver Lettner ein Denkmal errichten.

Auf dem Galgenberg steht heute eine Kapelle zu Ehren des Seligen Bauern von Vohburg. Sie wurde 1950 auf Initiative eines Kriegsheimkehrers mit Spenden, Sammlungen und Eigenleistung errichtet. Der Soldat hatte im Feld gelobt, nach seiner Rückkehr in die Heimat eine Kirche zum Seligen Bauern zu bauen.

Mirakelbuch und Sternwallfahrt

Bis heute erhalten ist das Mirakelbuch des Seligen Bauern. Hier sind rund 740 Gebetserhörungen aufgezählt, die sich zwischen 1694 und 1951 ereignet haben.

Heute treffen sich jedes Jahr am dritten Sonntag im September Wallfahrer aus verschiedenen Gemeinden um 17.30 Uhr am Fuß des Galgenberg. Von hier aus geht es rosenkranzbetend hinauf zur Kapelle, wo eine gemeinsame Herz-Jesu-Andacht gefeiert wird. Danach gehen die Gläubigen zusammen zurück zum Treffpunkt, bevor sich die einzelnen Pilgergruppen wieder auf den Weg in ihre Dörfer machen.

Text: Judith Kumpfmüller

Weitere Infos



Nachrichten