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Brauchtum in Ostbayern: Die Siebenlinge der Brigitta von Stinglhaim

Das „miraculum“ von Hailing

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Regensburg, 2. November 2023

Im niederbayerischen Landkreis Straubing-Bogen liegt das kleine Dorf Hailing. Heute leben hier rund 350 Einwohner, doch ein Blick auf die Dorfchronik zeigt, dass Hailing auf eine lange und bedeutende Geschichte blicken kann. Der Ursprung des Ortes reicht bis ins 6. Jahrhundert zurück.

Lange Siedlungsgeschichte

Doch schon lange Zeit vorher haben sich Menschen hier niedergelassen. Darauf weisen Stein- und Hornsteinwerkzeuge hin, die zwischen 1904 und 1935 in der Hailinger Gegend gefunden wurden. Bei den Ausgrabungen stieß man auch auf Reihengräber und Reste von Wohngruben aus der Bronzezeit. Die wohl bekanntesten Entdeckungen sind Römerhügel in der Nähe des Dorfes. Der größte Hügel hat eine Höhe von zwei und einen mittleren Durchmesser von 14 Metern.

Das Wunder von Hailing

Doch die größte Besonderheit findet sich in der Pfarrkirche. Hier weist ein aufwändig gestalteter Granitstein auf zwei Wunder hin, die sich in der Jahren 1390 und 91 ereignet haben sollen. Hans Urban von Stinglheim ließ den Stein 1617 zum Gedächtnis an seine Ahnfrau hier anbringen. Hier ist zu lesen:

Als man gezählt hat 1390 Jahr,
Brigitta von Stinglhaim 7 Kinder gebar.
Und nächst Jahr so viel das andermahl,

Waren all Söhne 14 an der Zahl.

Wahrheit oder Legende

Es ist eine unglaubliche Gegebenheit, die hier geschildert wird. Innerhalb von zwei Jahren soll Brigitta von Stinglhaim zweimal Siebenlinge zur Welt gebracht haben. 1936 beschäftigte sich der Bayerische Landesverein für Familienkunde ausführlich mit dem „Wunder von Hailing“. Der Autor kam zu dem Schluss, der geringe zeitliche Abstand von etwa mehr als 200 Jahren zwischen der Zwillingsgeburt und der Errichtung des Gedenksteins spräche wohl für den Wahrheitsgehalt der zweifachen Siebenlinge. Auch werde der Stifter des Denkmals von Zeitgenossen als herausragender Vertreter seines alten Adelsgeschlechts gerühmt.

Unmögliches doch möglich

Schließlich kommt der Autor zu der Überzeugung, dass das „miraculum“ der zweifachen Geburt von Siebenlingen als möglich angesehen werden müsse. Immerhin habe es in früherer Zeit auch anderorts schon Siebenlinge gegeben, wenn auch nicht zweimal hintereinander. Brigitta und ihr zahlreicher Nachwuchs haben jedenfalls geschafft, dass Hailing zumindest den Historikern aus nah und fern ein Begriff geworden ist.

Text:  Judith Kumpfmüller

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