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Brauchtum in Ostbayern: Die heilige Gertrud

Frühlingsbotin und „Sommerbraut“


Regensburg, 17. März 2025

„Gertrud führt die Kuh zum Kraut, das Ross zum Pflug, die Bienen zum Flug“, sagt der Volksmund. Zahlreiche Bauernregeln ranken sich um den 17. März, den Namenstag der heiligen Getr(a)ud.

„Gertrud sät Zwiebel und Kraut“, oder „Sankt Gertrud legt Ent und Put“: An St. Gertrud war es Zeit, der brütenden Henne Eier unterzulegen und mit der Arbeit im Garten zu beginnen. Langsam wurden die Spinnräder wieder aus der Stube geräumt, die Arbeit in Garten und Feld konnte beginnen.

„Ist’s an Gertrud sonnig …“

In alten Bauernkalendern finden sich viele Hinweise auf die heilige Gertrud, die „erste Gärtnerin“. „Gertrud den Garten baut“, heißt es da, und „An Sankt Gertrud ist es gut, wenn in die Erd‘ die Bohn man tut“. Früher wusste man auch: „Ist’s an Gertrud sonnig, wird dem Gärtner wonnig“.

Die Heilige gilt als Frühlingsbotin und „Sommerbraut“ und wird als Schutzpatronin der Gärtner, des Gartens und der Feldfrüchte verehrt. „Sankt Gertrud die Erde öffnen tut“, heißt es in einer der viele Bauernregeln um ihren Gedenktag. Und was eine rechte Bäuerin war, die musste am Gertrudentag mit dem Garteln anfangen. 

Beliebter Vorname

Die heilige Gertrud ist eine historisch verbürgte Person. Als Tochter Pippins des Älteren, Stammvater der Karolinger, und der heiligen Itta geboren, legte sie bereits mit zwölf Jahren das Keuschheitsgelübde ab und trat in das Kloster im belgischen Nivelles ein. Hier leitete sie unter anderem ihre Mitschwestern zu Spinn- und Webarbeiten an. Mit nur 33 Jahren starb Gertrud am 17. März 659 während der heiligen Messe. Sie wurde im Kloster bestattet und schon bald nach ihrem Tod wurde Nivelles zum Wallfahrtsort und Pilger berichteten von Mirakeln und Wundern. 

Irische Mönche brachten die Gertudenverehrung aus Belgien nach Süddeutschland und Tirol und schnell war Gertrud einer der beliebtesten Vornamen im Alpenraum.

Helferin gegen Mäuse und Seeungeheuer

Dargestellt wird die Heilige häufig mit Mäusen oder Ratten, die an ihrem Gewand oder Äbtissinenstab hochklettern. Dieses Attribut geht auf eine Legende zurück, wonach Gertrud durch ihr Gebet die Gegend von einer Mäuse- und Rattenplage befreit und so die Ernte gerettet haben soll. Auch Mäuse, die sie beim Spinnen störten, wurden durch ihr Gebet vertrieben. Deshalb gilt sie noch heute im Volkglauben als Helferin gegen Mäuseplagen und bis heute wird das Gertrudenkraut – die (giftige!) Weinraute – als natürliches Schädlingsbekämpfungsmittel verwendet. 

Eine weitere Legende berichtet von Schiffsreisenden, die auf hoher See von einem Meeresungeheuer angegriffen wurden. Als sie im Gebet Gertrud um Hilfe anflehten, sei das Ungeheuer verschwunden. 

Gertrudwasser und Gertrudenzettel

Gertrudenminne – ein Becher mit gesegnetem Wein – wurde früher beim Abschiednehmen oder zur Versöhnung getrunken, Gertrudenwasser helfe gegen Mäuse und andere Schädlinge auf den Äckern, glaubte man, und Gertrudenzettel mit Abbildungen der Heiligen wurden zum Vertreiben von Wühlmäusen in die Löcher gesteckt. Bis heute wird am Gertrudentag traditionell die Saison für die Arbeit im Garten eröffnet.

Die heilige Gertrud ist nicht nur die Patronin der Gärtner, der Feld- und Gartenfrüchte. Auch bei Ratten- und Mäuseplagen vertrauten die Menschen auf ihren Schutz. Sie ist Patronin gegen Fieber, der Krankenhäuser, der Armen, Witwen, Pilger und Gefangenen, Herbergen und Reisenden – und Patronin der Katzen. 

Text: Judith Kumpfmüller

Foto: © Drobot Dean - stock.adobe.com

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