Regensburg, 25. April 2024
Am 25. April ist der Gedenktag des heiligen Markus. In den katholischen Kirchen wird an diesem Tag zum ersten Mal der Wettersegen gebetet, der dann bis zum Fest der Kreuzerhöhung am 14. September immer nach dem Gottesdienst am Sonntag seinen festen Platz hat.
Uralter Brauch
Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wird der Wettersegen als Schlusssegen nach der Messe erteilt. Mancherorts wird mit der Markusprozession am 25. April auch der Reigen der Bittprozessionen eingeleitet. An diesem Datum – den 7. Kalenden des Mai – fanden bereits in Rom Prozessionen statt, um die Götter für Haus und Feld gnädig zu stimmen. Die Christen übernahmen den Tag der Prozession, der zufälligerweise auf den Gedenktag des heiligen Markus fiel und so eröffnete jahrhundertelang der Flurumgang am Markustag den Reigen der Bittprozessionen und Wallfahrten.
Der Wettersegen
Und bis heute wird vom Markustag bis zum Fest der Kreuzerhöhung in den katholischen Kirchen zum Abschluss der Messe der Wettersegen erteilt: „Gott, der allmächtige Vater, segne Euch und schenke Euch gedeihliches Wetter; er halte Blitz, Hagel und jedes Unheil von Euch fern. Er segne die Felder, die Gärten und den Wald und schenke Euch die Früchte der Erde. Er begleite Eure Arbeit, damit Ihr in Dankbarkeit und Freude gebrauchet, was durch die Kräfte der Natur und die Mühe des Menschen gewachsen ist. Das gewähre Euch der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.“
„Vor Blitz und Ungewitter verschone uns, oh Herr“
Im Mai steht das Getreide bereits grün wogend auf den Äckern, doch bis zur Ernte in ein paar Wochen kann noch viel passieren. Deshalb machte man sich früher besonders in dieser Zeit auf, für die Ernte den Segen von oben zu erbitten – vor allem an den Bitttagen, den drei Tagen vor Christi Himmelfahrt. Die Tradition dieser Bittprozessionen geht bis ins 5. Jahrhundert zurück. Um das durch allerlei Unglücksfälle gebeugte Volk wiederaufzurichten, führte der Bischof von Vienne im südlichen Frankreich drei Sühnetage ein, an denen die Gläubigen Bittgänge veranstalten sollten. Auf Geheiß von Papst Leo III. übernahm dann Ende des 8. Jahrhunderts die ganze römische Kirche den Brauch, und so wurden der Montag, Dienstag und Mittwoch vor Christi Himmelfahrt zu Bitttagen. Seit Jahrhunderten finden nun an diesen Tagen Prozessionen über die Fluren statt.
Rosenkranz und Schaueramt
Früher machten sich die Gläubigen mit dem Pfarrer oft schon in aller Früh auf den Weg zu einer Kirche in der näheren oder weiteren Umgebung. So eine Bittprozession war kein Spaziergang. Auf dem ganzen Weg wurde der Rosenkranz gebetet und der Segen von oben erbeten: „Dass du die Früchte der Erde geben und erhalten wollest, wir bitten dich, o Herr“, und „Vor Blitz und Ungewitter verschone uns, o Herr“, was den Bittprozessionen auch den Namen „Schauerprozession“ einbrachte. Aber auch Krankheiten und Krieg sollten mit den Bittgängen abgewehrt werden: „Höre gnädig unser Bitten, wende ab von unseren Hütten Krankheit, Krieg und Hungersnot, gib uns unser täglich Brot.“ Am Ziel angekommen, zogen die Bittgänger unter Glockengeläut in die Kirche ein, wo das „Schaueramt“ gefeiert wurde.
Zur „Kreuzwurst“ ins Wirtshaus
Für die Ministranten waren die Bittgänge ein besonderes Fest. Die „Diensthabenden“ unter Ihnen hatten schulfrei, und gelegentlich ging es ganz und gar nicht „heilig“ zu, vor allem dann, wenn alte Rechnungen mit den „Kollegen“ in der Nachbarpfarrei beglichen werden mussten. So mancher Bittgang endete mit einer kleinen Rauferei unter den Buben. Aber auch die Erwachsenen hatten ihren Spaß, denn nach gutem alten Brauch gehörte zu einer richtigen Schauerprozession die Einkehr im Wirtshaus, wo man sich bei Bier und „Kreuzwurst“ für den Heimweg stärkte.
Text: Judith Kumpfmüller