Wallfahrtskirche Kappl, Außenansicht

Brauchtum in Ostbayern: Das große Kapplfest bei Waldsassen

Die „öd gelegene Capell“


Regensburg, 13. Juni 2025

Sie zählt zu den eigenartigsten Kirchen Deutschlands: Die Dreifaltigkeitskirche Kappl auf dem 600 Meter hohen Glasberg bei Waldsassen in der Oberpfalz. Die Wallfahrtsgeschichte geht zurück auf ein Bildnis an einem Baumstamm.

Der Baumeister dieser originellen Wallfahrtskirche war der aus Oberbayern stammende und später hier in Waldsassen ansässige Hofarchitekt und Hofbaumeister Georg Dientzenhofer. Im Jahr 1685 wurde mit dem Bau der Rundkirche begonnen, vier Jahre später war das Bauwerk vollendet. In der Kappl ist die göttliche Dreifaltigkeit als Architektursymbol meisterhaft dargestellt – überall in dem Bauwerk findet sich die Zahl drei. So ragen die drei Türme und drei Dachreiter mit Zwiebelhauben weit in die Landschaft. 

Lange Wallfahrtstradition

Die Geschichte der Wallfahrt geht viel weiter zurück. Der Überlieferung nach sollen um 1133 – zur Zeit der Entstehung des Klosters Waldsassen – Laienbrüder des Klosters die Viehherden hier geweidet haben. Zur Andacht und zum Gebet sei an einem Baumstamm ein Bild der Allerheiligsten Dreifaltigkeit angebracht worden. Bald wurde das Bildnis von den Menschen als wundertätig verehrt. Zum Schutz des Bildes ließ das Kloster schließlich eine Kapelle aus Holz errichten, an der sich immer mehr Pilger und Wallfahrer einfanden. 

Wundersame Krankenheilung

Die Kapelle machte später einer würdigeren Wallfahrtskirche platz, die zweimal zerstört und wiederaufgebaut wurde. Erstmals urkundlich bezeugt ist die Wallfahrt im Jahr 1527, doch als rund 40 Jahre später die protestantische und später die kalvinistische Lehre auch im Stiftland ihren Einzug hielt, war die Kappl samt ihrer Wallfahrt dem Verfall preisgegeben. Erst mit der Rückkehr des katholischen Glaubens in die Oberpfalz ab 1626 wurde die Wallfahrt langsam wieder mit neuem Leben erfüllt. Dann erregte eine bezeugte Krankenheilung im Jahr 1644 bei der zu dieser Zeit „öd gelegen Capell“ beträchtliches Aufsehen und die Wallfahrt blühte wieder auf. Bereits ein Jahr später begann man mit dem Bau einer neuen Wallfahrtskirche. 

Als nach Ende des Dreißigjährigen Krieges immer mehr Wallfahrer zu dem kleinen Kirchlein kamen, entschloss sich der damalige Pfarrer zu einem Kirchenneubau an der gleichen Stelle. Mit Georg Dientzendorfer, der auch schon am Bau der neuen Klosteranlage in Waldsassen mitwirkte, fand man den geeigneten Künstler für den Bau des neuen Gotteshauses. Er baute die neue Kirche um die erst vor 40 Jahren errichtete Kapelle herum, die erst abgebrochen wurde, nachdem das Mittelgewölbe der neuen Kirche eingezogen worden war. Die feierliche Weihe erhielt die neue Rundkirche 1711 durch den Regensburger Weihbischof. 

Das große Kapplfest

Alljährlich am Dreifaltigkeitssonntag, dem Sonntag nach Pfingsten, feiert die Kapplkirche ihr Patrozinium. Höhepunkt sind drei feierliche Gottesdienste, danach beginnt der weltliche Teil des Festes. Auf dem Vorplatz der Kappl bieten Händler ihre Waren an, Würstlbrater und Süßwarenstände sorgen für das leibliche Wohl. Daneben lädt der Kapplwirt mit extra gebrautem Festbier zum Verweilen ein und im Wirtsgarten spielt die Blasmusik zünftig auf. Und sollte das Wetter mal nicht mitspielen, dann sorgt ein Festzelt dafür, dass das Kapplfest nicht ins Wasser fällt. 

Text: Judith Kumpfmüller

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