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Brandschutzübung im Regensburger Dom

Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr

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Regensburg, 29. April 2023

Am Samstag vor einer Woche, den 22. April 2023, herrschte auf dem Regensburger Domplatz große Aufregung. Ungläubig starrten die Passanten auf die Türme am Dom Sankt Peter und trauten ihren Augen kaum, was dort vor sich ging. Deutlich sichtbare Rauchschwaden zogen aus dem Glockenstuhl des Nordturmes. Die kritische Situation konnte aber Gott sei Dank schnell behoben und gelöst werden. Es handelte sich glücklicherweise nur um einen simulierten Brand. Im Rahmen einer großen Brandschutzübung wurde am Samstag vor einer Woche der Ernstfall im Regensburger Dom St. Peter geprobt. Einige Übungsszenarien standen dabei auf dem Plan der Feuerwehr. Brandbekämpfung im Nordturm, Höhenrettung einer Person von einem Gerüst am Südturm, sowie die Bergung von Kunstschätzen aus der Kathedrale. Rund 150 Feuerwehrleute der Berufsfeuerwehr Regensburg, sowie der Löschzüge Altstadt, Keilberg, Weichs, Winzer und der Freiwilligen Feuerwehr Graß, waren an dieser Großübung beteiligt.

150 Feuerwehrleute beteiligten sich an der Großübung

Enge und verwinkelte Wege, lange Anmärsche, hohe Türme und ein mittelalterlicher Dachstuhl – mit diesen Herausforderungen sieht sich die Feuerwehr bei Einsätzen im Regensburger Dom konfrontiert. Hinzu kommen historische und unersetzliche Kunst- und Ausstellungsstücke von hohem Wert im Dom, sowie dem angrenzenden Domschatzmuseum, auf deren Schutz ein besonderes Augenmerk gelegt werden muss. Genau diese Herausforderungen im Dom St. Peter sollten im Rahmen einer lang geplanten Einsatzübung erprobt werden. Dafür wurde um 9 Uhr morgens mittels einer Nebelmaschine ein Brandszenario simuliert, bei der die Brandmeldeanlage im Dom anschlug. Kurze Zeit später trafen am Domplatz die ersten Feuerwehrfahrzeuge ein. Mit voller Atemschutzausrüstung mussten die Feuerwehrleute den Eselsturm auf der Nordseite des Gotteshauses erklimmen, um zum fiktiven Brandherd im Domturm zu gelangen. Eine schweißtreibende Aufgabe, das bestätigte vor Ort auch der Einsatzleiter der Berufsfeuerwehr, Manfred Kirchberger: „In der Regel hat der Atemschutzträger einen Pressluftatmer mit vielen Kilos dabei. Ebenso hat er Schlauchtragekörbe mit dabei, Werkzeug zum gewaltsamen Öffnen von Türen, einen Rauchvorhang, somit dürfte ein Feuerwehrmann auf ein Gesamtgewicht von weit über 100 Kilogramm kommen“. Um den fiktiven Brandherd zu bekämpfen wurde eine 300 Meter lange Schlauchleitung von der Donau am Fuße der historischen Wurschtkuchl, hinauf zum Domplatz verlegt. Einsatzkräfte des Löschzuges aus dem Regensburger Stadtteil Weichs, kühlten den Dom vom Korb einer Drehleiter. Für die junge freiwillige Feuerwehrfrau Anna Imhofer vom Löschzug Weichs, die mit ihrem Vater Gerhard Imhofer, den Dom über die Drehleiter kühlte, war der Einsatz „ein unvergessliches Erlebnis und eine tolle Übung um weitere Erfahrungen für die Einsatzpraxis zu sammeln“.

Bei der Bergung von Kunstschätzen ist äuerste Vorsicht geboten. Aber keine Sorge, die Feuerwehrleute wissen genau was sie tun und die Kunstschätze waren in den besten Händen.

Rettung aus schwindelerregender Höhe

Das zweite Einsatzszenario spielte sich auf dem Baugerüst an der gotischen Kathedrale ab. Dort wurde „eine verletzte Person“ entdeckt, die nur über eine Seilbahnkonstruktion nach unten gerettet werden konnte. Bei diesem Szenario waren die Experten der Höhenrettungsgruppe der Berufsfeuerwehr Regensburg gefragt. Dazu befestigten die ausgebildeten Höhenretter eine Seilbahnkonstruktion am Gerüst, um die verletzte Person nach unten abzulassen. Dabei gefragt: Höchste Konzentration und Präzession. Für die Höhenrettung stellte sich Benjamin Liebl, Steinmetz der Staatlichen Dombauhütte, zur Verfügung. Für die Höhenretter ist eine Übung am Regensburger Dom immer wieder ein absolutes Highlight. „Das Gerüst ist zwar für die Touristen ein lästiger Dorn im Auge, aber für uns ein willkommenes Übungsobjekt zur Befestigung unserer Abseilvorrichtungen. Und natürlich ist es der höchste Punkt in Regensburg und der Ausblick ist grandios“, so Ferndinand Fuchs, stellvertretender Leiter der Höhenrettungsgruppe der Berufsfeuerwehr Regensburg.

Bergung von wertvollen Kunstschätzen aus dem Dom

Als weiterer Schwerpunkt der großen brandschutzübung wurde auch die Rettung der Kunstschätze aus dem Dom geübt, so Dr. Wolfgang Neiser, Wissenschaftlicher Kurator der Kunstsammlungen des Bistums Regensburg. Wie oder was im Fall der Fälle gerettet wird, das ist klar geregelt. „Wir haben Laufkarten auf denen die Standorte der Objekte für die Feuerwehrleute aufgelistet sind. Die Kunstschätze werden zudem priorisiert. Es gibt drei Kategorien, in die die Kunstschätze je nach Wertigkeit eingeordnet werden, damit die Feuerwehrleute wissen, was zuerst aus dem Dom gerettet werden muss. Natürlich geht die Menschenrettung vor und danach würden die Kunstschätze gesichert, soweit das in einem Brandfall möglich ist“. Mit größter Sorgfalt bargen die Kräfte der Feuerwehren die präparierten Kunstschätze aus dem Dom und sicherten sie in einem bereitgestellten LKW der Feuerwehr. Im Laufe der Brandschutzübung trat auch immer wieder die Frage auf, was denn mit dem wertvollen silbernen Hochaltar im Dom passieren würde, wenn es im Dom brennt. Der wertvolle Silberaltar im Chorraum der Kathedrale ist im Lauf von knapp 100 Jahren zu der heutigen Anlage zusammengewachsen. Die ältesten Stücke sind dabei die großen Brustbilder von Maria und Josef, die links und rechts vom Altarkreuz aufgestellt sind. In der Praxis bedeutet das, die Feuerwehrleute könnten ihn nicht auseinanderbauen und raustragen. Die einzige Möglichkeit laut der Feuerwehr besteht darin, den Altar mit einer Schutzdecke zu verhüllen, wenn es die Situation zulässt.

Großer Dank an alle Einsatzkräfte der Brandschutzübung

Nach gut zweieinhalb Stunden war die große Brandschutzübung am und im Regensburger Dom beendet. Schneller als gedacht und die Verantwortlichen der Übung waren mit der Leistung aller Einsatzkräfte höchst zufrieden. Die ein oder andere Kleinigkeit wurde in internen Nachbesprechungen noch einmal konstruktiv diskutiert, damit sich alle Kräfte weiter verbessen können. Die Einsatzübung wurde durch Berufsfeuerwehr Regensburg, der Freiwilligen Feuerwehren Regensburg, in Zusammenarbeit mit dem Bistum Regensburg, sowie dem Staatlichen Bauamt Regensburg organisiert. Das Ziel der Brandschutzübung war, für den Fall der Fälle gerüstet zu sein. Das verheerende Feuer in der Pariser Kathedrale Notre-Dame war der Auslöser zu diesem Übungseinsatz. Das Bistum Regensburg möchte allen Feuerwehrleuten, die an der Übung beteiligt waren, ein herzliches Vergelt's Gott für ihren Dienst um den Schutz der Gebäude in der Stadt, der Menschen in Regensburg und im ganzen Bistum aussprechen. Ganz dem Motto: „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“.

Fotos und Text: Christian Beirowski

In unserer Bildergalerie können Sie den Dom einmal aus einer ganz anderen Persepktive erleben:



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