Böhmen geht durch den Magen – Deftig-süßer Seitenblick anlässlich des Sudetendeutschen Tags in Regensburg
Welches Hauptgericht findet sich garantiert auf einer bayerischen und einer böhmischen Speisekarte? Richtig, der Schweinebraten, garniert mit Knödel und Kraut. Bei den Knödeln gibt es bereits Nuancen. Ähnlichkeiten und Spezifika der bayerischen und der böhmischen Küche in Bayern und Böhmen werden in diesem Beitrag aufgezeigt.
Böhmische Küche in Bayern
Wenn von böhmisch die Rede ist, sind die Regionen Mähren und Sudeten-Schlesien einbezogen. Es gilt zu bedenken, dass die böhmische Küche überhaupt stark verwandt ist mit der österreichischen, ungarischen sowie mit ihren bayerischen, sächsischen und schlesischen Geschwistern. Oft sind die Unterschiede gering. Und doch gibt es zahlreich Speisen und Rezepte, die die Sudetendeutschen mit der Vertreibung in ihre neue Heimat, sei es Bayern oder ein anderes Bundesland, mitgebracht haben. Bis heute macht sich dies in der Küche in Gasthäusern oder zu Hause bemerkbar.
Typisch Böhmisch: Graupensuppe
Werfen wir einen Blick auf ein Dreigängemenü: Eindeutig auf böhmische Herkunft deutet die Graupensuppe hin. Graupen bestehen aus geschälten, polierten Gersten- oder Weizenkörnern von rundlicher und länglicher Form. Ähnlich wie bei einer Kartoffelsuppe werden die Graupen weichgekocht und dann der Suppe zugeführt. Auch die Kuttel- bzw. Flecksuppe gehört zu den Spezialitäten Böhmens. Als Kutteln bezeichnet man die in Streifen geschnittenen Pansen von Wiederkäuern. Diese werden in Salzwasser gekocht, bevor man sie gemeinsam mit Zwiebeln und Knoblauch anschwitzt. Anschließend werden Fleischbrühe und Weinessig hinzugefügt und mit Lorbeer, Salz und Pfeffer abgeschmeckt.
Nationalgericht: Schweinebraten mit Serviettenknödel
Bei den Hauptspeisen ist in erster Linie der Schweinebraten zu nennen, der mit den böhmischen Knödeln kredenzt wird. Diese Knödel, auch Serviettenknödel genannt, werden zu länglichen Laiben geformt und in Servietten gekocht. Vor dem Servieren schneidet man sie mittels Garn oder Messer in fingerbreite Scheiben. Dabei darf eine kräftige dunkle Soße nicht fehlen! Allerdings gibt es selten Gemüse bzw. Salate als Beilage. Kraut – Sauerkraut, Weiß- und Rotkraut – hingegen gleicht dieses Defizit aus. Panierte Speisen wie Backhendl finden sich ebenso bei den klassischen Hauptspeisen wie Fisch, vor allem Karpfen, in verschiedenen Variationen. Und wer‘s deftig haben will: Blutwurst mit Graupen gehört ebenfalls zu den Delikatessen.
Alles Zwetschge? Köstlich-Süßes zum Abschluss
Obst und Mohn – ohne diese Zutaten geht es beim Dessert nicht. Zwetschgenknödel, mit Mohn-, Quark- und Pflaumenmousse gefüllte kleine Kuchen, sogenannte Kolatschen (Golatschen), oder Powidltascherln (Datschgerln), mit Pflaumenmus gefüllte Teigtaschen, die bereits der gute Peter Alexander besungen hat, sind eine Art absolutes Must.
Kulinarische Vielfalt beim Sudetendeutschen Tag in Regensburg
Nicht zu vergessen sind auch die Karlsbader Oblaten in all ihren Geschmacksvarianten, das Pilsner Urquell bzw. Budweiser Budvar und das Mineralwasser Mattoni. Zum Abschluss darf der traditionelle Kräuterlikör, Becherovka genannt, natürlich nicht fehlen. Becherovka, vormals Karlsbader Becher-Bitter, ist ein aus Karlsbad in Böhmen stammender, grünlich-gelber Kräuterbitterschnaps, der auf Josef Vitus Becher zurückgeht. Wohl bekomm’s!
P.S.: Allerlei Rezepte böhmischer Speisen bietet Otfried Preußlers literarisches Werk „Die Flucht nach Ägypten – Königlich böhmischer Teil“. Auch beim Sudetendeutschen Tag in Regensburg vom 7. bis 9. Juni gibt es so manche böhmische Köstlichkeit für Zunge und Gaumen.