Regensburg, 10. März 2023
Jede Woche teilt Benedikt Bögle seine Gedanken zum Evangelium des Sonntags. Am kommenden Sonntag hören wir von der Begegnung Jesu mit einer Samariterin am Jakobsbrunnen.
Dritter Fastensonntag A – Joh 4,5-42
In Ausschnitten:
„In jener Zeit 5kam Jesus zu einer Stadt in Samarien, die Sychar hieß und nahe bei dem Grundstück lag, das Jakob seinem Sohn Josef vermacht hatte. 6Dort befand sich der Jakobsbrunnen. Jesus war müde von der Reise und setzte sich daher an den Brunnen; es war um die sechste Stunde. 7Da kam eine Frau aus Samarien, um Wasser zu schöpfen. Jesus sagte zu ihr: Gib mir zu trinken! (…) 9Die Samaritanerin sagte zu ihm: Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um etwas zu trinken bitten? Die Juden verkehren nämlich nicht mit den Samaritanern. (…) 16Er sagte zu ihr: Geh, ruf deinen Mann und komm wieder her! 17Die Frau antwortete: ich habe keinen Mann. Jesus sagte zu ihr: Du hast richtig gesagt: Ich habe keinen Mann. 18Denn fünf Männer hast du gehabt und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Damit hast du die Wahrheit gesagt. 19Die Frau sagte zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. 20Unsere Väter haben auf diesem Berg Gott angebetet; ihr aber sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten muss. (…) 25Die Frau sagte zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, der Christus heißt. Wenn er kommt, wird er uns alles verkünden. 26Da sagte Jesus zu ihr: Ich bin es, der mit dir spricht. (…)“.
Jesus begegnet in den Evangelien zahlreichen Menschen. Unter all diesen Begegnungen nimmt die mit der Frau am Jakobsbrunnen eine besondere Rolle ein: In künstlerischer Form baut der Evangelist Johannes den Dialog der beiden auf. Das Gespräch schildert eindrücklich, wie es zur Begegnung mit Jesus Christus kommen kann. Es geschieht mitten im Alltag: Die Frau ist mittags zum Brunnen gegangen, wie sie es vielleicht jeden Tag zu tun gewohnt ist. Nur heute ist etwas anders: Da sitzt ein Mann an dem Brunnen, der mit ihr ein Gespräch beginnt. Diese Begegnung mit Jesus beginnt ganz sanft und es kommen zunächst viele Themen zur Sprache, die Jesus und die Frau doch eigentlich trennen könnten. Es beginnt schon damit, dass die Frau Samaritanerin ist, Jesus aber Jude. Jesus ist ein Mann, die Samaritanerin eine Frau – dass die beiden unter vier Augen ein Gespräch führen, könnte als unschicklich erscheinen. Weiter lebt die Frau in ungeregelten Verhältnissen: Sie hat zwar einen Mann, dieser aber ist nicht im eigentlichen Sinne ihr „Mann“. Und schließlich: Wie können Jesus und die Frau auf einen gemeinsamen Nenner kommen, wenn doch die Juden Gott in Jerusalem verehren, die Samaritaner aber auf ihrem eigenen heiligen Berg?
All das könnte die Frau von der Begegnung mit Jesus trennen. An mehreren Stellen könnte der Gesprächsfaden reißen, weil doch zu viel den Juden Jesus von der Samaritanerin trennt. Es kommt aber anders: Am Ende erkennt die Frau Jesus nicht nur als einen Propheten, sondern gar als den Messias. All das Trennende zwischen den beiden kommt zur Sprache: Die Begegnung am Jakobsbrunnen ist nicht geeignet, ethischen oder religiösen Indifferentismus zu rechtfertigen. Nicht alles ist gut, nicht alles richtig im Leben der Samaritanerin. Es steht aber einer Begegnung mit Jesus Christus nicht im Weg. Keine Lebenssituation könnte einer Begegnung mit Jesus entgegenstehen. Jesus ist allen gesandt; vorrangig aber den Sündern. Nichts kann der Mensch tun und nichts verschulden, was ihn von der Botschaft des Herrn trennen könnte. Niemand könnte sich so sehr von Jesus entfernen, als dass er sich ihm nicht mehr als Messias offenbaren würde, nicht mehr sprechen wollte: „Ich bin es, der mit dir spricht.“
Benedikt Bögle/ mk