Regensburg, 02.02.2023
Jede Woche teilt Benedikt Bögle seine Gedanken zum Evangelium des Sonntags. Am kommenden Sonntag hören wir von einem recht bekannten Ausspruch Jesu. Mit den Worten „Ihr seid das Salz der Erde“ richtet er sich an seine Jünger.
Fünfter Sonntag im Jahreskreis A – Matthäus 5,13-16
„In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: 13Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr, außer weggeworfen und von den Leuten zertreten zu werden. 14Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. 15Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; dann leuchtet sie allen Menschen im Haus. 16So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.“
Das Evangelium dieses Sonntags folgt unmittelbar auf die Seligpreisungen Jesu. Sie fassen auf engem Raum die Botschaft Jesu vom anbrechenden Reich Gottes an. Seine folgenden Worte richten sich ganz besonders an die versammelten Jünger: „Ihr seid das Salz der Erde.“
Salz dient dazu, Nahrung geschmackvoll zu machen. Wir sagen, etwas sei das „Salz in der Suppe“. Wir meinen damit: Etwas gibt Geschmack, macht das Essen spannend. Die Christen sollen für die Welt ein solches „Salz“ sein; ihre Botschaft soll der Welt Geschmack geben. Der Kirchenlehrer Hilarius weist noch auf einen zweiten Aspekt hin: Salz macht haltbar. „Das Salz wird von den Menschen dazu genutzt, die Körper, über denen es ausgestreut wird, vor der Verderbnis zu schützen“, schreibt Hilarius. Die Christen sollen danach für die Welt zum Salz werden, das vor dem seelischen Verderben bewahrt.
In eine ähnliche Richtung geht die zweite Zusage Jesu: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Das Licht erleuchtet; es vertreibt die Finsternis. Beiden Bildern ist gemein, dass sie schon die große Wirkung kleiner Anfänge unterstreichen. Es braucht ja an Menge nicht viel Salz, um eine Mahlzeit zu würzen. Und ein dunkler Raum kann bereits durch den kleinen Schein einer Kerze erleuchtet werden. Jesu Worte richten sich an eine Jüngergemeinde, die damals noch relativ klein war. Keine christliche Gemeinde könnte aber so klein sein, als dass sie nicht in dieser Welt Wirkung entfalten könnte: Schon ein Salzkorn, schon eine Flamme ist genug.
Jesus warnt seine Gemeinde aber auch: Was, wenn das Salz seinen Geschmack verliert? Das Wort, das im Griechischen hier steht, bedeutet eigentlich so viel wie „töricht werden“: Ein Begriff, der an anderer Stelle im Neuen Testament damit in Verbindung gebracht wird, den Glauben zu verlieren oder gar nicht erst zum Glauben zu kommen. Was, wenn die Gemeinde den Glauben verliert und das Salz dadurch – im übertragenen Sinne – geschmacklos wird? Wer soll der Welt dann noch Geschmack geben? Das lässt sich auch auf das Licht der Welt übertragen: Was, wenn die Kerze erlischt und der Docht verglimmt? Wer soll der Welt dann noch das Licht bringen?
Das Wort Jesu ist damit ein bleibender Auftrag an uns. Die Christen sollen Salz der Erde, Licht der Welt sein. Wenn sie verlöschen – wer soll der Menschheit dann das Evangelium verkünden? Das Wort Jesu aber ist auch tröstlich: Es zeigt, dass noch das kleinste Salzkorn und noch der kleinste Docht wirklich etwas verändern können in dieser Welt. Auch eine kleine Kirche, arm an Gläubigen, kann die Botschaft weitertragen. Noch die kleinste Flamme kann den größten Brand auslösen.
Text: Benedikt Bögle / (jw)