Was wirkliches Glück ausmacht

Landshut, 1. Juli 2023

„Die Landshuter Hochzeit führt die Menschen zusammen“, stellte Bischof Rudolf Voderholzer fest, der das 1. Hochzeitswochenende in der Dreihelmestadt Landshut verbrachte. Mit Regionaldekan Msgr. Josef Thalhammer, Kaplan Balaswamy Kotte und Assistenz von Diakon Reinhold Lechinger feierte er in der Stadtpfarrkirche St. Nikola am Samstagabend die Heilige Messe. Das Vokalensemble St. Nikola und Kirchenmusiker Stefan Stoiber gestalteten den Pontifikalgottesdienst musikalisch.

Der wichtigste Teil einer Hochzeit geschehe in der Kirche, sagte Bischof Rudolf, hier werde das größte menschliche Glück besiegelt. „Die Feier der Eucharistie ist der Vorgeschmack auf das himmlische Hochzeitsmahl“. Er befasste sich mit der Frage „Was ist Glück?“. Manchmal bestehe die Meinung, es sei ein bestellbarer oder abrufbarer Zustand. Die Erfahrung zeige, „wer das Glück jagt, der verjagt es“. Es genüge nicht, glücklich werden zu wollen. Ein Leben, das nur um die eigene Person kreise, sei unerfüllt. Rein gewinnorientiertes Agieren mache arm und einsam. Meist beruhe das Glück auf dem Rücken einer guten Tat und zeige sich erst in der Reflexion. Sich verschenken an einen anderen Menschen, an Gemeinschaften oder Aufgaben erzeuge ein Glücksgefühl. Der „düstere Charakter“ des Sonntagsevangeliums, in dem Jesus deutlich sagt „wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt, ist meiner nicht wert“, erschließe sich in der Selbstlosigkeit und Nächstenliebe, betonte Bischof Rudolf.  

Einzelsegen für Kinder

Bischof Rudolf freute sich über die vielen Kinder, die am Ende des Gottesdienstes für die Segensspendung zu ihm kamen. Jedem Einzelnen legte er seine Hände auf und segnete sie. Mit den ganz Kleinen befand er sich kniend auf Augenhöhe. Ganz Landshut befand sich anno 1475 im Ausnahmezustand, schilderte Pfarrer Josef Thalhammer. Herzog Ludwig der Reiche richtete für seinen Sohn Herzog Georg die große Hochzeitsfeier mit der 18jährigen polnischen Königstochter Hedwig aus. Der Salzburger Erzbischof Bernhard von Rohr traute das Brautpaar in der Stiftsbasilika St. Martin. Zahlreiche Bischöfe waren anwesend, auch Kaiser Friedrich III., Fürsten und Adelige.

„Aktuell ist wieder Ausnahmezustand in Landshut“, erklärte Pfarrer Thalhammer dem Bischof, das historische Geschehen wird nachgespielt.  Die Begeisterung nach sechsjähriger Pause ist mit Händen greifbar. Seit Monaten herrscht das Hochzeitsfieber, viel Arbeit und Mühe stecken darin. Die Kirche spielt dabei eine wichtige Rolle, jeden Sonntag wird in St. Martin ein Pontifikalgottesdienst gefeiert und vor einiger Zeit beteten die Förderer um ein gutes Gelingen des großen Festes. Die Braut war bis vor kurzem Ministrantin in der Pfarrei St. Pius. In Anlehnung an die Frage des Bischofs „was macht glücklich“ schenkte ihm Pfarrer Thalhammer ein Buchskranzerl, weil es in Landshut als Glück gilt, ein Hochzeitskranzerl zu bekommen.

Festliche Spiele im nächtlichen Lager

Am späteren Abend erfreute sich Bischof Rudolf auf dem Turnierplatz an den „Spielen im nächtlichen Lager“.Hier handelt es sich um den Vorabend der Hochzeit. Nach einer schier endlosen Reise haben Tausende Gäste aus Polen ihr Ziel in Landshut erreicht. Auf dem Zehr- und Lagerplatz vertreibt sich das bunte Gefolge der Hochzeitsgäste die Zeit. Farbenprächtige Spiele im Schein von riesigen Holzfeuern, Gaukler und Feuerschlucker präsentieren sich. Das Ringelstechen und Feuerkopfrennen fordert die Reiter, die Reisigen zeigen Kampfszenen. Die Zunftherren, die beim Brautzug die Straßen säumten, führen mit Stablichtern ihren Schreittanz auf. Eine Truhe mit dem Brautgeschenk wird feierlich übergeben, der Bräutigam begleitet die Zeremonie mit historischem Preislied.   

Text und Fotos: Agnes Wimmer/jas, Fotos Nachtlager: Dekan Alfred  Wölfl