Bischof Voderholzer besucht Justizvollzugsanstalt Weiden
Aufrichten durch ein gutes Wort
Weiden, 12. Januar 2025
Die Gefangenen „mit einer guten Botschaft aufrichten“ – das war die Hauptintention des Besuchs von Bischof Dr. Rudolf Voderholzer in der Justizvollzugsanstalt Weiden. Er feierte mit den Inhaftierten und den Bediensteten die Eucharistie und stellte sich danach den Fragen der Männer. Derzeit sind, so Anstaltsleiter Roland Retzbach, 105 Männer inhaftiert, die Hälfte davon in Untersuchungshaft, der Rest für die Dauer von einem Jahr bis zwei Jahre im Regel- bzw. Erstvollzug. Als „gute Tradition, die Justizvollzugsanstalten zu besuchen“ würdigte der hier wirkende Pastoralreferent Markus Brunner die Präsenz des Oberhirten.
Papst Franziskus öffnete eine Pforte in einem Gefängnis
Auf die Besuche von Papst Franziskus in Gefängnissen verwies Bischof Voderholzer in seiner Begrüßung zu Beginn des Gottesdienstes. Zum Heiligen Jahr der Hoffnung 2025 habe der Papst sogar in einer symbolträchtigen Geste am 26. Dezember die zweite Heilige Pforte im Gefängnis von Rebibbia am Rande von Rom geöffnet, rief Bischof Rudolf in Erinnerung. Es gehe vor allem darum, die Menschen mit einer guten Nachricht bzw. Botschaft aufzurichten. In seiner Predigt nahm der Bischof das Tagesevangelium von der Taufe Jesu auf, die uns den erwachsenen Jesus vor Augen stellt und den Beginn des öffentlichen Wirkens markiert. Von der Kindheit und Jugend ist im Evangelium nur einmal die Rede. Lukas weiß zu berichten, dass Jesus mit Maria und Josef an der Jerusalemwallfahrt teilnimmt. Im Alter von erst 12 Jahren diskutiert Jesus im Tempel mit den Schriftgelehrten, und diese sind von seiner Weisheit tief beeindruckt. Nachdem Maria und Josef nach ihm suchen, klärt Jesus sie auf: „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ Die auf den himmlischen Vater bezogene Botschaft werde bereits hier deutlich, erläuterte Bischof Voderholzer. Die Taufe Jesu im Jordan – an der tiefsten Stelle der Erdoberfläche außerhalb der Weltmeere (400 Meter unterhalb des Meeresspiegels) - durch Johannes habe, so der Bischof, einen hohen theologischen Gehalt. „Jesus, der einzige Sündenlose, stellt sich mit denen an, die zu Johannes zur Taufe bzw. Beichte und Umkehr kommen. Er geht ganz nach unten in das schmutzige Jordan-Wasser, um die Sünden der anderen auf sich zu nehmen – und diese wird er bis zum Kreuz tragen“, erklärte der Oberhirte. „Wir dürfen glauben, dass wir in Jesus befreit sind von allem, was uns innerlich fesselt, von allem, was uns innerlich krank macht, von allem, was uns innerlich unfrei macht“, konkretisierte der Bischof.
Die Taufszene werde gekrönt durch die Öffnung des Himmels und die Stimme des Vaters: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.“ Diese Aussage ist nicht nur die Proklamation Jesu als Messias, sondern gelte auch für alle, die durch ihre Taufe zu Jesus gehören. Gott sage damit zu, dass er auf den Einzelnen schaut, dieser aber auch selbst auf sich schauen müsse, damit das Leben gelingt. An die Häftlinge appellierte der Bischof, diese Aussage bzw. Botschaft an- und aufzunehmen, denn sie könne helfen, „gut auf die Füße zu kommen“. Für die Zukunft wünschte der Bischof den Männern, dass sie nach der Haft eine Wohnung und eine eigene Tätigkeit finden sowie „im Beruf wachsen“ mögen. Einige der Gefangenen trugen die Fürbitten vor und fungierten als Ministranten sowie als Stab- und Mitraträger. Die Musik lag in den Händen von Regionalkantor Rudolf Fischer (Orgel) und Ulrike Straub (Geige).
Fragen und Anmerkungen zu unterschiedlichen Themen
Nach dem Gottesdienst konnten die Gefangenen mit dem Bischof ins Gespräch kommen, ihm konkrete Fragen stellen und Anliegen vorbringen. Bischof Voderholzer hatte zuvor bemerkt, dass einige Männer das Kreuzzeichen etwas anders machten – Angehörige der Rumänisch-Orthodoxen Kirche. Ein Häftling sprach dem Oberhirten seinen Dank aus, „es war sehr lebensnah, so eine Situation hat man nicht oft.“ „Ich bin jetzt drei Monate hier. Ich merke, dass Gott mir hilft. Er ist da“, bekannte ein anderer Häftling. Beim kurzen Rundgang erläuterte Jürgen Graf Details zur künftigen und sehr modernen Justizvollzugsanstalt in Marktredwitz, wo unter anderem auch die Aspekte Mutter/Kind und Geriatrie berücksichtigt werden. Nach dem Mittagessen trug sich Bischof Voderholzer ins Gästebuch ein, Pastoralreferent Brunner überreichte eine Krippe, die ein in Amberg einsitzender Häftling gefertigt hat.
Text und Fotos: Markus Bauer
(jas)