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Bischof Voderholzer bei Landesfrauentagung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

„I kua’s aa a weng – des Eghalandarische“

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Regensburg, 13. Februar 2023

Ein paar Sätze in Egerländer Mundart sprach Bischof Dr. Rudolf Voderholzer bei seinem Grußwort anlässlich der Landesfrauentagung der Landesgruppe der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL). Diese seit einigen Jahren im Kolpinghaus Regensburg stattfindende Veranstaltung besucht der Oberhirte immer gerne und spricht ein Grußwort – diesmal mit einigen Sätzen in der Mundart des Egerlandes. Denn „Mundarten im Sudetenland“ lautete das Thema der Zusammenkunft der gut 40 Frauen (und auch einiger Männer) aus ganz Bayern.
 

Michael Käsbauer aus Erding spielte gerade mit seiner „böhmischen“ Harmonika das Couplet vom Schaukelstuhl, das seine Mutter Elisabeth aufgeschrieben hatte, als Bischof Voderholzer von einer Versammlung des Malteser Hilfsdienstes zur SL-Frauentagung stieß. Natürlich war ihm die Mundart dieses Liedes nicht fremd, stammen seine Vorfahren mütterlicherseits doch auch aus Böhmen, konkret aus dem Egerland – aus Kladrau. Nach dem heiteren Lied und der Begrüßung durch die Landesfrauenreferentin Dr. Sigrid Ullwer-Paul ergriff der Bischof das Wort.

„I kua’s aa a weng“, kommentierte der Bischof seine Kenntnisse in der egerländischen Sprache. Von der Großmutter und Mutter sowie von den Onkeln hatte er den Dialekt aus deren Heimat viele Jahre gehört. „Wir, die nachgeborene Generation, haben die Mundart zuhause nicht mehr gesprochen, aber die Großeltern und die Familie haben untereinander nur eghalanderisch gesprochen“, erklärte er. Natürlich informierte er über die familiäre Herkunft mütterlicherseits: Kladrau bei Mies mit dem altehrwürdigen früheren Benediktinerstift, das bereits 1785 säkularisiert war. „Für mei Großmutter war des nicht das Kloster, sondern das Schluass – also das Schloss“, erläuterte er wiederum in Mundart und nannte die historischen Fakten zur Begründung der Schlossentstehung und schließlich des jährlichen Schlossfestes zum Patrozinium der Klosterkirche am 15. August (Mariä Himmelfahrt). „Das war in den Erzählungen meiner Großmutter so viel wie Weihnachten und Ostern und alles zusammen. Da war am Marktplatz ein Ringelspiel – es war ein Volksfest, eine ganze Woche ist gefeiert worden“, schilderte er die Festivität. Zum Patrozinium, d.h. zur Feier des Festgottesdienstes am oder um den 15. August, kommt Bischof Rudolf jedes Jahr, seit es möglich ist, in diese „größte Kirche Westböhmens mit der ganz speziellen Barockgotik“, um mit den noch lebenden Vertriebenen aus Kladrau sowie Einheimischen aus dieser Region die festliche Eucharistie zu feiern. Natürlich gibt es am Marktplatz von Kladrau an diesem Tag auch das Volksfest. „Wir müssen ihnen zumindest zeigen, warum sie dieses Fest feiern“, begründete der Bischof augenzwinkernd sein pastorales Tun jährlich um den 15. August in Kladrau.

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer mit den Referentinnen, Leitern und Vortragenden von Kurzbeiträgen bei der Frauentagung der Sudetendeutschen Landsmannschaft.

Das prägende Glaubenszeugnis der Vorfahren


Besonders geprägt hat Bischof Rudolf aber auch eine weitere sudetendeutsche Person – der Religionslehrer am Gymnasium in München, Kapuzinerpater Viktrizius Bernd aus Waltsch (Waleč) bei Karlsbad. Dieser war nach dem Zweiten Weltkrieg in Eichstätt zum Priester geweiht worden und dann in der Vertriebenenseelsorge tätig. „Durch die josefinische Liturgiereform waren die Katholiken aus dem Sudetenland schon viel mehr daran gewöhnt, den Volksgesang zu praktizieren – die Schubert- und die Haydn-Messe, die schlesische Maiandacht und viele andere Sachen. Die hiesigen Pfarrer haben es nicht glauben können, dass hier die Leute singen“, gab Bischof Rudolf die Erinnerungen Pater Bernds wieder. Für den Bischof war es ein „hervorragender Religionsunterricht“ durch Pater Viktrizius. So haben für den Bistumschef viele Faktoren zu seinem theologischen und schließlich bischöflichen Wirken beigetragen: Das Glaubenszeugnis der Großmutter und der Eltern sowie von Pater Viktrizius Bernd.

Mit Bezug auf die volkskundliche Tagungsthematik erwähnte er schließlich das von ihm mit Begeisterung ausgeübte Sammeln von Weihnachtskrippen – eine Abordnung der SL-Kreisgruppe Burglengenfeld/Städtedreieck hatte erst kurz zuvor die Sammlung besichtigt. Hierbei verwies er auf eine Krippe, welche sogar die Flucht aus dem Schluckenauer Zipfel mitgemacht hat. „Ein schönes Element, um über den eigenen Glauben und die Wurzeln nachzudenken und zu sprechen“, schloss der Bischof sein Grußwort.

Im Hauptreferat der Tagung ging es über den Fasching in den verschiedenen Regionen des Sudetenlandes. Mundartbeispiele anhand von Erzählungen und Gedichten (über Fasching und andere Feste) steuerten dann mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei – unter anderem auch anhand des erwähnten Couplets vom Schaukelstuhl.
 

Fotos und Text: Markus Bauer/ mk



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