News Bild Bischof Rudolf Voderholzer wandert auf „Wolfgangsspuren“ von Frontenhausen nach Loitersdorf

Bischof Rudolf Voderholzer wandert auf „Wolfgangsspuren“ von Frontenhausen nach Loitersdorf

Leidenschaftlicher Lehrer und Weichensteller

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Frontenhausen / Loitersdorf, 20. Juli 2024

Anlässlich des 1.100 Geburtstages des Heiligen Wolfgang, des Diözesanpatrons, ist Bischof Dr. Rudolf Voderholzer im gesamten Bistum Regensburg auf den „Wolfgangsspuren“ unterwegs. Ursprünglich wollte er mit einer kleinen Gruppe nach St. Wolfgang zum Wolfgangsee pilgern. Um mehr Gläubigen die Möglichkeit zur Teilnahme zu geben, wurde der Weg gestückelt. Nun führen die Wege jeweils zu einer Wolfgangskirche hin. Am Samstag führte der Weg die Pilger von der Pfarrkirche St. Jakob Frontenhausen zur Filialkirche St. Wolfgang in Loitersdorf.

Wolfgang, dessen unverkennbares Attribut das Beil ist, gilt als großer Kirchenbauer. Aber eine Kirche ist nicht nur aus Steinen und Holz gebaut. Viel wichtiger sei es, dass Wolfgang seine Kirche für die Gemeinschaft der Gläubigen gebaut habe, so Bischof Dr. Rudolf Voderholzer bei seinem Impuls in der kleinen Loitersdorfer Kirche. Die Menschen, die sich im Geiste Jesu in der Kirche versammeln, sind das Wichtigste. Bischof Rudolf würdigte den Bistumspatron zudem als einen Mann mit großer Umsicht und großer Leidenschaft. Wolfgang war ein Mensch mit einer großen missionarischen Begeisterung: „Er hat viele wichtige Weichen gestellt.“

 

Das bewegte Leben des Heiligen Wolfgang 

Die erste Station war die Pfarrkirche St. Jakob. Mit den Teilnehmern, die aufgrund der hohen Temperaturen nicht am Pilgerweg nach Loitersdorf teilnehmen konnten, wurde eine Andacht gefeiert. Hier gab Bischof Rudolf Einblicke in das Leben des Bistumspatrons. Ursprünglich sei er ein leidenschaftlicher Lehrer gewesen, der eine gute Ausbildung an der Klosterschule Reichenau erhalten und diese durch seine Studien an der Domschule in Würzburg vertieft habe. Selbst hatte Wolfgang nie das Amt des Bischofs angestrebt. Später hat er in Trier die Leitung der Domschule übernommen. „Das freut mich, weil ich in Trier auch Professor war“, fügte Bischof Rudolf hinzu. Dort bildete Wolfgang bereits Priester aus, obwohl er selbst noch kein Priester war. Später in Köln übte er eine Verwaltungstätigkeit aus. Bereits da hatte man einen Blick auf ihn geworfen, sah in ihm bereits den nächsten Erzbischof von Köln. Doch Wolfgang ging einen anderen Weg. Er wurde Mönch im Benediktiner-Kloster Einsiedeln in der Schweiz. Damals war das Kloster für seinen Reformeifer berühmt. Letztendlich hat er dort das gefunden, nach dem er gesucht hat: ein Leben, ganz dem Rhythmus des Gebets unterworfen, aber auch des Studiums und der Lehre. Aber das war noch nicht die Endstation seines Lebens. Ulrich von Augsburg, ein väterlicher Freund Wolfgangs, überredete ihn doch noch Priester zu werden, ruhten in ihm doch „begnadete Fähigkeiten und pastorale Leidenschaft“. Damals hatte Ulrich versucht, Augsburg zu schützen, indem er gegen Ungarn zu Felde zog. Wolfgang zog zur Verkündigung des Evangeliums nach Ungarn. Damals waren die Ungarn noch nicht christlich. Wolfgang hat sich dann – ziemlich allein – nach Ungarn begeben, doch die Mission scheiterte. Sein großes Engagement für den Glauben hatte Bischof Pilgrim von Passau derart begeistert, dass er Wolfgang zu sich kommen ließ, weil er wissen wollte, was dies für ein sonderbarer Priester-Mönch war, der allein in Ungarn missionieren wollte. Der Passauer Bischof hatte erkannt, welch große Persönlichkeit Wolfgang sei und welch großer missionarischer Ernst ihn antrieb. Bischof Pilgrim von Passau empfahl ihn für den Bischofsstuhl in Regensburg. „Nochmal Nein sagen konnte er nicht“, sagte Bischof Rudolf und lachte, „und jetzt sind wir hier.“ Mit der Reliquie des Heiligen Wolfgang, eingebettet in eine kunstvolle Monstranz, empfingen die Teilnehmer der Andacht einzeln den Segen. „Die Zeit nehmen wir uns noch“, sagte Pfarrer Thomas Diermeier. Die Pilger erhielten dann alle eine Medaille mit dem Diözesanpatron anlässlich seines 1.100 Geburtstages. 

 

Der idyllische Pilgerweg nach Loitersdorf

Auf dem kurzen Weg durch Frontenhausen ging es einen Kilometer über Feld und Flur für die betenden Pilger zur Filialkirche St. Wolfgang im Weiler Loitersdorf, linksseitig der Vils. Die Mesnerfamilien Braun und Dobler warteten bereits auf die Pilger, ebenso Musikerin Magdalena Speckmaier, die die Andachten musikalisch gestaltete.

Bischof Rudolf bedankte sich bei seiner Ankunft bei allen, die in die kleine Filialkirche gekommen waren. „Ich komm‘ von einem Staunen ins andere, wenn ich mir hier anschaue, wie viele verschiedene Wolfgangskirchen ich schon habe kennenlernen dürfen!“ Zugleich fragte er: „Was ist das Besondere an eurer Wolfgangsdarstellung?“. Mit der barock eingefassten Wolfgangsreliquie aus Matting ging er auf die Gläubigen zu. „Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass es eindeutig eine Wolfgangsreliquie ist!“ Gut zu erkennen ist Wolfgang mit den Bischofsattributen, der Mitra und dem Bischofsstab, mit der Kirche vor sich und dem Beil in der Hand. „Das unverwechselbare Kennzeichen, das Hackl, das gehört immer dazu“, sagte Bischof Rudolf, „es ist nur die Frage: wo tun wir das Hackl hin?“ Das Beil bei der Wolfgangsstatue in Loitersdorf steckt mitten im Kirchendach. „Wenn jemand reinkommt, der sich mit dem Heiligen Wolfgang nicht so gut auskennt, der könnte fast der Meinung sein, der Heilige Wolfgang sei gekommen, um die Kirche abzureißen“, sagte er. „Aber das Gegenteil war der Fall!“

Der Heilige Wolfgang war ein Mann mit weitem Herz

Der Heilige Wolfgang sei, so der Diözesanbischof, eineinhalb Jahre einem gefährlichen Streit in Regensburg ausgewichen. Damals ging er ganz an den Rand der Diözese, ins Kloster Mondsee im Salzkammergut, Oberösterreich, welches dem Bischof von Regensburg unterstellt war. Die Legende berichtet, dass er sich oben auf den Falkenstein in einer Einsiedelei zurückgezogen und ein beschauliches Leben im Gebet geführt hat. Dort wurde ihm die Idee eingegeben, eine Kirche zu bauen. Doch wo soll er diese bauen, fragte Bischof Rudolf und gab die Antwort. Dies hat er der Vorsehung überlassen. Er hat ein Beil genommen und dieses mit Unterstützung der Engel ins Tal geworfen. Und er hat daran das Versprechen verknüpft, dass er dort, wo er das Beil finden würde, eine Kirche baut. Drei Tage musste er suchen und fand es an einem Felsvorsprung am See. Heute steht dort die große, mittlerweile spätgotische Wallfahrtskirche St. Wolfgang.

Wie Bischof Rudolf weiter betonte, beschloss Wolfgang als Regensburger Bischof die Verkleinerung des Bistumsgebietes. Er stimmte der Abtrennung böhmischer Gebiete zur Gründung des Bistums Prag zu. Er löste den Zusammenschluss zwischen Bischofsamt und dem Vorsteheramt (Abbatiat) des zugehörigen Klosters St. Emmeram und gründete eine Domschule mit Chor, aus dem die heutigen Regensburger Domspatzen hervorgingen. „Er hat Klöster reformiert und war ein Mann mit weitem Herzen“, unterstrich Bischof Rudolf. „Je länger ich mich mit ihm beschäftige, desto mehr muss ich sagen, verehre ich ihn, weil er ein sehr individueller und eigenständiger Bischof war, von dem auch wir sehr viel lernen können.“

Nach dem Einzelsegen in der Filialkirche St. Wolfgang waren die Teilnehmer zu einem kühlen Umtrunk eingeladen, den die Mesnerfamilien hergerichtet hatte. Dabei bestand die Gelegenheit, mit Bischof Rudolf ins Gespräch zu kommen, der sich dafür ausgiebig Zeit nahm. Am 14. September führen die „Wolfgangsspuren“ nach Nittendorf im Landkreis Regensburg. 

Text und Fotos: Sabrina Melis (SG und jas)



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