News Bild Bischof Rudolf Voderholzer eröffnet Renovabis Pfingstaktion 2015 in Regensburg

Bischof Rudolf Voderholzer eröffnet Renovabis Pfingstaktion 2015 in Regensburg

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Renovabis, die Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa, eröffnet in diesem Jahr in Regensburg ihre Pfingstaktion. Das Osteuropahilfswerk kommt auf Einladung von Bischof Dr. Rudolf Voderholzer. Vom 28. April bis 3. Mai findet hier der bundesweite Auftakt der Kampagne 2015 statt. Im Zentrum der Aktion steht der päpstliche Appell „An die Ränder gehen!“.

Renovabis zeigt anhand von vielen Hilfsprojekten, die von seinen Partnern in 29 Ländern Mittel-, Südost- und Osteuropas gestemmt werden, wie Solidarität mit ausgegrenzten Menschen deren Lebenssituation verbessert. Am Sonntag, den 3. Mai eröffnet Bischof Rudolf Voderholzer um 10 Uhr die Aktion mit einem feierlichen Pontifikalamt im Regensburger Dom St. Peter. Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde am heutigen Mittwoch die großangelegte Aktion vorgestellt.

Menschen auf Augenhöhe begegnen

Bischof Rudolf hob hervor, dass das Bistum Regensburg mit seiner geografischen Lage für die Länder, mit denen Renovabis zusammenarbeite, prädestiniert sei. Regensburg sei das Tor zu Osteuropa, zahlreiche Menschen im Bistum hätten Wurzeln nach Böhmen. Gleichzeitig gäbe es in den Grenzregionen von Bayern und Tschechien viele Initiativen zwischen den Pfarreien, Wallfahrten und andere Aktionen würden gemeinsam organisiert. Auch der diözesane Tag in Pilsen, der vergangenes Wochenende stattfand, habe die große Verbundenheit der Gläubigen beider Länder gezeigt: Rund 1.000 Gläubige waren der Einladung zur Partnerstadt Pilsen gefolgt. Die tiefe Verwurzelung zeige auch das nun bereits 150 Jahre andauernde Engagement der Mallersdorfer Schwestern, die in Rumänien leben und wirken.

Durch den Fall des Eisernen Vorhangs stand auch die katholische Kirche des Westens vor neuen Herausforderungen, betonte Bischof Rudolf Voderholzer und dankte damit den zahlreichen engagierten Mitarbeitern sowie den Spendern für ihren menschlichen und materiellen Einsatz für Osteuropa. Das diesjährige Leitwort von Renovabis „An die Ränder gehen!“ sei nicht ungefährlich, denn es könnte als perspektivische Herabwürdigung missverstanden werden, so der Regensburger Oberhirte: „Niemals dürfen wir den Menschen mit der Attitüde des Gönnerhaften, sondern immer auf Augenhöhe begegnen. Die westlichen Länder sind zwar materiell reicher aber oft in spiritueller Hinsicht sehr arm“. Die Menschen aus ärmeren Ländern könnten uns ein großes Vorbild in punkto Bescheidenheit sein, erklärte Bischof Rudolf und verwies auf die Beziehungen zwischen den Bistümern Regensburg und Pilsen, die immer von einem Geben und Nehmen getragen würden.

Menschenhandel resultiert aus der Nachfrage

Ein weiterer Gast in diesen Tagen in Regensburg ist Schwester Mirjam Beike, die als Sozialarbeiterin zur Integration und Vorbeugung von Menschenhandel in Tirana in Albanien arbeitet. Albanien, so die Ordensfrau, gelte als ärmstes Land Europas, das sich zugleich nur langsam stabilisiere. Mädchen, Frauen aber auch Männer würden zu verschiedenen Zwecken gehandelt. Dies geschehe in der Prostitution und diversen Arbeitsdiensten: „Die Ursache, dass der gezielte Menschenhandel überhaupt möglich ist, resultiert aus der Nachfrage. Die Armut in Albanien begünstigt diese Umstände, ist aber nicht die Ursache“, stellt Schwester Beike klar.

Das Hilfswerk Renovabis sichere die Arbeit der zahlreichen Kräfte vor Ort. Mit dieser Hilfe könne die Reintegrationsarbeit umgesetzt werden, ein Programm, das auf fünf Jahre angelegt ist. Dazu so, Schwester Mirjam, gehöre die psychosoziale und ärztliche Versorgung, juristischer Beistand, schulische Bildung und Berufsausbildung und Hilfe beim eigenständigen Wohnen. Ziel sei die Rückführung der Mädchen und jungen Frauen zu ihren Familien. Ein weiterer wichtiger Punkt ihrer Arbeit stelle aber auch die Präventionsarbeit dar.

Christliches Verständnis für Randgruppen

Weihbischof Dr. János Székely, aus Budapest in Ungarn, ist zugleich Präsident der Bischöflichen Kommission für die Roma-Seelsorge. Bereits in seiner Zeit als Kaplan hatte er große Berührungspunkte mit Roma-Kindern. Er organisierte Ausflüge, sang mit den Kindern und integrierte sie in den Religionsunterricht. Zwei Prozent der Bevölkerung in Ungarn sind Roma und gehören damit einer der größten ethnischen Minderheit im Land an. Seit dem Regimewechsel 1989 hätten mehr als 43 Prozent der Roma ihre Arbeit verloren, berichtet der Weihbischof.

Heute sei die Situation unverändert: Armut, Aussichtslosigkeit und gesellschaftliche Spannungen prägen das Leben der Roma. Die katholische Kirche baue in ihrem Hilfsprogramm auf drei Säulen, erklärt Weihbischof Székely: „Arbeitsraumschaffung, Bildung und das menschliche Herz, womit das christliche Verständnis für die Randgruppen gemeint ist“. Die katholische Kirche unterhalte derzeit 54 Gemeinschaftshäuser. Dort werden die Kinder betreut und erhalten Essen und entwicklungsfördernde Maßnahmen. Gleichzeitig können die Familien dort Wäsche waschen, Baden und erhalten juristische Beratung. Derzeit unterstütze die katholische Kirche insgesamt 20.000 Kinder, so der Weihbischof.

Solidarität und Unterstützung aus Europa

Der ukrainische Bischof Stanislav Szyrokoradiuk aus dem Bistum Charkiv-Saporischja ist zugleich National-Caritas-Präsident für Charkiv in der Ostukraine. Die Revolution auf dem Maidan hat er persönlich miterlebt. Seine Pastoral- und Sozialarbeit organisiert er mit einem kleinen Stab von geistlichen und weltlichen Mitarbeitern am leidgeprüften Hauptort der kriegerischen Auseinandersetzungen:

„Im ganzen Land gibt es viele Binnenflüchtlinge und die Schwächsten bleiben häufig ‚in den zerschossenen Ruinen zurück‘, vor allem alte Menschen, Kranke und auch Familien“, erklärt der Bischof in seinem Statement und betont dabei, dass es die Helfer oft an den Rand der Kräfte treibe, in dieser Kriegssituation etwas gegen das Leid und die Not, gegen die menschlichen Tragödien zu unternehmen. In jeder Pfarrei gebe es Anlaufstationen für die zahlreichen Flüchtlinge.

Es bedürfe aber der christlichen Solidarität und Unterstützung durch Europa, um den unzähligen Menschen helfen zu können. Mit dem Bau von Sozialzentren, in denen die Flüchtlinge essen, Wäsche waschen und duschen können oder Aktionen für Kinderwinterschuhe werden erste wichtige Schritte begangen, so Bischof Szyrokoradiuk.

Menschen vom Rand in die Mitte holen

Die bundesweite Pfingstaktion stellt 2015 Menschen am Rande der Gesellschaften der osteuropäischen Länder in den Mit­telpunkt. Es geht um Obdachlose, Menschen mit Behinderungen, alte Menschen in Not, arme Familien und ausgegrenzte Minderheiten erklärt Pater Stefan Dartmann SJ, Hauptgeschäftsführer von Renovabis. „Das Phänomen derjenigen Menschen, die sich an den Rand gedrängt erleben, ist für Renovabis schon seit Beginn seines Wirkens zentral“, so Pater Dartmann: „Wenn wir über Menschen am Rande berichten, so können wir das, weil sich unsere Partner in den Ländern im Osten Europas sehr engagiert für ihre Mitmenschen einsetzen.“

Und für Christen sollte es selbstverständlich sein, nicht auszu­grenzen, sondern solidarisch dazu beizutragen, Menschen vom Rand in die Mitte zu holen, erklärt der Geschäftsführer von Renovabis weiter, denn in Ländern wie Albanien, dem Kosovo, der Republik Mol­dova und Rumänien werde dies insbesondere augenfällig: „Als Ordensmann, der Gesellschaft Jesu, die sich weltweit für Solidarität und Benachteiligte einsetzt, plädiere ich dafür, an die Ränder zu gehen und die Menschen dort, wo ganz bestimmt auch Christus ist, als zentral zu verorten“, so das Appell von Pater Stefan Dartmann.



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