News Bild Bischof Rudolf trifft im Dekanat Tirschenreuth-Wunsiedel Notfallseelsorger und Feuerwehrleute
Bischof Rudolf trifft im Dekanat Tirschenreuth-Wunsiedel Notfallseelsorger und Feuerwehrleute

Menschen, die in der Not helfen

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Kirchenlaibach/Speichersdorf, 4. Mai 2023

Zwei Tage nahm Bischof Rudolf Voderholzer sich Zeit, um das neu strukturierte Dekanat Tirschenreuth-Wunsiedel kennenzulernen. Am Donnerstag feierte er im Feuerwehrhaus Speichersdorf im Landkreis Bayreuth mit den Feuerwehren des Dekanats einen Ökumenischen Gottesdienst zum Florianitag, vorab traf er sich mit den Notfallseelsorgern im Pfarrheim in Kirchenlaibach.

Austausch mit Notfallseelsorgern

Bei einem persönlichen Treffen informierten die Notfallseelsorger, darunter Pfarrer Stefan Prunnhuber aus Arzberg, Barbara Schönauer, Kirchliche Jugendreferentin an der katholischen Jugendstelle in Tirschenreuth und Sabine Schiml, Leiterin der Notfallseelsorge im Dekanat, Bischof Rudolf sowie Dekan Thomas Vogl im Pfarrheim in Kirchenlaibach über ihren Dienst am Nächsten. Anwesend waren darüber hinaus auch Regionaldekan Georg Flierl aus Tirschenreuth, Pfarrer Sven Grillmeier aus Kirchenlaibach, Pfarrer Martin Beesold aus Erbendorf, Pfarrer Konrad Amschl aus Bärnau und Pfarrer Thomas Fischer aus Selb. Pfarrer Grillmeier freute sich über den Besuch des Bischofs in seiner Gemeinde, „wir haben engagierte Leute im Dekanat, es ist wichtig, dass wir schauen, wie sich die Kooperationen entwickeln und es ist schön, mit Ihnen unsere Anliegen und die Situation, wie sie konkret im neuen Dekanat ist, zu besprechen.“

Manchmal zwei Einsätze pro Tag

Sabine Schiml schilderte zu Beginn, wie ihr „qualitativ hochwertiger Dienst“ abläuft, in welchen Bereichen das Team der Notfallseelsorge zum Einsatz kommt und wie die neue Eingliederung in das Rettungssystem funktioniert. Sie erklärte, dass die Notfallseelsorger – wie die Rettungsdienste auch – ins Rettungssystem eingegliedert seien. „Wir werden in Krisensituationen automatisch durch die Integrierte Leitstelle alarmiert und sprechen uns dann untereinander ab, wer zum Einsatz fahren kann“, so Schiml, „ansonsten ist Voraussetzung, dass die Angehörigen wünschen, dass wir kommen“. Bischof Rudolf erkundigte sich dabei auch über die Häufigkeit der Einsätze und inwieweit das Ehrenamt mit dem Beruf vereinbar sei. „Der Arbeitgeber muss natürlich mitspielen, aber das funktioniert fast immer“, erwähnte Barbara Schönauer, „manchmal werden wir zwei Mal am Tag alarmiert, manchmal ist es auch drei Wochen ruhig.“ Sabine Schiml berichtete von insgesamt 78 Einsätzen im letzten Jahr, dabei brauchte im Schnitt „jeder zweite Einsatz eine weitere Begleitung“.

Die Notfallseelsorger, auch "Gelbe Westen" genannt, nehmen die Menschen an die Hand.

Die Ausbildung der Psychosozialen Notfallversorgung

Das Team der Notfallseelsorger im Dekanat sei gemischt, gab Schiml an, „wir haben viele Priester dabei und jeder von uns hat eine Ausbildung in Psychosozialer Notfallversorgung, auch mit Prüfung“. Die Ausbildung der Psychosozialen Notfallversorgung (kurz PSNV) gebe es seit etwa 10 Jahren, generell sei die Notfallversorgung in den letzten Jahren gewachsen, auch im Dekanat Tirschenreuth-Wunsiedel. Sich immer wieder weiterzubilden, läge den Notfallseelsorgern am Herzen. „Im Herbst werden wir auch wieder in Supervision gehen, es ist wichtig, das regelmäßig zu tun“, sagte die Leiterin der Notfallseelsorge. Das Team der Notfallseelsorge im Dekanat bilde eine gute Symbiose mit kirchlichen Notfallseelsorgern, alle seien miteinander gut vernetzt, hieß es von Seiten der Leiterin. Auch Martin Besold, Pfarrer in Erbendorf, bestätigte dies. „Es ist eine große Stärke, die wir haben, mit den Pfarreien und Pfarrern vor Ort können wir auch für eine Nachbetreuung sorgen.“ „Wenn die anderen, also Notarzt und Polizei, gehen, dann bleiben wir und wir kommen wieder, wenn die Menschen weitere Unterstützung brauchen“, betonte Schiml. „Uns ist es egal, welchen Glauben die Betroffenen und Angehörigen haben, oder ob sie überhaupt glauben, wir kommen zu allen“, so Schiml, „was mich an den Einsätzen immer wieder bewegt, ist, dass Menschen, die schon lange keine Beziehung mehr zur Kirche haben, durch uns wieder zur Kirche finden, wenn wir gemeinsam beten, spüre ich, dass das Gebet auch bei diesen Menschen ankommt, wir bilden eine Gebetsgemeinschaft“. Durch das Team der Notfallseelsorger würde das Bild der Kirche häufig wieder anders wahrgenommen werden. Ein Satz blieb Sabine Schiml bis heute in Erinnerung: „Wegen euch gelben Westen bleibe ich weiter in der Kirche.“

Rituale zum Selbstschutz

Bischof Rudolf war es besonders wichtig, zu erfahren, wie sich die Notfallseelsorger selbst schützen. Schiml schilderte, wie ihr „Mechanismus“ bei einem Einsatz ablaufe. „Auf dem Weg zum Einsatz bete ich, vor allem um die rechten Worte zur rechten Zeit. Und wenn ich nach dem Einsatz nach Hause komme, ist es wie ‚die Jacke ausziehen‘, ich hänge meine Jacke in den Schrank, schreibe mein Protokoll und dann ist es auch gut, dann geht der normale Alltag weiter. Ich trage im Einsatz quasi ein ‚Schutzschild‘ vor mir her, natürlich fühle ich mich betroffen, aber ich versuche, einen emotionalen Abstand zu bewahren.“ Ähnlich sei es bei Barbara Schönauer, die sich trotz Unsicherheiten für die PSNV-Ausbildung entschied. „Bei mir legt sich im Einsatz ein ‚Schalter‘ um, ich bin dann in einer anderen Rolle und das hilft mir auch in den Situationen anders aufzutreten. Im Normalfall schließe ich mit den Emotionen, die mit dem Einsatz verbunden sind, ab, wenn ich daheim bin und mir Notizen zum Fall mache.“ Dekan Thomas Vogl beschrieb diese Vorgehensweise als eine Art „Ritual, das es braucht, an dem man sich orientieren kann, zum Selbstschutz“. Regionaldekan Georg Flierl aus Tirschenreuth bat das Team der Notfallseelsorger an dieser Stelle, stets gut auf sich aufzupassen. „Je besser man jemanden kennt, der betroffen war, desto schlimmer ist die Situation auch für einen selbst“.

Im Feuerwehrhaus feierten die Einsatzkräfte und zahlreiche andere Gläubige mit dem Bischof einen ökumenischen Gottesdienst.

Ökumenischer Gottesdienst zum Florianitag

Im Anschluss an das Gespräch mit den Notfallseelsorgern im Pfarrheim in Kirchenlaibach im Landkreis Bayreuth ging es für Bischof Rudolf weiter zur Feuerwehr in Speichersdorf. Hier feierte er einen Ökumenischen Gottesdienst mit den Feuerwehren von Kirchenlaibach, Speichersdorf und der Großgemeinde sowie den Feuerwehren des Dekanats zu Ehren des Heiligen Florian, des Patrons gegen Wasser- und Feuergefahr und damit auch der Feuerwehr. Bischof Rudolf würdigte eingangs noch einmal die Arbeit der Notfallseelsorger und Feuerwehrleute und freute sich, den Gedenktag des Heiligen Florian auf diese Weise begehen zu können. „Ich danke Ihnen für Ihren Dienst und wir wollen den Segen erbitten für all Ihre Einsätze, für das, was Sie immer wieder Großes leisten für andere und sich selbst nicht selten damit in Gefahr bringen“. In seiner Predigt ging Bischof Rudolf darauf ein, wie der Heilige Florian zum Schutzpatron der Feuerwehren wurde. „Er war ein frühchristlicher Märtyrer, der sich für andere Christen eingesetzt hatte und hat damit Argwohn und Widerstände der Mächtigen, die damals noch nicht selbst Christen waren, erregt“, so der Bischof, „er wurde dann in der Enns ertränkt, hat sich für seinen Glauben hingegeben“.

Notfallseelsorgern und Feuerwehrleuten riet der Bischof, dafür zu sorgen, mit anderen über ihre Erlebnisse bei den Einsätzen zu sprechen.

Als Attribut habe man ihm – so sei es im 16. bzw. 17. Jahrhundert zum ersten Mal bezeugt worden - einen Wassereimer zur Hand gegeben. „Früher hat man ihn als himmlischen Patron angerufen, wenn mit diesem Wasser Feuer gelöscht werden sollte und im Laufe der Zeit wurde er zum Patron der Feuerwehrleute“. Während des Ökumenischen Gottesdienstes sprach Bischof Rudolf auch erneut an, wie wichtig es sei, über die Erlebnisse in den Einsätzen zu sprechen. „Liebe Feuerwehrleute, Sie wissen nicht, was auf Sie zukommt, wenn ihr Piepser geht“, wandte er sich an die Anwesenden, „wir haben vorhin beim Treffen mit den Notfallseelsorgern drüber gesprochen, wie gut es ist, wenn man jemanden hat, mit dem man reden oder auch schweigen kann, darüber, was einem beim Einsatz wiederfahren ist.“ Anschließend bat Bischof Rudolf den Heiligen Florian um den Himmlischen Segen, „für alle Situationen, in denen wir mit all unserer Technik und unserem Tun an unsere Grenzen kommen“.

Text und Fotos: Corinna Hagn/jas



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