Bischof Rudolf segnet Gedenkstele für Widerstandskämpfer vor Seniorenzentrum
Für Würde und Freiheit: Caritas setzt Fritz Gerlich ein Zeichen
Regensburg, 29. April 2024
Mit der Enthüllung und Segnung einer Stele mit einem Porträt und den Lebensdaten von Fritz Gerlich durch Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer setzt der Caritas Diözesanverband an prominenter Stelle vor dem Alten- und Pflegeheim in der Boessnerstraße dem Namensgeber ein Denkmal. Der Journalist und Widerstandskämpfer war 1934 von den Nationalsozialisten ermordet worden.
Bei der Umbenennung des früheren „Friedheims“ nach eingehenden Renovierungs- und Erweiterungsarbeiten im März letzten Jahres auf Fritz-Gerlich-Haus hatte der Künstler Andreas Prucker eine Skizze präsentiert, aus der jetzt eine eindrucksvolle, über zwei Meter hohe Stele aus Jura-Kalkstein entstanden ist. Diese hat nun im Zugangsbereich des Hauses ihren Platz gefunden.
Domkapitular Michael Dreßel, Vorsitzender des Caritasverbandes, begrüßte die Gäste der Segensfeier und unterstrich, dass das Gedenken an Fritz Gerlich dem Bischof ein großes Anliegen sei. Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer eröffnete das Segensgebet im Andenken an den Widerstandskämpfer: „Allmächtiger Gott, in unruhigen Zeiten fand Fritz Gerlich in deinem Wort Orientierung und Anleitung zum Reifen und Wachsen im Glauben. Geprägt von Wahrheitsliebe, Ehrlichkeit und Hingabe war er gerüstet, die Zeichen der Zeit zu erkennen und auf dem Fundament tiefen Vertrauens auf dich und deine bergende Nähe der nationalsozialistischen Terrorherrschaft mutig zu widerstehen.“
„Fritz Gerlich wurde ein Kämpfer für Würde und Freiheit genannt. Er war ein tief gläubiger Christ, der seine Kraft aus seinem Glauben schöpfte“, formulierte Caritasdirektor Michael Weißmann in seinen Dankesworten. Würde und Freiheit seien zentrale Werte, die „auch uns als Caritas ausrichten“ und die die Caritas unter der Überschrift „Für Menschenwürde – Menschenrechte – Menschlichkeit“ noch einmal plakativ zusammengefasst habe. Besonderer Dank galt dem Künstler Andreas Prucker, der aus heimischem Stein nicht nur ein Kunstwerk geschaffen, sondern mit seinem Werk die Vielschichtigkeit der Persönlichkeit von Fritz Gerlich herausgearbeitet habe, so der Caritasdirektor.
„Fritz Gerlich hat durch die Begegnung mit Therese Neumann (,Resl von Konnersreuth‘) zum Glauben gefunden und die Kraft, sich Hitler entgegenzustellen“, so Prucker bei der Erläuterung seines Kunstwerks. Die imposante Stele ist über zwei Meter groß und zeigt ein Portrait-Relief von Fritz Gerlich, darunter eine Taube als Symbol für den Heiligen Geist, aus dem der Widerstandskämpfer seine Kraft schöpfte. Die Stele ist oben abgebrochen, als Zeichen für das abrupte Ende von Gerlichs geradem Weg. „Der gerade Weg“ war auch der Name der von Fritz Gerlich herausgegeben Zeitung, in der er den aufkommenden Nationalsozialismus mit offenen Worten energisch bekämpfte. Gerlich bezahlte seinen Widerstand mit dem Leben. Er wurde 1934 im Konzentrationslager hingerichtet.
Wer war Fritz Gerlich?
Carl Albert Fritz Michael Gerlich wurde am 15. Februar 1883 in Stettin geboren und am 1. Juli 1934 im Konzentrationslager Dachau hingerichtet. Mit seiner Zeitung „Der gerade Weg“ versuchte Gerlich, vor dem Nationalsozialismus zu warnen und die Machtübernahme Adolf Hitlers zu verhindern. Der Calvinist hatte in München Geschichte studiert und unter anderem als Chefredakteur der „Münchner neuesten Nachrichten“ gewirkt. Als die SA am 9. März 1934 die Redaktion von „Der gerade Weg“ stürmte, hätte Gerlich fliehen können, stellte sich aber aus Überzeugung seinem Schicksal. Gerlich war gläubiger Katholik, der in seinem Glauben und seinen Überzeugungen wesentlich von der Oberpfälzer Mystikerin Therese Neumann von Konnersreuth inspiriert war. Unter dem Eindruck der Begegnung mit ihr hatte Gerlich erst Ende der 1920er Jahre den katholischen Glauben angenommen. Seit 2017 läuft für ihn im Erzbistum München und Freising ein Seligsprechungsverfahren.
Fritz Gerlich in Regensburg
Das Bistum Regensburg und mit großem persönlichen Interesse Bischof Rudolf selbst tragen stark zur Verbreitung des Vermächtnisses von Fritz Gerlich bei. Im Regensburger „Institut Papst Benedikt XVI“ ist die Original-Titelseite einer Ausgabe des Geraden Wegs ausgehängt. Bereits beim 99. Katholikentag 2014 in Regensburg war in der Pfarrei Herz-Marien eine Ausstellung über Fritz Gerlich zu sehen, die in einer kleineren Version nun auch in der Kapelle des Altenheims aufgebaut ist. Im Regensburger Westen gibt es eine Fritz-Gerlich-Straße und eine Büste von Fritz Gerlich vor der Pizzeria La Gondola.
Zahlreiche Gäste waren zur Enthüllung und Segnung der Fritz-Gerlich-Stele durch Bischof Rudolf gekommen.
Fritz-Gerlich-Haus: Caritas Alten- und Pflegeheim
Das ursprüngliche Caritas Alten- und Pflegeheim „Friedheim“ im Regensburger Westen wurde am 15. Mai 1964 als Neubau von Bischof Graber eingeweiht und ist seither Standort der Caritas-Altenhilfe im Regensburger Westen. Im Jahr 2020 begannen umfangreiche Renovierungsarbeiten. Ein Gebäudeteil konnte aus Brandschutzgründen nicht mehr genutzt werden und wurde abgerissen. An seiner Stelle entstand ein Neubau mit neuen Angeboten in der Altenhilfe, sodass der Standort zu einem modernen Seniorenzentrum erweitert werden konnte. Errichtet wurde ein Gebäude mit 36 barrierefreien Seniorenwohnungen und einer Sozialstation sowie einer Tagespflege im Erdgeschoss mit insgesamt 2.500 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche. Die Wohnungen verteilen sich über vier Stockwerke und sind 46 bis 81 Quadratmeter groß. Die Mieter (inkl. Gewerbe) sind zum Oktober 2022 eingezogen. Baubeginn war Anfang 2020. Die Baumaßnahme ist in großen Teilen mit diözesanen Finanzmitteln in Form von Gesellschafterdarlehen finanziert. Insgesamt wurden rund elf Millionen Euro investiert. Die Wohnungen wurden in der Wohnform des Seniorenwohnen Plus errichtet. Die Bewohner erhalten entsprechende Serviceleistungen der Caritas. Die Sozialstation Herz Marien wird von der Caritas Sozialstation der Regensburger Pfarreien e.V. und die Tagespflege vom Diözesancaritasverband (DiCV) betrieben. Beide Gewerbeeinheiten sind vom Katholischen Wohnungsbau- und Siedlungswerk langfristig angemietet. Außerdem wurde eine Tiefgarage mit 41 Stellplätzen und 4 oberirdische Stellplätze mit Ladestation für die Sozialtstation errichtet.
Text und Fotos: Hans-Christian Wagner
(SSC)