News Bild Bischof Rudolf gedenkt in Pontifikalamt des 100. Geburtstages von Domkapellmeister emeritus Apostolischer Protonotar Dr. h.c. Georg Ratzinger
Bischof Rudolf gedenkt in Pontifikalamt des 100. Geburtstages von Domkapellmeister emeritus Apostolischer Protonotar Dr. h.c. Georg Ratzinger

Kirchenmusik, der Königsweg zur Begegnung mit Gott

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Regensburg, 14. Januar 2024

„Wir wollen Gott aus vollem Herzen danken für das Geschenk, das er uns mit Georg Ratzinger und seinem Werk gemacht hat!“ Mit diesen Worten grüßte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer am Sonntagvormittag die Gläubigen, die trotz eisiger Kälte in den Dom St. Peter gekommen waren, um des 100. Geburtstages des ehemaligen Domkapellmeisters Apostolischer Protonotar Dr. h.c. Georg Ratzinger (1924-2020) zu gedenken, den dieser am 15. Januar 2024 begangen hätte.

Mit Bischof Rudolf konzelebrierten Mitglieder des Domkapitels, an deren Spitze Dompropst Dr. Franz Frühmorgen und Domdekan Dr. Josef Ammer. Der langjährige Domkapellmeister gehörte seit 2009 dem Kapitel als Ehrendomherr an. Das Kollegiatstift zu den Heiligen Johann Baptist und Johann Evangelist war durch dessen Stiftdekan Prof. DDr. Johannes Hofmann vertreten, Georg Ratzinger war von 1995 bis 2001 einer dessen Vorgänger gewesen. Die kirchenmusikalische Gestaltung des Pontifikalamtes lag in den Händen von Domkapellmeister Christian Heiß, einem Chor der Domspatzen und Professor Franz Josef Stoiber, Rektor der Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik Regensburg, deren Honorarprofessor der Verstorbene seit 2004 war. Unter den vielen Wegbegleitern Georg Ratzingers, die zur Heiligen Messe gekommen waren, waren auch die Ordensschwestern Laurente und Christina.

Die Berufung der Brüder Andreas und Simon Petrus

In seiner Predigt richtete Bischof Rudolf seinen Blick auf die beiden Berufungsgeschichten in der alttestamentarischen Lesung aus dem 1. Buch Samuel (1. Sam 3,3b – 10.19) und dem Johannes-Evangelium (Joh 1,35-42). Samuel, der am Tempel dient, wird von Gott gerufen, der Priester Eli ist es, der ihn auf diesen Ruf Gottes hinweist: „Rede Herr, Dein Diener hört“, so die Worte des Propheten Samuel. Im Evangelium ist es Johannes der Täufer der den Ruf Gottes an Andreas und dieser dann an seinen Bruder Simon (Petrus) richtet. Berufung, so der Bischof, geschieht oft durch gegenseitige Hilfestellungen, Menschen führen Menschen zu ihrem Dienst für Gott.

Die Berufung der Brüder Georg und Joseph

Ein ebenso bemerkenswertes Brüderpaar wie Andreas und Petrus, der erste Papst, sind bzw. waren Georg und Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., dessen Todestag sich an Silvester 2023 zum ersten Mal jährte. Nach der NS-Schreckensherrschaft und durch das Zeugnis gläubiger Eltern führte deren Weg gemeinsam ins Priesterseminar und zur Weihe. Georg profitierte vom Intellekt seines Bruders Joseph, dieser wiederum fand in der „Kirchenmusik eine Quelle der Inspiration und der Stärkung des Glaubens“. Im Interviewbuch „Zur Lage des Glaubens“ aus dem Jahre 1985 unterstreicht Joseph Ratzinger die existenzielle Bedeutung der Kirchenmusik für den Glauben: „Die einzig wirkliche Apologie des Christentums kann sich auf zwei Argumente beschränken: die Heiligen, die die Kirche hervorgebracht hat, und die Kunst, die in ihrem Schoß gewachsen ist. Der Herr ist durch die Großartigkeit der Heiligkeit und der Kunst, die in der gläubigen Gemeinde entstanden sind, eher beglaubigt als durch die gescheiten Ausflüchte, die die Apologetik zur Rechtfertigung der dunklen Seiten erarbeitet hat, an denen die menschliche Geschichte der Kirche leider so reich ist.“ Kirchenmusik, so Bischof Rudolf, sei ein integraler Bestandteil der Liturgie und nicht nur dessen Umrahmung, für viele sei sie „der Königsweg zur Begegnung mit dem lebendigen Gott und Wegweiser in die Nachfolge Christi“. Mit dem Domchor der Domspatzen und der Kirchenmusikhochschule trage das Bistum Regensburg in entscheidendem Maße dazu bei.

„Der Orgel-Ratz“ Georg Ratzinger

Um die beiden Brüder Ratzinger zu unterscheiden sprachen die Mitbrüder im Seminar vom „Orgel-Ratz“ (Georg) und vom „Bücher-Ratz“ (Joseph), wobei der Kirchenmusiker der ältere von beiden war. Nach der Schwester Maria Theogona (1921-1991) kam Georg Ratzinger am 15. Januar 1924 im niederbayerischen Pleiskirchen bei Altötting als Sohn von Gendarmeriemeister Joseph Ratzinger (1877–1959) und der Köchin Maria geb. Peintner (1884–1963) zur Welt. Mit seinem Bruder Joseph Alois (1927-2022) wurde er nach dem Theologiestudium in München und Freising am 1951 im Freisinger Dom von Erzbischof Michael Kardinal von Faulhaber zum Priester geweiht. Von 1964 bis 1994 sollte er als Domkapellmeister die Geschicke des Regensburger Domchores, weltweit als „Domspatzen“ bekannt, maßgeblich bestimmen. Nach seiner Emeritierung trat er in das Kollegiatstift von den Heiligen Johannes der Täufer und Johannes Evangelist in Regensburg ein und war dort dessen Stiftsdekan. Noch im Juni 2020 besuchte ihn sein Bruder der emeritierte Papst und feierte mit ihm am Sterbebett die Heilige Messe. Am 1. Juli 2020 starb Georg Ratzinger in Regensburg und wurde wenige Tage später auf dem Unteren Katholischen Friedhof in Regensburg neben seinem Vorgänger Theobald Schrems (1893-1963) begraben.

Ratzinger – eine österreichisch-bayerische Familie mit vielen Berufungen

Als Joseph Ratzinger 1969 nach Regensburg an die Universität als Professor kam, sprach man von ihm als von „dem Bruder des Domkapellmeisters“. Als er dann 1977 Erzbischof von München-Freising wurde, war Georg dann der „Bruder des Kardinals und Erzbischof“. Beide Brüder waren nicht die ersten geistlichen Berufungen in der Familie, die ihre Anfänge bis etwa zum Jahr 1600 zurückführen kann. Damals lebte ein Georg Räzinger auf dem Ratzingerhof in Ratzing, Gemeinde Freinberg, Oberösterreich, der bis 1786 zur Pfarrei St. Severin in Passau-Innstadt gehörte. Bekanntester Priester außer Georg und Joseph war sicher der Reichstags-Abgeordnete Dr. Georg Ratzinger (1844-1899). Dessen Bruder Thomas Ratzinger (1846-1872) studierte ebenfalls Theologie, wurde aber später Jurist. Ein Neffe dieser beiden Ratzinger-Brüder war der Weltpriester Alois Ratzinger (1884-1974), dessen Schwester die Ordensfrau Sr. Theogona geb. Anna Maria Ratzinger (1889-1980), beide waren wiederum Onkel und Tante der Ratzinger-Geschwister Maria, Georg und Joseph.

Text und Fotos: Carl B. Prämassing

(jas)



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