Bischof Rudolf feiert Pontifikalmesse im Maristen-Gymnasium Furth
„Wer glaubt, sieht mehr“
Furth bei Landshut, 16. Dezember 2024.
Am Festtag der heiligen Märtyrerin Lucia feierte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer einen glanzvollen vorweihnachtlichen Gottesdienst mit der Schulfamilie des Maristen-Gymnasiums Furth, deren Trägerschaft die Diözese Regensburg innehat. Nur ein Lichterkranz, den ein Mädchen auf dem Kopf trug, erhellte Bischof Rudolf, den Konzelebranten und Ministranten den Weg in die dunkle Turnhalle.
Der Beginn der Maristenweihnacht 2024 war virtuos: Chor und Orchester entzündeten musikalisch ein Licht mit dem Lied „A Great Light“ von Lloyd Larson. „Ich bin außerordentlich beeindruckt über das, was ich schon gehört und im Schein der Kerzen zu sehen bekommen habe“, mit diesen Worten drückte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer schon in den Eingangsworten seine Freude darüber aus, an der Maristenweihnacht teilhaben zu dürfen. Namentlich begrüßte er Direktor Christoph Müller, Pfarrer Martin Popp, Pater Victor Maria Susai, das Schulkollegium, den Direktor der Schulstiftungen OStD Günter Jehl, die Verwaltungsdirektorin Regina Braunreiter, Bruder PJ McGowan, Head of the Marist Mission Council West Central Europe, den Bundestagsabgeordneten Florian Oßner sowie die gesamte Schulfamilie mit Eltern.
Lucia – die Lichtbringerin
Maristenweihnacht 2024: Bischof Dr. Rudolf Voderholzer zieht in die feierlich für das Pontikalamt geschmückte Turnhalle ein.
Die Kirche feiert am 13. Dezember die frühchristliche Märtyrerin Lucia, die Lichtbringerin, die auf der Insel Sizilien lebte. Schauspielerisch inszenierten Schülerinnen und Schüler des Maristen-Gymnasiums wie Lucia, Tochter einer vornehmen Familie, in der Zeit der Christenverfolgung den in Katakomben versteckten Christen nachts Lebensmittel brachte. Weil sie ihre Hände zum Tragen brauchte, trug sie auf dem Kopf einen Lichterkranz, um den Weg zu finden.
Zu Ehren von Bischof Rudolf festlich für das Pontifikalamt geschmückt: Turnhalle des Maristen-Gymnasiums in Furth bei Landshut.
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer griff diese szenische Darstellung in seinen Worten auf. Er dankte allen Beteiligten und betonte, hier habe sich bereits erkennen lassen, dass es um das Thema Licht und Erleuchtung gehe. In seiner Predigt betonte er dann, Lucia als die „Lichtvolle“ oder „Lichtbringerin“ habe ihrem Namen alle Ehre gemacht. Sie sei es gewesen, die ihren verfolgten Schwestern und Brüdern in den Katakomben in der Zeit der Verfolgung durch Kaiser Diokletian im Jahre 304 eine weihnachtliche Freude gebracht hatte. Letztlich habe sie ihr Leben für ihren Glauben hingegeben.
Als Firmspender wisse er, so Bischof Rudolf, dass der Name gar nicht so selten ist – und so wünschte er allen Anwesenden, die Lucia heißen, „alles Gute“ zum Namenstag. Die Heilige Lucia, die an diesem Tag in besonderer Weise geehrt wird, sei „eine gute Wegbereiterin für Weihnachten, weil wir an Weihnachten das wahre Licht, das Jesus Christus ist, der in die Dunkelheit dieser Welt gekommen ist, feiern dürfen“.
Weiter betonte Bischof Rudolf, dass das Licht fast so wie das Wasser lebensnotwendig sei. Ohne Licht gehe es nicht. Wir alle bräuchten das äußerliche Licht zur Orientierung und um Gesichter erkennen zu können. Er zitierte dann eine alte jüdische Weisheit, die besagt: „Es ist dann (Tag), wenn du in das Gesicht irgendeines Menschen blickst und deine Schwester oder deinen Bruder erkennst.“ So sei es auch kein Zufall, dass die Heilige Lucia, die das Wort Licht in ihrem Namen trägt, in Schweden, in Skandinavien überhaupt, besonders verehrt werde. In den Ländern, wo die Polarnacht die Menschen äußerst herausfordert, weil dort die Sonne gar nicht aufgeht, bestehe große Sehnsucht nach diesem äußeren Licht.
Mitte Dezember, wenn die Zeit der längsten Nächte nach dem julianischen Kalender anbricht, bringe Lucia Licht ins Dunkel, so Bischof Rudolf. Diese Dunkelheit bedeute für die nordischen Menschen eine gewaltig-psychische Belastung: „Aber wenn die Sonne da ist, wird das Leben aufgehellt. Jeder Sonnenstrahl vermittelt Dankbarkeit.“ Aber wichtiger noch, so der Bischof weiter, sei das innere Licht. Was damit gemeint sein könnte, offenbare sich aus den umgangssprachlichen Redewendungen. So werde von einem Geistesblitz gesprochen, wenn einem etwas Besonderes einfällt. „Jemandem geht ein Licht auf“, heiße es im Volksmund. Unsere Sprache sei voll von Bildworten vom inneren Licht: „Sie geben uns Hinweise auf die innere Orientierung, was den Sinn des Lebens letztendlich auszeichnet. Gerade für dieses innere Licht ist die Heilige Lucia Fürsprecherin und Vorbild als Glaubenszeugin.“
Wer glaubt, sieht mehr
Bischof Rudolf erinnerte daran, dass die frühen Christen die Taufe, das Empfangen des Glaubens, „Photismos“, phos – griechisch Licht, Erleuchtung nannten. Das bedeute: „Wer glaubt, empfängt das innere Licht, der sieht mehr“. Aber was sieht der Glaubende, fragte der Bischof: „Das Licht des Glaubens lässt erkennen, dass die materielle Welt nicht einfach nur da ist, sondern alles, was es gibt, von Gott geschaffen, den Menschen anvertraut und zur Verantwortung übergeben ist. Das macht den Unterschied zwischen Umwelt und Glauben aus, denn, wer glaubt, erkennt in den Mitmenschen Mitgeschöpfe.“
Das Licht des Glaubens helfe, sich in andere Menschen hinein zu versetzten, es verleihe die Kraft der Empathie, sich um diese zu kümmern: „Wer glaubt, sieht tiefer, hat ein inneres Licht, das hilft, zwischen dem Guten und dem Bösen genau zu unterscheiden“. Daher lasse sich auch das Licht des Gewissens nicht auslöschen, vielmehr werde es vom Glauben genährt. Bischof Rudolf wünschte der ganzen Schulfamilie viel Sonnenschein und viel inneres Licht, „das letztlich aus dem Glauben kommt“. Darüber hinaus wünschte er den jungen Menschen viel Selbsterkenntnis und dass sie Freude am Leben finden. Abschließend rief er sie auf, sich daran zu erinnern, dass sie als Christen zu einer großen Menschheitsfamilie gehören, wo niemand fremd ist.
Intensive Weihnachtsvorbereitung
Bischof Rudolf lobte die versammelte Schulfamilie in Furth: „Eine intensivere und würdigere Vorbereitung auf Weihnachten, als ich sie hier gerade erleben darf, kann ich mir kaum vorstellen. Danke, dass ihr die Turnhalle fast zu einer Kathedrale gestaltet habt und wir jetzt ein so wunderbares, besinnliches Fest der Heiligen Lucia feiern dürfen, die uns hinführt zu Jesus Christus, dem wahren Licht“.
Unter der Gesamtleitung von Musiklehrer Matthias Schäffer, dem Leiter der Chöre Dr. Nikoslav Firnkees und Organist Daniel Harlander bescherten die gut 200 Mitwirkenden mit der „Missa Brevis“ von Jacob de Haan der Gottesdienstgemeinschaft sodann einen musikalischen Hochgenuss. „Großartig – und von der Größe her fast wie das bayerische Rundfunkorchester“ bemerkte Bischof Rudolf. Auch der ganz besondere Weihrauch sei ihm aufgefallen. „Für die Liturgie ist das Beste gut genug“, lobte er. Außerordentlich beeindruckt von allem, was an diesem Tag auf die Beine gestellt wurde, sagte er ein von Herzen kommendes „Vergelts Gott“. Ebenso danke für alle Zeichen der Solidarität, sichtbar in den gut bestückten Tischen des Wohltätigkeitsbasars, der zugunsten bedürftiger Kinder aus Syrien abgehalten wurde.
Nach dem Gottesdienst fand Bischof Rudolf Gelegenheit zu einem Gespräch über den maristischen Gedanken mit Bruder PJ McGowan, den Verantwortlichen der Schulstiftung und der Schulpastoral. Bewunderung zeigte er für die neue Orgel, einem Gemeinschaftswerk des letzten P-Seminars mit Orgelbaumeister Jann. Sichtlich genoss der Oberhirte der Diözese die Begegnungen mit den vielen Menschen, die einen schönen Tag mit Wohltätigkeit und guten Gesprächen verbrachten und auch noch beisammen waren, als draußen über dem großen Schulgelände schon der Abend dunkelte.
Text und Fotos: Agnes Wimmer
(SG und sig)