bischof voderholzer mit krippenvereinsmitglieder und ehrenurkunde

Bischof Rudolf eröffnet Jubiläumskrippenausstellung – Krippen- und Kapellenverein St. Ägidius feiert 25-jähriges Bestehen

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer zum Ehrenmitglied ernannt


Abensberg, 20. November 2025

Mit einer feierlichen Andacht in der Klosterkirche und einem Festakt im Kreuzgang wurde am Donnerstagabend die Jubiläumskrippenausstellung zum 25-jährigen Bestehen des Krippen- und Kapellenvereins St. Ägidius Abensberg eröffnet. Schirmherr der Ausstellung ist Bischof Dr. Rudolf Voderholzer, der anlässlich des Vereinsjubiläums zu den Feierlichkeiten nach Abensberg gekommen war.

Würdigung des Krippenkünstlers Sebastian Osterrieder

In seinen Ansprachen während der Andacht und beim Festakt würdigte Bischof Rudolf den aus Abensberg stammenden Krippenkünstler Sebastian Osterrieder als prägenden Gestalter der bayerischen und internationalen Krippenkunst. Osterrieder habe, so der Bischof, „in seiner tiefen Kenntnis der Bibel und der ikonografischen Tradition die ganzen Zusammenhänge aufgegriffen und ganz fein künstlerisch umgesetzt“. Damit habe er einen unverzichtbaren Beitrag zur Glaubensweitergabe geleistet.

Bischof Rudolf zeigte sich dankbar, dass das Andenken an diesen bedeutenden Künstler in Abensberg auf besondere Weise gepflegt werde. In seiner Predigt hob er hervor: „Das ist einfach der größte Krippenkünstler unserer Zeit, und der größte bayerische Krippenbauer, den wir haben!“

Ehrenmitgliedschaft für Bischof Rudolf

Als bekennender Krippenfreund und langjähriger Kenner der Osterriederschen Kunst wurde Bischof Rudolf durch einstimmigen Beschluss des Vorstands zum Ehrenmitglied des Krippen- und Kapellenvereins St. Ägidius ernannt. Landrat Martin Neumeyer überreichte ihm unter großem Applaus die Ehrenurkunde.

Der Bischof zeigte sich sichtlich bewegt: Er freue sich sehr, die Schirmherrschaft des Vereinsjubiläums übernehmen zu dürfen, und dankte für die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft. In den Tagen zuvor habe er, wie er berichtete, „in jeder freien Minute wieder in dem Buch von Hermann Vogel über Sebastian Osterrieder gelesen“, das in prägnanter Weise die Bedeutung des Krippenkünstlers hervorhebt.

Zugleich dankte er den Organisatoren und Vereinsmitgliedern für ihren engagierten Einsatz bei Ausstellung, Krippenweg und Bildungsarbeit. Diese seien eine „wichtige Form der Verkündigung unseres Glaubens“.

Grußworte und Anerkennungen

Landrat Martin Neumeyer, Bürgermeister Dr. Bernhard Resch, Kulturreferent Niklas Neumeyer, Gründungsmitglied Peter Hübl sowie „Chefkripperlbauer“ Hans Spitzer würdigten in ihren Beiträgen die Erfolgsgeschichte des Krippenvereins. In seinen 25 Jahren habe er die kulturelle Entwicklung Abensbergs wesentlich mitgeprägt und durch Ausstellungen, Kurse und Initiativen eine beachtliche überregionale Strahlkraft entwickelt.

Im Gegenzug überreichten die Redner dem Bischof verschiedene Geschenke. Bischof Rudolf hatte ebenfalls ein Präsent mitgebracht: Sein Buch „Krippenschauen“ für alle Vereinsmitglieder – als geistliche Begleitung und als Zeichen der Wertschätzung.

Den musikalischen Rahmen des Festakts gestaltete die Saitenmusik „Eingefädelt“. Im Anschluss waren alle Gäste zu einem Rundgang durch die Ausstellung sowie zu einem Imbiss eingeladen – mit eigens kreierten Spezialitäten wie „Ägidiwürstl“, „Ägidilaiberl“ und „Ägidisenf“.

Die Andacht in der Klosterkirche

Zu Beginn der Andacht begrüßte Dekan Georg Birner Bischof Rudolf und erklärte die Verbindung des Vereins zu den „Freunden von Saint-Gilles“, der französischen Partnerstadt Abensbergs. Dort sei der Brauch der „Santons“, kleiner Figuren in den Krippen, lebendig – ein Motiv, das auch im Abensberger Krippenweg aufgegriffen werde. In Anlehnung an das Lied „Ich steh an deiner Krippe hier“, rief Birner dazu auf, selbst eine „Krippe für unseren Gott“ zu sein.

Bischof Rudolf dankte für die herzliche Aufnahme und sagte: „Ich freue mich sehr, dass Sie mich eingeladen haben, mit Ihnen diesen Festtag heute zu begehen.“ Er betonte die Bedeutung Osterrieders und die Pflege seines Erbes durch den Verein.

In seiner Predigt erläuterte Bischof Rudolf, dass für die Lesung ein Text aus dem Alten Testament ausgewählt worden sei, nämlich aus dem Buch des Propheten Jesaja. Es handle sich um die Lesung des Hochfestes der Erscheinung des Herrn am 6. Januar. Obwohl das zentrale Ereignis – die Geburt Christi – erst im Neuen Testament bezeugt werde, stamme die vorgetragene Lesung aus dem dritten Teil des Jesajabuches, der vermutlich im vierten vorchristlichen Jahrhundert entstanden sei. Dies sei jedoch kein Widerspruch, betonte der Bischof, sondern verweise auf das enge Zusammengehörigkeitsverhältnis von Altem und Neuem Testament. Diese stünden im Verhältnis von Verheißung und Erfüllung; wie der heilige Augustinus formuliert habe, liege das Neue im Alten verborgen und das Alte werde im Neuen offenbar.

Aus diesem Grund sei die im Jesajatext enthaltene Verheißung der Völkerwallfahrt von Anfang an als Hinweis auf den Besuch der Weisen aus dem Morgenland gedeutet worden, die vom Stern geführt an der Krippe ankommen, wie es im Matthäusevangelium beschrieben wird. Der spätere Papst Benedikt XVI. habe – damals noch als Kardinal Ratzinger – die Magier zudem als den Beginn einer unermesslichen Wallfahrt verstanden, in der die Schönheit des Glaubens Christus dargebracht werde.

Im weiteren Verlauf verwies der Bischof darauf, dass man im Anschluss Sebastian Osterrieder ehren werde, der aus seiner Sicht einen Höhepunkt der bayerischen Krippenkunst darstelle. Durch die Schönheit und Innigkeit seiner Darstellungen ehre dieser Christus den Herrn und weise zugleich vielen Menschen einen Weg zu einer persönlichen Christusbeziehung.

Beim Vergleich der Texte des Alten und Neuen Testaments falle auf, so erklärte der Bischof, dass im Jesajabuch Weihrauch und Gold erwähnt würden – Gaben, die weniger für ein neugeborenes Kind geeignet, sondern vielmehr Ausdruck der Anerkennung seiner Königswürde und Gottheit seien. Der Evangelist ergänze dies um die dritte Gabe, die Myrrhe, die als Hinweis auf Tod, Kreuz und Begräbnis Jesu verstanden werde. Auf diese feinen Zusammenhänge im Miteinander beider Testamente komme es entscheidend an.

Zu den Besonderheiten der Krippen von Sebastian Osterrieder zähle, so der Bischof, dass vor dem Christuskind stets ein gebundenes Lamm liege. Dieses verweise symbolisch auf den Weg Christi durch Leiden und Tod hin zur Auferstehung. Osterrieder habe dieses Motiv nicht neu erfunden, sondern eine barocke Tradition aufgegriffen, die Krippe und Kreuz bewusst miteinander verknüpfe. Dank seiner tiefen Kenntnis der Bibel und der ikonografischen Tradition habe er diese Zusammenhänge künstlerisch fein ausgestaltet und sei so zu einem der großen Gestalter der Krippengeschichte geworden, betonte der Regensburger Oberhirte.

Vereinsgeschichte und Zukunftsperspektive

Die Wurzeln des Vereins liegen im Jahr 2000, als mit großem Engagement die berühmte „Kaiserkrippe“ von Sebastian Osterrieder erworben wurde. Dank Mitgliedern und Sponsoren konnte sie 2000 erstmals ausgestellt und 2006 vollständig finanziert werden. Trotz Erfüllung des ursprünglichen Vereinszwecks entschieden die Mitglieder, die Arbeit fortzusetzen: mit Krippenfahrten, Baukursen, Ausstellungen und weiteren Erwerbungen aus Osterrieders Nachlass.

Heute zählt der Verein rund 50 Mitglieder und richtet jährlich zwei Krippenbaukurse im eigenen Krippenhaus in Sandharlanden aus. In der Adventszeit besuchen rund 5.000 Gäste die Ausstellungen im Kreuzgang – darunter viele aus dem Ausland. Der Verein wirkt zudem an der Gestaltung von Passions- und Weihnachtskrippen im gesamten Umland mit.

Die aktuell eröffnete Jubiläumsausstellung ist bis 7. Dezember geöffnet und wird am 22. November Gastgeberin der Landestagung des Bayerischen Krippenverbandes sein.

Text und Fotos: Martin Haltmayer
(jas/SG)



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