Bischof Rudolf eröffnet feierlich das neue Kirchenjahr und die Adventszeit
Warum jetzt nur Verlebendigung des Glaubens helfen kann
Regensburg, 2. Dezember 2023
„Wir sind eingeladen, uns auf die Ankunft unseres Herrn vorzubereiten, er tritt in unser Leben in jeder Begegnung, im Miteinander mit Familie und Freunden“, so begrüßte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer am Samstagnachmittag die Gläubigen im Dom St. Peter. Feierlich wurde mit dem Entzünden der ersten Kerze am Adventskranz die Adventszeit eröffnet und damit auch ein neues Kirchenjahr. Das Licht wurde vom zuvor gesegneten und inzensierten Adventskranz in den gesamten Dom getragen.
Zeit der religiösen Innenrenovierung
So bezeichnete Bischof Rudolf die Adventszeit, das Kommen von Weihnachten, das nicht allein durch Schneefall und Christkindlmärkte bewerkstelligt werde. Am meisten beunruhigt habe ihn bei der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, die vor einigen Tagen veröffentlicht wurde, dass sich in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland die Zahl der Katholiken, die sich als betende Menschen verstehen, halbiert habe. „Aber kann man Christ sein, kann man Kirche sein“, so fragte der Bischof, „ohne zu beten, ohne diese Form der gelebten Gottesbeziehung?“ Wenn dem sozial-caritativen Engagement die Gottesbeziehung im Gebet fehle, werde dann nicht auch die Kraft der Liebe schwinden?
„Wer oder was kann uns beten lehren?“
Diese geistige-geistliche Armut bezeichnete Bischof Rudolf als „die tatsächlichen Ursachen für die Krise in der Kirche“, nicht Strukturreformen könnten hier Abhilfe schaffen, sondern nur Verlebendigung des Glaubens durch eine Vertiefung der Gottesbeziehung. Das Sprichwort sagt: „Not lehrt Beten“, und Not hatten wir im zu Ende gehenden Jahr genug, zum nicht enden wollenden Krieg in der Ukraine kam noch im Heiligen Land ein neuer Kriegsschauplatz. Viele der Adventslieder sind aus Notsituationen heraus entstanden, so z.B. vom Jesuitenpater Friedrich von Spee „Oh Heiland, reiß den Himmel auf“, das er in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges schrieb. Doch lehre die Erfahrung auch: „Wo nur die Not beten lehrt… da bleibt uns die Bitte bald im Hals stecken; wo nur die Not beten lehrt, lehrt die Not bald das Fluchen“.
Maria, Lehrmeisterin des Gebetes
Beten, so Bischof Rudolf, sei mehr als nur Bittgebet, Beten beginne mit dem Loben und Danken in sich. Im sich anschließenden Lobpreis Mariens, dem Magnifikat – „Meine Seele preiset die Größe des Herrn, mein Geist jubelt über Gott meinen Retter“ – wurde diese Dimension des Gebetes gleich in die Tat umgesetzt. Aber auch die Bitten wurden nicht vergessen, so wurde in den Fürbitten für den Papst, die Bischöfe und alle im Dienst der Kirche gebetet, für ein geistliches Leben der Familien, das offene Ohr junger Menschen für den Ruf Gottes oder für die Menschen, die unter Krieg und Terror leiden oder unter Einsamkeit und Krankheit.
Text: Carl B. Prämaßing, Fotos: Jakob Schötz
(jas)