Bischof Rudolf besucht St. Martin in Deggendorf und segnet neues Pfarr- und Jugendheim

Pfarrheim ist „zweite Heimat“


Deggendorf/Regensburg, 5. August 2025

Ein festlicher Tag war der letzte Sonntag im Juli für die Pfarrgemeinde St. Martin in Deggendorf: Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer stattete der Pfarrei einen Pastoralbesuch ab. Im Rahmen einer feierlichen Pontifikalmesse dankte die Gemeinde für die gelungene Renovierung des Pfarr- und Jugendheims, das im Anschluss vom Bischof gesegnet wurde und das er als eine „zweite Heimat“ und einen Ort, an dem Gemeinschaft gelebt werde, würdigte. Zahlreiche Gläubige und Ehrengäste, darunter der stellvertretende Landrat Josef Färber, Diözesanarchitekt Paul Höschl sowie Ordinariatsrat Dr. Walter Zahner, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge und bischöflicher Beauftragter für den Sankt Michaelsbund, waren zu diesem besonderen Anlass gekommen.

Am Altar standen mit Bischof Rudolf Pfarrer Franz Reitinger und Pfarrer Martin Neidl, Msgr. BGR Wolfgang Riedl, Kaplan Matthias Meckel und Pater Felix M. Schandl (O.Carm) sowie Diakon i.R. Sebastian Nüßl. Die festliche Liturgie wurde musikalisch vom Kirchenchor St. Martin unter der Leitung von Organist und Chorleiter Conrad Jocher gestaltet. In seiner Predigt widmete sich Bischof Dr. Rudolf Voderholzer dem „Vaterunser“, das er als eine „ganze Schule, ein Formelgebet und eine Gebetsschule“ bezeichnete, die es wert sei, sich immer wieder neu zu erschließen. Der Diözesanbischof ging insbesondere auf die Bitte „Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“ ein, deren tiefere Bedeutung oft missverstanden werde. 

Bischof Rudolf erläuterte, dass das Wort „Versuchung“ im biblischen Kontext eine zweifache Bedeutung habe: Einerseits die „Anstiftung zum Bösen“, andererseits aber auch das „Prüfen des Glaubens“. Er verwies auf Beispiele aus dem „Alten Testament“, wo Gott gerade besonders fromme Menschen wie Abraham auf die Probe stellt, um ihr Vertrauen zu stärken und zu vertiefen. Diese Prüfungen seien keine bösen Absichten Gottes, sondern vielmehr Gelegenheiten zum Wachstum im Glauben. „Die Prüfung kann eine Einladung sein, über sich selbst hinaus zu wachsen, im Glauben zu reifen und zu wachsen“, so der Bischof. Es gehe darum, in schwierigen Lebenssituationen – sei es Krankheit, Leid oder andere Herausforderungen – standhaft zu bleiben und sich nicht vom Glauben abbringen zu lassen. Gott lege uns keine Lasten auf, die uns zerstören sollen, sondern vielmehr solche, die „für uns ein Leben in Liebe“ bedeuten, wenn wir sie bestehen.

Der Diözesanbischof hob hervor, dass man oft erst im Nachhinein erkennen könne, wie eine Krankheit oder eine große Lebenskrise einen „weitergebracht und reifer gemacht“ habe. Er ermutigte die Gläubigen, über den Sinn dieser „wahren Herausforderung“ nachzudenken und verwies in diesem Zusammenhang auf die Bibelgespräche in der Pfarrei St. Martin. Damit war die Brücke geschlagen zum festlichen Anlass, der Segnung des renovierten Pfarrheims. Mit großer Freude habe er nämlich im Pfarrbrief gelesen, dass der Herr Pfarrer am 10. September ins „frisch renovierte Martinsstüberl des Pfarrheims“ zum Schriftgespräch über das Thema des darauffolgenden Sonntags (Fest Kreuzerhöhung) einlade. 

Und dann würdigte der Bischof alle Gruppen und Kreise der Pfarrei, deren Vertreter anschließend die Fürbitten vortrugen, wie sie das sanierte Pfarrheim mit Leben füllen werden: von den Kindern, die sich auf schöne Räume für die Erstkommunionvorbereitung freuen, über die Ministranten und die KjG, die Chöre, das Frühschoppen-Team, die Senioren bis hin zu den Gremien und der Bücherei. Er hob die Bedeutung der Bücherei, der sozialen Dimension des gemeinsamen Essens und der Treffen des Seniorencafés und des Stammtisches hervor. Das Pfarrheim sei eine „zweite Heimat“ und ein Ort, an dem Gemeinschaft gelebt werde.

Segnung des Pfarr- und Jugendheims: Ein „Wohnzimmer der Pfarrei“

Nach der festlichen Messe begab sich die Gemeinde zur Segnung des renovierten Pfarr- und Jugendheims. Bischof Rudolf Voderholzer leitete die Segnungsfeierlichkeiten mit Gebeten ein und segnete anschließend die verschiedenen Räumlichkeiten. Kirchenpfleger Dr. Harald Sturm begrüßte die Anwesenden und betonte die Bedeutung des Pfarrzentrums mit Bücherei als Ort der Begegnung und des Krafttankens. Er hob hervor, dass die Eröffnung im Heiligen Jahr 2025 unter dem Leitwort „Pilger der Hoffnung“ besonders passend sei, da Pilger „einen Ort brauchen, wo sie rasten, wo sie Kraft tanken, wo sie sich wieder zusammenfinden. Und wo sie sich ein bisschen zu Hause fühlen.“ Dr. Sturm gab einen detaillierten Überblick über die Finanzierung des Projekts. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 1,6 Millionen Euro. Davon entfielen etwa 15% auf Abbruch, Entsorgung und technische Sanierung, 65 Prozent auf die eigentlichen Baumaßnahmen (Decken, Wände, Böden, Elektro, Sanitär) und 20 Prozent auf die Einrichtung (Türen, Möbel, Küchen, Bücherei-Ausstattung). Die Diözese Regensburg habe einen Zuschuss von 50 Prozent der förderungsfähigen Kosten zugesagt, die Stadt Deggendorf 50.000 Euro. Der verbleibende Betrag von 940.000 Euro wurde aus Eigenmitteln der Pfarrei finanziert, was der „sehr sparsamen Haushaltsführung der letzten Jahrzehnte“ zu verdanken sei, insbesondere unter dem früheren Pfarrer Msgr. BGR Wolfgang Riedl und seinen Vorgänger als Kirchenpfleger, Fritz Kaiser.

Abschließend überreichte Pfarrer Franz Reitinger dem Diözesanbischof als persönliches Geschenk, verbunden mit dem Dank und der Wertschätzung der Pfarrgemeinde, ein Bild der Schöllnacher Künstlerin Petra Baumgärtner. Das Kunstwerk zeigt Joseph und Georg Ratzinger. Pfarrer Reitinger dankte abschließend noch einmal allen, die zum Gelingen dieses großen Projekts beigetragen haben. Er hob die Geduld der Pfarrgruppen während der Bauzeit hervor und dankte den „Gastgebern und Herbergseltern“, die während der Renovierung Ausweichquartiere zur Verfügung stellten – ein besonders schönes Beispiel sei die gelebte Ökumene mit der evangelischen Kirchengemeinde, die ihre Räumlichkeiten für die Essensgemeinschaft zur Verfügung stellte. Er wünschte allen gute Gespräche beim anschließenden Stehempfang und freute sich auf viele weitere Veranstaltungen im neuen Pfarrheim. 

Text und Fotos: Sabrina Melissa Melis

(jas und SG)



Nachrichten