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Bischof Rudolf besucht sanierten Domkreuzgang

Perle der Weltkulturerbestadt Regensburg

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Regensburg, 18. April 2023

Nach einer siebenjährigen Sanierung (Beginn 2015) des Domkreuzganges in Regensburg führten Karl Stock, Leiter des Staatlichen Bauamtes Regensburg und Dompropst Dr. Franz Frühmorgen Bischof Dr. Rudolf Voderholzer sowie Mitglieder der Ordinariatskonferenz erstmals durch das beeindruckende Baudenkmal. In den Jahren der Sanierung war der Gebäudekomplex für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Bischof Rudolf zeigte sich beeindruckt von den intensiven und zugleich behutsamen Sanierungsmaßnahmen des Staatlichen Bauamtes zum Schutz der herausragenden Anlage, die zweifelsohne ein Baudenkmal von europäischem Rang darstellt.

Das Mortuarium mit den Grablegen.

Bischof Rudolf freut sich, dass nach siebenjähriger Sanierungszeit nun endlich der Domkreuzgang für die Öffentlichkeit wieder begehbar ist: „Es ist ein historischer Ort, ein Ort der Pietät, denn es ist vor allem auch eine Grablege gewesen. Man taucht ein in die lange und außerordentlich bewegte Geschichte des Bischofssitzes mit dem Domkapitel. Es ist eine Perle in der Weltkulturerbestadt Regensburg. Das Hauptmerkmal der Grundinstandsetzung ist, dass man davon auf den ersten Blick nicht viel sieht. Es geht nicht darum, den Eindruck zu erwecken, man habe alles neu gemacht, sondern es soll der Alterungsprozess der Architektur gezeigt und verzögert werden. Das ist ein ganz bemerkenswerter denkmalpflegerischer Ansatz, der plausibel ist“, so der Bischof über die gelungene Maßnahme.

Die letzte große Instandsetzung des Regensburger Domkreuzgangs fand 1861 bis 1868 statt. Neben der Erneuerung der Dächer, der Außenputze und in Teilbereichen der Innenputze erfolgten auch massive Eingriffe in den Gebäudebestand. Gewölbe und Empore der Kapelle St. Stephan wurden aus statischen Gründen abgebrochen und nach historischem Vorbild wieder neu errichtet. In der Folgezeit fanden meist nur Reparatur- und Ausbesserungsarbeiten im Rahmen des Bauunterhalts statt. Erst in den Jahren 1952/53 folgten mit Instandsetzungsarbeiten an den Kreuzgangflügeln und an St. Stephan sowie 1963/64 mit der partiellen Erneuerung der Dachstühle der Kreuzgangdächer wieder umfangreichere Baumaßnahmen.

Ziel: Charme der Gesamtanlage soll unverändert bleiben

2000 bis 2001 erfolgte die statische Ertüchtigung und Instandsetzung der Dachkonstruktion über dem Mortuarium. Die Allerheiligenkapelle erhielt 2007 nach einer Restaurierung der steinsichtigen Fassadenflächen schützende Putzschlämme. Die Instandsetzung von St. Stephan in den Jahren 2010 bis 2012 war die letzte umfangreichere Arbeit vor der Sanierung des Kreuzgangs. Die Schadenstypologie des Domkreuzgangs gliederte sich in statisch-konstruktive Schäden an Dächern, Gewölben, Wänden und Fundamenten sowie in restauratorische Schäden an Außenputz, Außenpfeilern, Epitaphien, Naturstein-Fenstern und Raumschalen. Restauratorisches Ziel war es, die Objekte überwiegend konservatorisch zu bearbeiten, die Oberflächen nachhaltig zu festigen und die Alterungszustände bewusst zu erhalten. Freilegungen und Rekonstruktionen standen nicht zur Diskussion. Der Einbau technischer Installationen erfolgte nur in geringem Umfang. Der "morbide Charme" der Gesamtanlage sollte unverändert erhalten bleiben. Die durchgeführten Instandsetzungs- und Restaurierungsarbeiten wurden durch detaillierte Schadensglossare, Maßnahmenkartierungen und Bestandsdokumentationen ausführlich beschrieben und festgehalten. Die statischen Sicherungsmaßnahmen an Dachtragwerken, Strebepfeilern, Außenwänden, Fundamenten und Gewölben wirken sich nachhaltig auf die Stabilität der gesamten Anlage aus und tragen so zur Sicherung der wertvollen Ausstattung im Kreuzgang, Mortuarium, in den Kapellen und den Domkapitelsälen bei. Die eingebaute Drainage unterbindet das Aufsteigen der Feuchtigkeit in den Sockelbereichen der Außenwände und die dadurch verursachte Wanderung gelöster Salze in die Putzflächen der Innenraumschalen. Die Installation einer einfachen Lüftungsanlage sorgt nun für die Verbesserung der raumklimatischen Verhältnisse durch eine Reduzierung von Feuchtigkeit in der Raumluft.

Die romanische Allerheiligenkapelle blieb von den Sanierungen unberührt (hier die oktagonale Kuppel).

Gestaltung der Kreuzganghöfe

Die unterschiedlichen Nutzungen der Kreuzganghöfe über Jahrhunderte hinweg sorgten in der Vergangenheit immer wieder für Schäden am Mauerwerk. Wurzelwerk von Bäumen und Sträuchern drang zudem unter die Fundamente der Kreuzgangaußenwände und verursachte Rissbildungen. Für die Neugestaltung der Kreuzganghöfe wurden aufgrund dieser Erfahrungen in der Vergangenheit nur Rasenflächen eingesetzt, die Wegeführung orientiert sich nun an den Außenwänden.

Karl Stock, Leiter des Staatlichen Bauamtes Regensburg, führte durch die beeindruckende Anlage (im Hintergrund die Allerheiligenkapelle).

Spuren von Bauten aus karolingischer Zeit entdeckt

Bei Grabungsarbeiten im Osthof kamen Mauerreste von Vorgängerbauten des Domkreuzgangs zum Vorschein, die vermutlich noch aus der karolingischen Zeit stammen. Während im Osthof nur Mauerstrukturen zu Tage traten, fanden sich im Westhof zahlreiche Funde, die auf Bestattungen hinweisen und somit auf eine frühere Nutzung als Friedhof schließen lassen. Im Zuge einer statischen Sondage-Grabung wurde in der Stephanskapelle die Bestattung eines "Peregrinus" entdeckt, der in einem kleinen Holzsarg im Jahr 1086 bestattet wurde. Eine Bleiplatte auf dem Schädel des Toten weist ihn als hohen ausländischen und geistlichen Würdenträger aus, der nach Errichtung der neuen Stephanskapelle hier seine letzte Ruhestätte fand. Das Jahr 1086 auf der Bleiplatte ist nach dem in der Weihinschrift der Kapelle genannten Jahr 1070 die zweitälteste dokumentierte Datumsangabe im Kreuzgangareal.

Museale Nutzung mit barrierefreier Erschließung

Der sanierte Domkreuzgang soll zukünftig nach Plänen des Bistums Regensburg als Sommermuseum in das bestehende Museum mit seiner Kunstsammlung des Bistums integriert werden. Für die barrierefreie Erschließung des Kreuzgangs sorgt ein Plattformlift an der Ostseite, mit dem sich der Höhenunterschied von etwa 2,5 Metern von der Fußgängerebene aus nach unten überwinden lässt. Damit ist der gesamte Regensburger Dombezirk mit St. Peter, St. Ulrich und der Niedermünsterkirche nun barrierefrei zugänglich. Das Staatliche Bauamt Regensburg hat die Instandsetzungsarbeiten im vorgesehenen Zeit- und Kostenrahmen abgeschlossen.

Bischof Rudolf zeigte sich beeindruckt von den behutsam durchgeführten Sanierungsmaßnahmen (v.l.n.r.: der Caritasvorsitzende Michael Dreßel, Domkapitular Johann Ammer, Bischof Dr. Rudolf Voderholzer, Dompropst Dr. Franz Frühmorgen und Karl Stock).

Aufbau der Anlage

Die Doppelkreuzganganlage besteht aus dem Domkapitelhaus, dem westlichen Domkreuzgang, dem Mortuarium, der Allerheiligenkapelle, der Kapelle St. Stephan (im Volksmund auch "der alte Dom" genannt) sowie dem östlichen Domkreuzgang. Das mit Elementen spätgotischer Architektur versehene Domkapitelhaus entwickelte sich aus dem Seitenschiff des romanischen Vorgängerbaus des heutigen Doms. Reste des ottonischen Doms sind hier noch erhalten. Im Erdgeschoss befinden sich das Lapidarium, die Kapelle zur Rast, die Kapelle der Verlassenheit und die Michaelskapelle. Im Obergeschoss liegen drei prunkvoll ausgestattete Domkapitelsäle. Der westliche Domkreuzgang stammt aus dem 11./12. Jahrhundert und schließt über eine Treppenanlage unmittelbar an das Domkapitelhaus an. Das Mortuarium trennt den westlichen und östlichen Kreuzgang und bildet die axiale Verbindung zur Kapelle St. Stephan. Der ursprünglich schmale Verbindungsgang wurde Ende des 11. Jahrhunderts nach Westen hallenartig erweitert, später eingewölbt und Anfang des 16. Jahrhunderts mit reich skulptierten Fenstergewänden der Frührenaissance ausgestattet. Die Allerheiligenkapelle liegt mittig an der östlichen Außenwand des Mortuariums. Sie wurde um 1150 als Grabkapelle errichtet und gilt als Werk lombardischer Baumeister. An die römische Lagermauer angebaut, in der Achse des nördlichen Domzugangs, liegt die bischöfliche Kapelle St. Stephan, die 994 erstmals erwähnt wird. Sie stellt im Kreuzgangareal das Bauwerk mit der ältesten nachgewiesenen Datierung dar.

Text: Christian Brunner, Werner Hollnberger, Jakob Schötz; Fotos: Jakob Schötz



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