Bischof Gerhard Ludwig Müller: „Macht und Prestige spielten innerhalb der Kirche keine Rolle“ - Gedenken am Grab des früheren Bischofs Rudolf Graber
Bischof Gerhard Ludwig Müller zelebrierte im Hohen Dom St. Peter ein Pontifikalamt, in dem er anlässlich dessen 20. Todestages des Bischofs Rudolf Graber gedachte. Weihbischof Reinhard Pappenberger und Mitglieder des Domkapitels konzelebrierten, der Chor der Regensburger Domspatzen gestaltete das Amt, zu dem mehrere hundert Gläubige gekommen waren, musikalisch.
In seiner Predigt erinnerte Bischof Gerhard Ludwig daran, dass Bischof Rudolf Graber am 31. Januar 1992 gestorben sei. Von 1962 bis 1982 leitete er als Bischof das Bistums Regensburg. Die letzten zehn Jahre seines Lebens verbrachte der emeritierte Bischof in Aufhausen. Bischof Gerhard Ludwig stellte fest, dass auch die in Christus Entschlafenen zum Leib Christi, also der Kirche gehörten. "Sie beten für die auf Erden pilgernde Kirche. Sie bauen uns auf durch das Vorbild, das sie uns hinterlassen haben". Er ging in seiner Predigt nicht auf die biografischen Daten des Verstorbenen ein, sondern auf die Berufung und die Sendung, die Bischof Rudolf Graber anvertraut worden sei. Dies sei sicher im Sinne des Verstorbenen, meinte der Bischof. Er erzählte, dass er oft vor allem von Kindern und Jugendlichen gefragt werde, wie man Bischof werde, wie ein Bischof lebe und vor allem auch, wie sich das Bischofsamt in der Bibel und in der Glaubenslehre begründe. Dabei stellte er fest, dass man das Amt eines Bischofs nicht wie in einer Berufsbeschreibung darstellen könne. "Man muss auf Jesus Christus verweisen,". Jesus, der Sohn Gottes habe das Menschsein angenommen. Um das Evangelium zu verkünden und das Reich Gottes zu verbreiten, habe er aus seinem Jüngerkreis zwölf Apostel erwählt. Diese zwölf Apostel seien sozusagen die ersten Bischöfe der Urkirche gewesen. Sie wiederum hätten Nachfolger zu ihrem apostolischen Dienst eingesetzt, die die Kirche Gottes weiterleiten, heiligen und auch lehren sollten. "Bischöfe sind Lehrer, Hirten und im liturgischen-sakramentalen Handeln Priester des guten Hirten, der sein Leben für die Schafe dahingegeben hat," erklärte der Bischof. Allmählich hätte sich in den einzelnen Ortskirchen, die später zu Diözesen oder Bistümern wurden, ein dreifaches Amt herausgebildet: "Der Bischof stellt die Einheit dar und vergegenwärtigt Christus als "Hirten und Bischof"(1 Petr 2,25). Die Priester verkünden mit ihm und unter seiner Leitung das Wort Gottes, spenden die Sakramente und leiten als Hirten die Pfarrgemeinden, aus denen sich die Bischofskirche, also das Bistum zusammensetzt. Dazu gibt es schließlich die Helfer des Bischofs und der Priester, die Diakone genannt werden", stellte der Regensburger Oberhirte fest. Der Bischof verfüge dabei über eine geistliche Vollmacht, damit die Menschen durch die Verkündigung und die Liturgie zu Christus geführt würden. In der Kirche gehe es dabei ausschließlich um den Dienst am Heil der Menschen. Macht, Rang, Einfluss, Überlegenheitsgebaren oder die Ressentiments derjenigen, die meinen, nicht genug wert geschätzt zu werden, hätten keinerlei Bedeutung. „Die apostolische-bischöfliche Verfassung der Kirche wurde im Zweiten Vatikanischen Konzil mit dem Begriff ´hierarchisch-sakramental´ bezeichnet. Das griechische Wort ´Hierarchie´ bedeutet hier jedoch nicht Herrschaft, sondern ´Heiliger Ursprung´“. Macht und Prestige dürfen innerhalb der Kirche keine Rolle spielen. Schließlich sei das sakramentale Wesen der Kirche in keiner Weise mit einer menschlich-politischen Organisation zu vergleichen: „ Wir stellen der Forderung nach einer Ent-Hierarchisierung und Demokratisierung der Kirche keine gegenteiligen Forderungen entgegen. Wir müssen vielmehr erkennen, dass die Kirche nicht in diese innerweltlichen Schemata und Kategorien fällt. Sie ist im Mysterium Gottes begründet, in seinem universalen Heilswillen, ´dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen´(1 Tim 2,4) ". Christus selbst habe die Bischöfe als Nachfolger der Apostel eingesetzt im Sakrament der Weihe, damit Sie als Hirten, Verkünder und Seelsorger wirkten. Bischof Gerhard Ludwig Müller forderte alle jungen Christen, die die Berufung zum geistlichen Leben in sich spürten, auf, dieser Berufung nachzugehen. "Es gilt Jesus Christus nachzufolgen!" sagte der Bischof. Am Schluss seiner Predigt stellte er fest, dass Bischof Rudolf Graber in der unerschrockenen Verkündigung des Glaubens, in der Sorge um die Christusnachfolge der Christen im Leben und um ihr ewiges Heil in Gott bis heute ein Vorbild sei. Nach dem Schlusssegen gingen Bischof Gerhard Ludwig Müller, Weihbischof Reinhard Pappenberger und das Domkapitel in die Krypta des Hohen Doms, um dort vor dem Grab Bischof Rudolf Grabers zu beten.